Brauchtum: Wie entstehen die Schramberger Narrenfiguren? Bildhauerin Andrea Wörner schnitzt Larven

Viele Stunden Arbeit stecken in den Larven der Schramberger Fasnetsfiguren – das weiß Bildhauerin Andrea Wörner, die einem schnöden Stück Holz Leben einhauchen und es in ein charakteristisches Gesicht verwandeln kann.

Schramberg. Mindestens 25 Stunden dauert es, bis aus dem großen Holzklotz eine hölzerne Maske entstanden ist, erzählt Andrea Wörner, die in Hornberg aufgewachsen ist und inzwischen in Schiltach lebt.

In der H.A.U. hat sie sich eine kleine Werkstatt eingerichtet. Dort entstehen – neben vielen ihrer anderen Arbeiten, die die freischaffende Bildhauerin beispielsweise für die Bistümer Mainz, Speyer oder Trier fertigt – auch Larven für die Schramberger Kleidle. Zum Larvenschnitzen kam Wörner, die für ihre Arbeiten viel unterwegs ist und außerdem am Progymnasium Alpirsbach Kunst unterrichtet, vor vielen Jahren über Bekannte, die bei ihr anfragten.

Verwendet wird Lindenholz, das mindestens zwei Jahre gelagert wurde: "Das ist sehr fein, in alle Richtungen schnitzbar und es lässt sich ins Detail arbeiten", erklärt Wörner, der die Freude an ihrer Arbeit anzumerken ist.

Bevor sie sich an die Arbeit macht, misst sie den Kopf des späteren Trägers aus – die Augenabstände, die Breite und Länge des Gesichts. Schließlich soll hinterher alles passen. Dann arbeitet sich Wörner von der Nase als höchstem Punkt immer weiter vor.

Anfangs benutzt sie ein recht großes Schnitzeisen, um das Holz grob wegzunehmen. Gegen Ende beginnt die Detailarbeit – hier eine Falte, dort ein markant hervorstehendes Kinn. So beispielsweise verleiht sie einem Narro seinen Charakter. Die geschliffene Rohlarve wird der Narrenzunft zur Abnahme vorgelegt – wenn es grünes Licht gibt, ist die Arbeit von Wörner beendet. Im Gegensatz zu manchen ihrer Larven-Schnitzer-Kollegen bemalt sie die Masken nicht. "Das ist eine Kunst für sich, das überlasse ich anderen", sagt sie.

Seit 20 Jahren ist Wörner selbstständig. In dieser Zeit hat sie grob geschätzt eine Larve, darunter Narros, Bach-na-Fahrer und Hansel, pro Jahr gefertigt, "wie die Anfragen eben reinkamen", erzählt sie. "Es ist jedes Mal wieder eine Herausforderung", sagt Wörner mit leuchtenden Augen – es sei eine "tolle Sache mit viel Tradition". Sie denke sich in jede Larve und ihren Charakter hinein.

Der Geist der Fasnet weht übrigens das ganze Jahr durch ihre Werkstatt – früher wurden dort die Zuber der Bach-na-Fahrt gebaut. "Das passt also", findet Wörner. Auch die Bildhauerin ist der Raum gut geeignet, die Ausleuchtung gut: "Es gibt hier Tageslicht ohne Sonne – das sorgt für ein gleichmäßiges Licht", erläutert sie. Schließlich soll am Ende jede Falte genau dort sitzen, wo Wörner sie haben möchte.