Tacheles wurde im "Löwen" geredet: Ortsvorsteher Lutz Strobel informierte über den neuesten Stand der Dinge, aber auch die Bürger hielten mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg. Foto: Dold Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Ortsvorsteher spricht mit den Bürgern / Bei der Halle sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden

Hier wird Kommunalpolitik nicht im Hinterzimmer gemacht, sondern vor den Augen der Öffentlichkeit: Beim Bürgerstammtisch im "Löwen" konnten die Tennenbronner Ortsvorsteher Lutz Strobel ihre Meinung kund tun.

Schramberg-Tennenbronn. Bürger wie Peter Steidinger, Peter Kunz oder Thomas Waldvogel ließen sich hier nicht zwei Mal bitten. Allerdings: Die Frauenquote ließ sehr zu wünschen übrig, unter den 20 Teilnehmern befanden sich ausschließlich Männer. Der Stammtisch blieb also in Tennenbronn eine Männerdomäne.

Räumdienst

Aber eine, in der Deutsch geredet wurde. Peter Steidinger, der selten ein Blatt vor den Mund nimmt, missfiel beispielsweise, dass in Schramberg sämtliche Bushaltestellen fein säuberlich geräumt seien, in Tennenbronn jedoch über riesige Schneeruder gestiegen werden müsse. Auch vor den Geschäften sei das ähnlich. "Das Schippen müsste doch dort möglich sein, schließlich zahlen die Leute Gewerbesteuer", polterte er. Der Bauhof und die Stadt müssten hier räumen, nicht die Geschäftsleute, bestätigte Strobel. Bernhard Klausmann hingegen lobte den Räumdienst im Außenbereich, der einwandfrei funktioniere.

Halle

An dem Thema sei der Ortschaftsrat mit Nachdruck dran, betonte der Ortsvorsteher. Am Dorfweiher fehle derzeit ein Grundstück, das noch nicht im städtischen Besitz sei. Dieses soll bis Anfang April erworben werden. Im April werde es ein Gespräch mit den Vereinen und Organisationen zum Thema geben. Im Mai soll ein Förderverein für den Hallenneubau gegründet werden. Allerdings habe der Standort Dorfweiher seine Tücken. Die Zufahrt sei schwierig wie der Hochwasserschutz. Zudem brauche man einen Bebauungsplan.

Sollte es am Dorfweiher nicht funktionieren, sei auch ein Abbruch der bestehenden Halle sowie ein Neubau am selben Standort denkbar. "Dann hätten wir aber ein bis zwei Jahre keine Halle", gab Strobel zu bedenken. 250 000 Euro an Planungsmitteln seien jedenfalls im Haushalt der Stadt Schramberg enthalten, informierte der Ortsvorsteher.

"Es gibt keine Gründe, vom Standort Dorfweiher abzuweichen", sagte Strobel auf eine Nachfrage von Manuel Ernst. "Allerdings müssen wir bald in die Pötte kommen", mahnte er. Sollte es am Dorfweiher nicht funktionieren, müsse so man rechtzeitig eine Alternative parat haben.  

Kleinspielfeld

Die Trainingszeiten auf dem Kunstrasen sind vom FV Tennenbronn nahezu minutiös durchgetaktet – und doch gibt es angesichts der aktiven Mannschaften und 200 Kindern und Jugendlichen im Fußballverein bereits Engpässe. Abhilfe soll ein Kleinspielfeld in Richtung Wald schaffen. Bis es aber soweit ist, wird noch viel Wasser an der Bachwirtschaft vorbei fließen.

Zunächst, so Strobel, müsse das Verfahren zum Flächennutzungsplan im Mai in die nächste Runde gehen. "Das ist fast eine Doktorarbeit. Dabei bräuchte der Verein das Kleinspielfeld dringend", seufzte der Ortsvorsteher. Vom Bau ist man dann aber immer noch ein gutes Stück entfernt, da dann erst ein Bebauungsplan erstellt werden muss. Dann können sich auch die Anwohner zu dem Vorhaben äußern.

Friedhöfe

Im Schweinsgalopp ging es weiter zum nächsten Thema. Ihm sei, so Strobel, der kunterbunte Mix zwischen Schotter, Splitt und Gras aufgefallen. Auch die Zugänglichkeit zu den Gräbern sei zum Teil schwierig. Im April werde sich der Ortschaftsrat des Themas annehmen und ein Gesamtkonzept erarbeiten. Zudem könne man auch über eine Urnenwand nachdenken.

Bernhard Klausmann fragte sich angesichts vieler Freiräume auf den Friedhöfen, ob da schon bald einer ausreichen würde. Ein solches Signal, entgegnete Strobel, müsse aus der Bürgerschaft kommen. Er könne nicht nach drei Monaten im Amt so etwas im Alleingang angehen.

Zudem störte sich Klausmann daran, dass es keine Aussegnungshalle gebe und die Leute Wind und Wetter ausgeliefert seien.

Bauplätze

Er wisse, monierte Thomas Waldvogel, von mehreren einheimischen Familien, die Tennenbronn gen Hardt oder St. Georgen verlassen hätten, da sie vor Ort keinen Bauplatz gefunden hätten. Das Gebiet "Bergacker III", so Strobel, sei nicht optimal zu bebauen, im "Bergacker IV" entstünden 13 Bauplätze. Allerdings gebe es im Ortskern viele Leerstände, sodass man von einst knapp 4000 Einwohnern auf unter 3600 geschrumpft sei. "Wir wollen junge Familien in den Ortskernen, aber auch den Baugebieten", gab Strobel die Richtung vor. Immerhin: "Die Anzahl der Geburten ist gut, die Kindergärten bleiben ausgelastet", so die Prognose.

Peter Steidinger verwies auf freie Bauplätze im Dorf, beispielsweise am Dorfberg oder der Schillerstraße. Der Ortsvorsteher wünschte sich Sanierungen von Gebäuden, um Wohnraum zu schaffen. Allerdings, entgegneten Kritiker, seien Auflagen wie neue Heizungen oder Dachisolierungen von älteren Hauseigentümern nicht zu stemmen.

Krone-Areal

Eine Rundfahrt zum Thema Krone-Areal findet am Samstag, 14. April, statt. Dabei werden ähnliche Gebäude besichtigt, die ebenfalls einer neuen Nutzung zugeführt wurden. "Die Entwicklung dieses Filetstücks von Tennenbronn kann nur miteinander geschehen", erklärte Strobel. Das Gebäude soll erhalten werden. Welche Nutzung dort entstehen soll, ist aber noch offen. Denkbar sind Wohnungen oder sogar ein Café.

Eines muss man Ortsvorsteher Lutz Strobel lassen: Er wollte sich volksnah geben und dieses Versprechen löst er bislang ein. Es gibt kaum eine Veranstaltung in Tennenbronn, bei der er nicht zu sehen ist. Nun folgte der Bürgerstammtisch im "Löwen", der Basisdemokratie pur war. Die Tennenbronner konnten dem Ortsvorsteher ungefiltert berichten, was ihnen auf den Nägeln brennt. Die Spanne reichte von einer neuen Halle über Bauplätze, Probleme mit Räumdienst und Dorfweiher bis hin zu Hundehaufen am Wegesrand. Strobels Auftrag ist es nun, die Sorgen der Bürger ernst zu nehmen und sich mit dem Ortschaftsrat dafür einzusetzen, dass die Tennenbronner Anliegen in Schramberg Gehör finden. Denn auch in der Talstadt wird Geld gebraucht – für die Landesgartenschau und den kostspieligen Schulcampus, zum Beispiel. Man darf also gespannt sein.