Foto: Johannes Fritsche

Nichts und niemand ist vor ihnen sicher: Alternativer Elferrat macht aus Altweiberball einen deftigen Kleinkunstabend.

Schramberg - Als Berneck-Ritter trat der AE auf, mit tollem Wappen auf der Standarte. Zusammen mit Susi Seibert und Bärbel Bajerke, musikalisch unterstützt von der Hardter Familienband "Edleweiß-Echo", zog die kreative Gruppe wieder alle Register. Man musste wirklich nicht nach Mainz oder Köln fahren, die Schramberg Akteure waren besser.

Jede Schramberger Burg hatte ihren Stammtisch mit Wappenstandarte, nicht nur die Burgruinen Berneck, Hohenschramberg, Schilteck und Falkenstein, sondern auch das Gut Berneck. Regelmäßig alle 15 Minuten kontrollierte Oberritter Bernd, ob die Ritter und Burgfräulein an den Tischen noch wachsam waren und ließ sie ihre unterschiedlichen Schlachtrufe machen. Auch wurde geprüft, ob das Schlossgespenst ("Hui Buh") hinter der Theke (Wirt Markus Laub) noch aktiv war.

Viel Kurioses wurde abgehandelt, mal witzig, mal derb und deftig, mal ironisch, immer gekonnt, immer treffend. Den Anfang machten Bärbel und Susi, die "Schraivogelfräuleins", mit "Beauty und mehr" widmeten sie sich der Männerverschönerung. Aus dem Publikum griffen sie sich wahllos ein Opfer und verpassten dessen Kopf eine Quarkpackung und Schokomassage. Der Mann ertrug es geduldig, das Publikum lachte.

Nach dem Brezelsegen trat Ritter von Berneck (Sven Kindler) in die Bütt, einige Programmpunkte später Ritter Markus Edelmann. Beide nahmen in unterschiedlichen Varianten lokale Themen und lokale Größen des öffentlichen Lebens aufs Korn. Planie-Bebauung, Talumfahrung, Medzentrum, städtische Steuererhöhungen, Stadt-Slogan, Bürgerbus ("Ohne Haltestelle braucht man auch keinen Bus"), Bach-na-Fahrer-Kalender ("Gott sei Dank ist keiner aus dem Zuber aufgestanden") wurden genüsslich und oft in Reimen zerpflückt. Herhalten mussten zum Beispiel Hans-Jochem Steim ("Kauft alles, wenn’s nicht grad dem Maurer gehört"), Udo Neudeck ("Als die Flüchtlinge in Schramberg ankamen und Neudeck trafen, wussten sie, hier gibt’s genug zu essen"), Peter Renz natürlich, "Schwester" Anneliese Bendigkeit. Tanja und Mirko Witkowski von der SPD/Buntspecht-Fraktion wurden flugs zu den "Geissens der Lokalpolitik" erklärt.

Selbst Martin Luther war nicht sicher, habe der doch leider das nahegelegene "Lutherbach" gegründet, und auch die Feger-Wurst fehlte nicht. Nur Oberbürgermeister Thomas Herzog ("Gewerbesteuer- und Abgabenerhöhung!") kam vergleichsweise milde weg. Dem Publikum gefiel’s, brüllende Lacher waren jeder guten Pointe sicher.

Es gab viele weitere Glanzpunkte am Abend. Bärbel Bajerke brillierte als "König von Schramberg", der in einer "von zehn nackigen Lauterbachern (Bach-na-Fahrer-Kalender lässt grüßen) gezogenen Kutsche durch die Hauptstraße fährt". Ob man mit ihrem/seinem strengen Regiment besser lebt als mit dem des Herzogs, ist allerdings die Frage.

Bernd Dieterle glänzte als Donald Trump. Susi Siebert zeigte mit dem Sketch "Hansel in Not", wie unpraktisch das Kleidle manchmal bei dringenden menschlichen Bedürfnissen ist ("Brüele haben’s leichter").
Auch musikalisch und tänzerisch hatte der AE etwas drauf: Der Narrenmarsch auf Blockflöten erlebte eine Welturaufführung und das AE-Ballett zeigte diesmal in aller ritterlichen Vornehmheit einen höfischen Tanz. Nach der traditionellen "Polonaise der Alten Weiber" ging es zum Finale und Schlusslied mit dem schönen Refrain: "Aschermittwoch ist noch weit, weit weg".