Die drei Generationen der Fotografenfamilie Kasenbacher von links: Franz Kasenbacher, Karl Kasenbacher, Annette Kasenbacher und Martin Kasenbacher (oben). Links ein Familienbild von Franz Kasenbacher aus dem Jahr 1930, rechts eine der ersten Postkarten von Franz Kasenbacher mit dem Blick vom Tischneck auf Schramberg aus dem Jahr 1927. Fotos: Stadtarchiv/Kasenbacher Foto: Schwarzwälder-Bote

90 Jahre Foto Kasenbacher in Schramberg: Von der Werkstätte für Lichtbildkunst zum modernen Fotostudio

Von Carsten Kohlmann

Schramberg. Das Fotogeschäft Kasenbacher befindet sich seit 90 Jahren im Familienbesitz und ist in der mittlerweile dritten Generation auf Erfolgskurs. Am Wochenende laden die Geschwister Annette und Martin Kasenbacher Freunde und Kunden zum Jubiläum ein.

Am 19. März 1925 eröffnete Franz Kasenbacher (1898 bis 1985), der Großvater der beiden heutigen Geschäftsführer, eine "Werkstätte für Lichtbildkunst" in Schramberg. Auf Kundschaft musste er nicht warten, fanden sich doch gleich am ersten Tag mehrere Kunden ein, denen bis heute unzählige Kunden folgten. "Jeder hat irgendwie mit uns einmal Kontakt gehabt", freut sich Annette Kasenbacher, "irgendwo gibt es immer ein Bild, das von uns ist."

Selten hat ein Fotogeschäft heute noch eine so lange und reiche Erfahrung vorzuweisen wie Foto-Kasenbacher. Wie bereits der Firmengründer fotografieren auch seine beiden Enkel ihre Kunden von der Kindheit über die Hochzeit bis zum Familienleben in allen Lebenslagen.

Das Erfolgsrezept aller drei Generationen sind Begeisterung für die Fotografie und die Bereitschaft zu kontinuierlichem Fortschritt, der gerade im Zeitalter der Digitaltechnik von großer Bedeutung ist. Wie bereits ihr Großvater und ihr Vater verstehen es auch die Enkel meisterhaft, in ihren Fotos einzigartige Momente einzufangen und besondere Stimmungen widerzuspiegeln.

Die Geschichte des Fotogeschäftes ist sogar noch deutlich älter als lange bekannt war, da es in direkter Linie auf Franz Landenberger (1882 bis 1907) zurückgeht, der es 1906 in der Sängerstraße 6 gegründet hat. Nach seinem frühen Tod wurde es 1907 von Albert Ulmschneider (1878 bis 1940), 1909 von Josef Porer (1886 bis 1878) und 1913 von Oskar Schmid (1889 bis 1959) übernommen, dem 1925 schließlich Franz Kasenbacher folgte, der durch eine Verkaufsanzeige auf die Lichtbildwerkstätte im Schwarzwald aufmerksam geworden war.

Mit dem Gründungsjahr 1906 ist Foto Kasenbacher heute eines der ältesten Fachgeschäfte in Baden-Württemberg mit hohem Bekanntheitsgrad. Die Familientradition reicht sogar bis in das Gründungsjahr zurück, da Franz Landenberger ein Onkel von Maria Kasenbacher (1909 bis 1997) war, mit der sich Franz Kasenbacher im Jahr 1930 verheiratet hat. Franz Kasenbacher stammte aus Laufen in Oberbayern und hat von 1911 bis 1914 im "Modernen Atelier für Photographie" von Anton Grainer in Traunstein gelernt, der von Prinzregenten Luitpold von Bayern mit dem Titel "Hoffotograf" ausgezeichnet worden war. Nach kurzer Geschäftsführertätigkeit in Berchtesgaden wurde er 1916 zur Königlich Bayrischen Fliegerabteilung 304 b eingezogen, die mit rund 300 Soldaten im Herbst 1917 im Nahen Osten und insbesondere in Palästina zur Luftaufklärung zum Einsatz kam. Ein beeindruckendes Fotoalbum aus dieser Zeit befindet sich bis heute im Familienbesitz.

In seinem neuen Wohnort begann Franz Kasenbacher mit dem bewussten Blick des Zugezogenen auch bald mit der Landschaftsfotografie, in der es ebenfalls zu großer Meisterschaft brachte. Über die ersten Motive aus seinem Postkartenverlag wurde berichtet: "Franz Kasenbacher versteht es immer wieder, fesselnde und keineswegs alltägliche Motive auf seine Platte zu bannen […] Seine Schöpfungen meiden das gewohnte Bildmäßige, sie atmen Stimmung." 1929 kaufte er das Fotogeschäft von Franz Marzari (1897 bis 1975) und eröffnete 1930 ein Ladengeschäft in der Hauptstraße 35, das bei der durch die Entwicklung der Kleinbildkameras kontinuierlich zunehmenden Zahl von Amateurfotografen bald einen großen Kundenkreis hatte. Als Pionier der Leica-Fotografie hielt er seit 1932 auch immer mehr Ansichten und Ereignisse im Bild fest.

Im Lauf der Zeit entstand dadurch das heute bedeutendste stadtgeschichtliche Fotoarchiv, das auch fast vollständig überliefert ist. Zusammen mit dem Techniker Hans Albrecht (1901 bis 1974), der etwa zur gleichen Zeit ebenfalls als Zugezogener nach Schramberg gekommen war, begann er auch mit der Sammlung historischer Aufnahmen anderer Fotografen, für die er ein "Heimatbilderarchiv" anlegte, das aus stadtgeschichtlicher Sicht einen besonderen Schatz darstellt. In mehreren Ausstellungen und Büchern wurde ein Teil des Fotoarchivs auch bereits der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben Franz Kasenbacher und sein Sohn Karl Kasenbacher (1931 bis 2003) das Fotogeschäft mit großem Erfolg weiter ausgebaut und entwickelte sich zu einem größeren Betrieb mit zeitweise bis zu zwölf Angestellten.

Die Zeit von Karl Kasenbacher, der 1955 in das Fotogeschäft eintrat und es 1969 übernahm, war vor allem von der Einführung der Farbfotografie geprägt. Als Karl Kasenbacher 2000 das Fotogeschäft zum 75. Firmenjubiläum an seine Kinder Annette und Martin Kasenbacher übergab, erlebte er noch die Anfänge der Digitaltechnik mit, die zur Aufgabe der dritten Generation wurde Aus der kleinen "Werkstätte für Lichtbildkunst" ist mit viel Fleiß und Geschick in 90 erfolgreichen Jahren ein modernes Fotostudio geworden.