Ford-Spezialist Herzog (von links) und Hans Jochem Steim stellen sich mit dem 17 M-Modell im Maßstab 1:18 und Hermann Reichert zur Original-"Badewanne". Foto: Reichert

Fahrzeug in Kleinformat ergänzt Ausstellung in Schramberg. Original vor 50 Jahren verkauft.

Schramberg - Genau auf den Tag vor 50 Jahren, am 24. Oktober 1964, damals ein Samstag verkaufte der Schramberger Hermann Reichert an den damaligen Postbus-Chauffeur Nagel seinen Ford 17 M (P3).

Als Werksangehöriger der Kölner Automobilfabrik konnte Reichert jährlich einen "Jahres"-Wagen mit beachtlichem Personal-Rabatt von rund 20 Prozent kaufen und nach Zeitablauf wieder verkaufen. Da er 1963, als er bei Ford zu arbeiten begann, noch nicht volljährig war, gab sein Vater ihm damals nicht die Kauf-Einwilligung. Reichert dazu: "Ich hab’ kein Auto und Du brauchscht dann auch keins!"

Also musste der junge Reichert noch warten, bis er im März 1964 mit damals 21 Jahren volljährig wurde. Danach bestellte er sofort den von der Autofachpresse als "Badewanne" bezeichneten 17 M zum günstigen Preis von 5500 Mark und fuhr dann häufig zum Wochenende in den Schwarzwald heim.

Als der Sohn dann im April 64 mit seinem 17 M stolz am Felsenkeller vorfuhr, setzte sich der Vater sofort gerne und ungehemmt in das Auto des Sprösslings. Auf Vorhalt des Sohnes an den Vater über dessen frühere ablehnende Haltung zum Autokauf, sagte der Vater: "Sag jetzt nix und fahr endlich zu!"

Durch den Modellwechsel in Köln vom 17 M Typ P 3 zum 17+20 M Typ P 5 im Jahr 1964 konnte der Jahreswagen schon nach sechs Monaten verkauft werden, um einem fabrikneuen Nachfolgefahrzeug Platz zu machen.

Reichert inserierte im heimischen "Schwarzwälder Boten" und der Postchauffeur Nagel, der direkt unterhalb des damaligen "Grünen Baums" wohnte, meldete sich sofort als interessierter Käufer. Man war sich schnell handelseinig. Die Übergabe des Fahrzeuges fand am Samstag, 24. Oktober 1964, bei Nagels in der Oberndorferstraße statt.

Nun, nach nahezu genau 50 Jahren, brachte Hermann Reichert seinem Schulkameraden Hans-Jochem Steim für dessen Autosammlung ein Modellauto des 17 M und ein damaliges Werbeplakat. Steim nahm das Modell sehr gerne an, weil es genau dem Originalfahrzeug entspricht, das in der Autosammlung ausgestellt ist. So kam also nach einem halben Jahrhundert eine weitere "Badewanne" im weitesten Sinne in die Oberndorfer-Straße und "bereichert" nun die Sammlung von Steims.

Dazu gibt es noch eine besondere Geschichte: Reichert fuhr mit seinem 17 M mit dem kennzeichen K - ST 284 stolz durch die Schramberger Marktstraße. Er wurde prompt von einem Klassenkameraden angehalten und von diesem zu Recht gefragt: "Ja weisch Du nit, dass d’ Marktstraß’ jetzt Einbahnstraße isch ?" Reichert darauf zurück: "Siehsch Du nit an meiner Autonummer, dass i von Köln bin, also muss i des doch nit wisse, was nur für d’ Schramberger gilt." Der Klassenkamerad wandte sich kopfschüttelnd ab und ließ den "Kölner" Reichert wieder fahren.