Ein Botschafter seines Stadtteils

Schramberg-Waldmössingen. Der Jubilar blickt auf ein bewegtes und erfülltes Leben zurück, das er gemeistert hat, in dem er alten Werten treu blieb, aber auch für neues Denken offen war. Durch sein langes Leben, in dem der Jubilar bis in sein hohes Alter immer aktiv gewesen ist, haben Franz Dilger viele gute Eigenschaften und Fähigkeiten getragen, die seiner Familie eigen sind. Dieses Erbe aus großer Liebe zur Familie, Meisterschaft im Beruf und Bereitschaft zu Unternehmertum, treuem Bekenntnis zum christlichen Glauben und zur katholischen Kirche sowie jahrzehntelangem Engagement für Heimat, Gemeinschaft und Kulturpflege formten ihn zu einer profilierten Persönlichkeit, die sich auf allen Gebieten seines Lebens und Wirkens hohe Anerkennung erworben hat.

Als "Botschafter" des Stadtteils Waldmössingen hat er seinen Heimatort in der Großen Kreisstadt Schramberg bestens repräsentiert - sei es als Stadt- und Ortschaftsrat, als Kirchengemeinderat oder als Mitglied in zahlreichen Vereinen, die ihn mit der Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet haben.

Mit besonderer Leidenschaft widmete er sich der Fasnet, so dass er sich bei einem Klinikaufenthalt sogar die originelle Mütze des traditionsreichen "Sauwadelclubs" ans Krankenbett bringen ließ, weil er am "Schmotzigen Donnerstag" nicht wie gewohnt ins Gasthaus Kreuz gehen konnte.

Geboren wurde der Jubilar am 26. März 1927 als erstes von sechs Kindern des Landwirtes und Schreiners Johannes Dilger (1896 bis 1988) und seiner Ehefrau Mathilde Dilger (1897 bis 1983) in Mahlstetten auf dem Großen Heuberg. Die Beziehung zu Waldmössingen ergab sich über seine Mutter, die von dort stammte und 1939 mit der Familie in ihren Heimatort auf der Hochebene zwischen Neckartal und Schwarzwald zurückkehrte. Nach dem Besuch der Volksschule wurde Franz Dilger bei den Mauser-Werken in Oberndorf am Neckar zum Mechaniker ausgebildet.

Im Zweiten Weltkrieg meldete er sich freiwillig zur Kriegsmarine, um der Waffen-SS zu entgehen. Das Kriegsende erlebte er im Frühjahr 1945 in Norddeutschland und konnte im Sommer 1945 in seine Heimat zurückkehren. Mit der NS-Zeit hat er sich – auch sehr selbstkritisch – zeitlebens auseinandergesetzt.

Wie viele aus seiner Generation krempelte Franz Dilger mit der ihm eigenen Tatkraft in der Nachkriegszeit die Ärmel hoch. Er machte eine zweite Berufsausbildung als Schreiner, übernahm die Werkstatt seines Vaters und baute sie mit großem Fleiß, Geschick und Erfolg zu einem bekannten Möbelhaus in der Region aus.

1957 gründete er mit seiner Ehefrau Lena Dilger (1927 bis 2004) eine Familie, der vier Kinder geschenkt wurde. Sein Sohn Gebhard Dilger übernahm 1994 das elterliche Geschäft, blieb zwar in der Branche, schlug aber mit der Übersiedlung nach Vietnam eine ganz neue Richtung ein. Franz Dilger hätte zwar gerne die Fortführung seines Geschäfts in Waldmössingen gesehen, lernte mit der Zeit aber auch die Reisen zur deutsch-vietnamesischen Familie seines Sohnes schätzen, durch die er einen neuen Kulturkreis kennen lernte.

Seine Weltoffenheit beweisen auch seine langjährigen Kontakte zu katholischen Geistlichen aus Indien und ganz besonders eine mittlerweile über 50 Jahre währende Freundschaft zu einer Familie in Dänemark, die er ihm als "Völkerverständigung im Kleinen" sehr am Herzen liegt.

Nach dem Tod seiner Frau, die sehr krank war und von ihm fürsorglich betreut wurde, begann er sich verstärkt mit der Heimat- und Kirchengeschichte von Waldmössingen zu beschäftigen, die ihn immer schon interessiert hatte. Er sammelte wertvolle Fotos und Dokumente, arbeitete ehrenamtlich im Stadtarchiv Schramberg mit und unterstützte mit Rat und Tat die Ausstellungen des Fördervereins zur Heimatpflege Waldmössingen im "Zigeunerhäusle", dem der den Namen "unser Kulturhaus" gegeben hat.

Seinen 90. Geburtstag wird Franz Dilger am Sonntag im Kreis seiner Familie und seiner Freunde feiern.