Das Publikum in der Szene 64 genießt einen lustigen Abend. Fotos: Schmidtke Foto: Schwarzwälder-Bote

Szene 64: "Nikedo" und "Nackt A-Capella" heizen dem Publikum ordentlich ein

"Ziemlich fett das Ganze", fasste eine brünette Zuschauerin die Auftritte von "Nikedo" und "Nackt A-Capella" zusammen. In der Kulturoase "Szene64" steppte mal wieder der Bär.

Schramberg. Als Vorgruppe spielte "Nikedo" – zwei Jungs mit Gitarre. Bei so manchem Gig standen sie mit Nackt-Acapella auf derselben Bühnen und harmonieren auch. Beide Bands kommen aus der Freiburger Ecke. Die deutschsprachigen Songs schreibt und singt Nike Kempf, wobei Reto Feßler für die instrumentale Feinarbeit zuständig ist.

Vor sechs Jahren begann Nike seine ersten Lieder zu schreiben. Steht er nicht auf der Bühne, unterrichtet der 29-jährige Barde Sport, Technik und Mathe. Der 28-jährige Reto hat dagegen Musik studiert – Gitarre, ein Profi also. Erst seit einem Jahr steht das Duo gemeinsam auf den Bühnen, ist vorwiegend in Baden-Württemberg unterwegs. "Was die beiden Jungs da spielen? Wahnsinn! Sehr geil", lobte ein begeisterter Gast, ein Mitfünfziger.

Nie mehr stressen lassen wollten sich die Musiker in einem Text. Es geht um Feinstaubbelastung, Sommer und Winter, in "Mensch zu Mensch" um die Kommunikation untereinander oder bei "Kopfkino" um unausgesprochene Gedanken. Eine Zugabe gab es nach einer Stunde, dann war Wechsel angesagt.

Angeheizt war die Atmosphäre in der Szene 64. Mittig hatte der Veranstalter bestuhlt, seitlich luden Stehtische zum Verweilen ein. Das Publikum füllte den Raum fast komplett. Witzig: die beiden Ansager Karin Eichenlaub und Uli Bauknecht kündigten die Stars des Abends in Nackt-Partyschürzen an. Dann kam endlich das Sextett "Nackt A-Capella" auf die Bühne – enttäuschend für denjenigen, der sich aufgrund des Bandnamens einen Chippendales-Verschnitt erhofft hatte. Gigantisch war, was diese sechs jungen Männer gesanglich vom Stapel ließen. Neben Simon Goldschagg, Urban Dreher, Lane Metcalf, Mathis Jacob und Mario Singer sang auch der Schramberger Alex Schuler mit. Durchweg gab es a Capella vom Feinsten. Dabei sangen die Musiker ausschließlich eigene Kompositionen.

"In Wirklichkeit sind wir sechs harmlose schüchterne Jungs", frotzelte einer aus dem Team und fügte mit Blick auf die Lokalität frech an: "Schramberg hat sich für uns hübsch gemacht. Im Rahmen seiner Möglichkeiten. Ihr bekommt jedenfalls unser altes Programm". Die Lacher kamen ungebremst aus dem Saal. Urkomisch waren auch die Texte. "Mario, zeig uns noch ein Video", war einer der Knaller. Der Zuschauer erkannte sich selbst bei Texten wie "Iss deinen Teller auf, sagt Mama… komm, iss deine Vitamine… nachher geht es zu Oma und die hat Schokolade…". Aber "Nackt A-Capella" kann auch besinnlich, wie in "Der Gedanke".

Doch schnell gab es wieder sechsstimmigen Sarkasmus für die Stolpersteine im Alltag. Das Auto rostet, der Pulli kratzt, die Alte motzt, die U-Bahn streikt, die Wanduhr tickt – und die Katze schläft. Da hilft nur: "Su – su – su – Suizid" und das Publikum röhrt mit. Im Lied nach der Pause gibt es für nur den ersten Song ein neues Outfit. Es wird gerappt und man hört politisches Acapella vom Vegetarier bis hin zu Angela Merkel. Dann wurde in schwarzer Weste, Hemd und Jeans das Liebeslied an die Deutschlehrerin intoniert. Herrlich war die schräge Grammatik wie etwa im Part "Ich liebe ihr noch immer". Schade, dass die Flamme mit dem Mathelehrer durchbrannte.

Das Gesundheitssystem wird auf die Schippe genommen, es gibt die Wanze auf der Mauer mitsamt der Abenteuer des Tierchens. Dann präsentieren die Witzbolde "Kabelsalat" und beschreiben das Gefühl nach durchzechter Nacht oder die Liebste wird gequält, indem man Gluten in ihr Essen mischt.

Die Szene64 bebt und grölt um Zugabe. Hoffentlich kommen die Jungs mal wieder nach Schramberg.