Foto: Schwarzwälder-Bote

"Es kommt drauf an, was man draus macht" – dieser Werbeslogan

"Es kommt drauf an, was man draus macht" – dieser Werbeslogan aus den 1980er-Jahren, eigentlich für Beton kreiert, könnte bald die Parole für die Stadtwerke Schramberg werden. Nämlich dann, wenn das erste Gebäude, das man von Schramberg erblickt, ein rund 20 Meter hoher Faulturm auf dem Gelände der Kläranlage sein wird.

Weil der alte Faulturm rund 40 Jahre alt ist, muss ein neuer her. Kosten: 1,8 Millionen Euro. Dieser soll zwischen dem Parkplatz und der Uferböschung entstehen. Also aus Richtung Schiltach kommend nicht zu übersehen, aus Richtung Stadtmitte nur mit Mühe. Und so kommt es, dass sich nicht nur die älteste Stadt in Baden-Württemberg, sondern nun auch Schramberg mit dem Turm-Thema auseinandersetzen darf. Zugegeben, einige Unterschiede gibt es schon. Der Hype wird hier nicht so groß werden – was nicht nur den Maßen, sondern auch dem Innenleben des Turms geschuldet sein dürfte. Während man in Rottweil den Koloss mit stolz geschwellter Brust der ganzen Welt präsentiert, wird dies aller Voraussicht nach in Schramberg nicht ganz so ablaufen. Die Verwaltung und die Stadtwerke stehen zu ihrem Türmchen, keine Frage. Es ist ja auch notwendig. Aber so ein Faulturm ist von Haus aus eben nicht ganz so effektvoll, wie der große Bruder in Rottweil.

Klaus Dezember vom städtischen Tiefbauamt führt die Stadträte des Ausschusses für Umwelt und Technik in ihrer Sitzung am Donnerstag "in die Tiefen des Faulturms" ein, wie es Oberbürgermeister Thomas Herzog formuliert. Demnach sei ein Abriss des bestehenden Faulbehälters und ein Neubau am alten Standort unwirtschaftlich, da dann für lange Zeit Provisorien betrieben werden müssten und keine Verstromung des Klärgases erfolgen könne. Mit dem wird nämlich auch ein Blockheizkraftwerk (BHKW) gespeist.

Die Genehmigungsplanung für den Turmbau wurde bereits eingereicht. Wie bitte? Das lässt Stadtrat Jürgen Kaupp (CDU) aufhorchen. "Da haben wir ja gar nichts mehr zu entscheiden", stellt er nüchtern fest und enthält sich bei der Abstimmung. Herzog ruft in Erinnerung, dass durch die Genehmigung des Wirtschaftsplans der Stadtwerke dieses Vorhaben vom Gemeinderat bereits vor einiger Zeit abgenickt worden sei. Einmal die Unterlagen nicht aufmerksam studiert, trotzdem die Hand gehoben und schwupps hat man einen Turm an der Backe. "Das erste Gebäude, das man von Schramberg künftig sieht, ist ein 20 Meter hoher Turm", meint Kaupp schier fassungslos. An dieser Stelle mache der Turm nicht gerade einen tollen Eindruck, räumt der Oberbürgermeister ein. "Aber irgendwo muss er halt hin." Und er lockt: "Man kann ihn werblich nutzen." "Den Faulturm?", zweifelt Kaupp. Herzog: "Jawohl, den Faulturm."

Eine Gemeinde im Hochschwarzwald sucht aktuell mit einem Plakat am Ortseingang nach einem Landarzt. Vielleicht sind am Stadtwerke-Türmchen bald Banner gespannt: "Die Schramberger Talstadt bietet Platz für einen Metzger." Oder: "Geldgeber für Freibad-Sanierung gesucht." Ja, es kommt eben drauf an, was man draus macht.

Schließt sich nächste Woche der Gemeinderat dem Ja der Ausschuss-Mitglieder an, soll im Dezember mit dem Turmbau begonnen werden. Anschließend wird nach Werbekunden Ausschau gehalten – und vielleicht auch nach tauglichen Slogans. Aber das ist in Schramberg eine andere Geschichte.