Mit einem echten Weltmeister zu trainieren, bringt einen jungen Sportler viel voran. Foto: Parhizkary Foto: Schwarzwälder-Bote

Weltmeister: Interview mit Marcus Ketteniß bei einem Taekwondolehrgang in Calw / Schwere Verletzungen

  Als ich mit meiner Taekwondoschule, dem Taekwondo Center Pars in Schramberg, am 26. März auf einem Poomsae-Lehrgang war, den die Weltmeister Marcus und Nicole Ketteniß führten, ergab sich die Chance, mit Marcus Ketteniß ein spannendes Interview rund um das Thema Taekwondo zu führen.

Was ist Taekwondo?

Taekwondo ist die koreanische Kunst der waffenlosen Selbstverteidigung und ein Kampfsport. Taekwondo besteht aus Formenlauf, Kampf, Bruchtest und Selbstverteidigung. Die Bedeutung des Taekwondo ist: TAE – heißt Fuß und steht für alles, was mit dem Fuß gemacht wird. KWON heißt Faust und steht für alles, was mit der Hand gemacht wird. DO ist ein geistig-philosophische Weg des Lernens. Ein Formenlauf (Poomsae auf Koreanisch) ist ein Kampf mit vorgeschriebenen Techniken gegen einen oder mehrere imaginäre Gegner.

Wie sind Sie auf Taekwondo gekommen?

Ich hab mit Taekwondo 1989 begonnen, damals hat mein Papa das in der Zeitung gelesen. Da war ein koreanischer Großmeister bei uns, er ist auch Weltmeister, der bei uns dann eine Taekwondoabteilung eröffnet hat. Und er dachte, dass das super wäre, wenn ich mittrainieren würde. Ich kann mich an die erste Einheit noch erinnern: Ich bin nach dem Training nach Hause gekommen, habe mich auf die Couch gelegt und um die fünf Stunden geschlafen, weil ich so K.o. war. Ja, und seitdem bin ich dabei geblieben.

Das Gefühl kenne ich irgendwo her. Hatten Sie denn schon irgendwelche Verletzungen wegen Taekwondo?

Ja, ich habe, bevor ich mit dem Formenlauf angefangen habe, auch eine Zeit lang gekämpft, aber nicht so erfolgreich, wie ich mit dem Formenlaufen war, eher bei Stadtmeisterschaften. Dabei habe ich mir die Rippen gebrochen, und nachdem ich Weltmeister geworden bin, das Kreuzband an meinem linken Kniegelenk gerissen. Das ist beim Wettkampftraining passiert. Wir hatten viele Leute, die die Prüfung machen wollten, dann mache ich das Wettkampftraining immer mit ihnen zusammen. Und beim Absetzen nach dem Kicken ist das Bein weggebrochen. Ich mache beim Trainieren oft Witze und Scherze und lache viel und habe mich dann automatisch auf den Boden fallen lassen und habe geschrien. Die haben zuerst alle gedacht, ich würde einen Scherz machen, bis sie gemerkt haben, dass es kein Scherz ist. Dann wurde festgestellt, dass das Knie kaputt war und ich habe es mir auch operieren lassen. Jetzt ist es wieder gut.

Wie sind Sie darauf gekommen, an der Weltmeisterschaft teilzunehmen?

Das ist ja so: Ich habe an neun Weltmeisterschaften teilgenommen und an acht Europameisterschaften und wenn man an vielen kleinen Meisterschaften teilnimmt, hat man das Interesse auch an größeren Meisterschaften teilzunehmen. Und da meine Frau und ich sehr erfolgreich waren, hat sich dann auch die Möglichkeit dazu ergeben. Man kann sich das nicht aussuchen, sondern die Nation wählt einen. Und da ich mit meiner Frau bei der Europameisterschaft gewonnen habe, ergab sich, dass wir gewählt wurden.

War die Weltmeisterschaft anstrengend und waren Sie aufgeregt?

Eine Weltmeisterschaft dauert vier Tage, und dann muss man sich überlegen, ob es besser ist, am Anfang oder am Ende dran zu sein – es hat alles Vor- und Nachteile. Wenn man am Anfang dran ist, ist man körperlich noch sehr frisch, aber wahrscheinlich auch nervös, weil man nicht genau weiß, was auf einen zukommt. Aber wenn man erst später drankommt, dann war man schon die paar Tage nervös und man ist erschöpft. Dann ist es wichtig, dass man körperlich sehr fit ist. Ich hab zwar einen Riesenrespekt vor solch einer Herausforderung, aber ich hatte keine Angst. Unsere Gegner waren aus Taiwan und man konnte sich für zwei Formen entscheiden: entweder eine leichte oder eine schwere. Meine Frauen und ich nahmen die schwere. Also Risiko. Und wir haben dann gewonnen, hauchdünn, aber wir haben gewonnen.

Macht es Ihnen immer noch so großen Spaß wie am Anfang?

Ja, im Moment macht es mir sehr viel Spaß. Aber es ist bei einem Leistungssportler so, dass es an manchen Tagen keinen Spaß macht, wenn es sehr anstrengend ist. Und vor der WM haben wir jeden Tag trainiert und dann musste man auch trainieren, wenn man keine Lust hatte.

Haben Sie auch eine eigene Taekwondoschule?

Ja, wir haben einen eigenen Verein mit 1301 Schülern.

 Die Fragen stellte die Schülerin Mahassal Parhizkary der Klasse 9a des Gymnasiums Schramberg.