Oberzunftmeister Ha-Pe Marte (von links) hat mit Stefan Flaig einen neuen Kassierer, mit Sven Neuschwender und Alexandra Vondrach zwei bewährte Säckelprüfer an seiner Seite. Nach 23-jähriger Amtszeit scheidet Aldo Zandonella aus. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder-Bote

Freizeit: Frühjahrsversammlung der Freien Narrenvereinigung Mittlerer Schwarzwald im Sulgener "Hasen"

Die Narrenvereine sollen ihre Fasnet so gestalten, wie sie in den Ort passt. Und sich nicht an Verbänden orientieren, die nach den Sternen greifen wollen.

Schramberg-Sulgen. Berthold Schneider, Präsident der Föderation Europäischer Narren (FEN) in Baden-Württemberg, erinnerte bei der Frühjahrsversammlung der Freien Narrenvereinigung Mittlerer Schwarzwald (FNMS) im Restaurant Hasen die Zunftvertreter an ihre ureigene Aufgabe.

Für die Vereine gebe es nur eines: Brauchtum erleben und hochhalten. Die Fasnet müsse bodenständig bleiben und erlebt werden wie früher. Die Vereine müssten sagen, was sie wollen, nicht die Verbände. All die Kinder und Jugendlichen, die an der Fasnet tanzen und mitmachen, das sei die Zukunft und das Gold, das man zum Weiterbestehen brauche, hob Schneider hervor.

Letztmals gab Säckelmeister Aldo Zandonella Auskunft über die Finanzen. Dass das Ergebnis mit einem Minus abschließe, sei der Kauflust von Oberzunftmeister Hape Marte geschuldet. Der habe die Bändel für den Kindernarrensprung für drei Jahre im Voraus bestellt, tadelte der Säckelmeister. Bei den Neuwahlen wurde Stefan "Stoffel" Flaig zum Nachfolger gewählt. Im Amt bestätigt wurden FNMS-Chef Marte und die beiden Säckelprüfer Alexandra Vondrach und Sven Neuschwender.

Die Fasnetrückblicke der Mitgliedszünfte gaben einen Einblick darüber, wo besonders schöne Stunden bei befreundeten Zünften erlebt wurden. Klaus Hörl von der Narrenzunft Aichhalden empfahl die Umzüge in Dornstetten und Rottenburg. Erstmals in seiner siebenjährigen Amtszeit als Zunftmeister habe er eine Schlüsselübergabe in einem Feuerwehrfahrzeug erlebt. Aus Sicht der Hecke-Pfiefer Locherhof, die in der Mühlbachhalle mit den FNMS-Zünften eine rauschende Geburtstagsparty zum 30-jährigen Bestehen feierten, ist dagegen beim Brauchtumsabend in St. Georgen einiges schief gelaufen. Die Gastgeber hätten sich nicht mal im eigenen Häs präsentiert. Schlechte Erfahrungen machten dort auch die Prieme Stumpe Tennenbronn, wie Gildechefin Helga Woelk verriet.

Alexandra Vondrach von der Teufels- Magdzunft Schiltach beklagte, dass junge Heranwachsende manchmal nicht wüssten, worum es bei der Fasnet gehe. Oft werde sie von ihnen gefragt, ob bei Auswärtsbesuchen das Häs zu Hause gelassen werden dürfe. "Da müssen wir noch viel Überzeugungsarbeit leisten, aber wir arbeiten fest daran", versicherte sie. Auf Hochtouren arbeitet die Katzenzunft Hardt an den Vorbereitungen für ihr 60-jähriges Bestehen am 3. und 4. Februar 2018 mit Showtanzabend und großem Umzug. Weil sich die Narren aufgrund der Sanierung der Festhalle im Zelt treffen, sagte Zunftmeister Jürgen Ganter die Ausrichtung des Kindernarrensprungs ab. Ein Ersatzgastgeber wurde spontan nicht gefunden.

Bis zur Herbstversammlung Ende Oktober, die im "Sternen" Mariazell stattfindet, will Marte dies geregelt haben. Die Idee, den Kindernarrensprung erstmals zusammen mit dem Narrenring Waldgau in Alpirsbach zu veranstalten, wurde aus logistischen Gründen verworfen. Da die Narrenzunft Aichhalden am 1. Juli ihr Sommerfest mit Lebendkickerturnier am Narrenstüble feiert, wurde der Sommertreff der FNMS in Hardt auf den 15. Juli verschoben. Vorgesehen ist eine 20 Kilometer lange Wanderung mit mehreren Verpflegungsstationen.

Auch für die Fasnet 2019 notierten sich die Mitgliedszünfte mehrere Termine, um nicht gegenseitig um die Besucher zu buhlen. Vom 11. bis 13. Januar feiern die "Hagen-Henker" Beffendorf ihr 50-jähriges Bestehen. Am 25. und 26. Januar sind die "Heuliecher" Mariazell, vom 1. bis 3. Februar die "Speckmockelzunft" Bösingen und am 15. und 16. Februar der "Hooriger Hund" in Feierlaune. Alle drei Zünfte können auf jeweils 60 Mitgliedsjahre zurückblicken.

(lh). Bei der Zunftmeisterversammlung bei Sulgens Obernarr Helmut Bergthal im "Hasen" sorgte Oberbürgermeister Thomas Herzog für Heiterkeit. Er wisse wohl, dass die Stadtverwaltung einiges dafür tue, um immer wieder Stoff fürs Narrenblättle zu liefern. Dafür bekomme er beim Umzug in Sulgen seit Neuestem sogar einen richtigen Schal, frotzelte der Oberbürgermeister. Nicht allein die Stadtverwaltung, korrigierte Oberzunftmeister Hape Marte das Stadtoberhaupt, liefere Geschichten für das Schnurren. Ein mancher Bürger und Leserbriefeschreiber bemerke erst nach sage und schreibe sieben Jahren, dass ein Auto mit Werbeschriftzug die Obernarren durch den Umzug chauffiere. Andererseits war es Marte ein Rätsel, weshalb in der Hauptversammlung der Narrenzunft Waldmössingen von einer schönen kurzen Fasnet berichtet wurde. Er müsse da mal mit Manuel Häring reden, welchen Kalender er benutzt habe. Dies veranlasste die Vertreter der Mitgliedszünfte bei ihrem Fasnetsrückblick spöttisch so zu beginnen: "Wir hatten eine schöne und lange Fasnet".