Martin Meier mit dem Defibrillator, der ihm – neben dem beherzten Einsatz mehrerer Personen – das Leben rettete. Foto: Ade

Metzgermeister hatte "das schlimmste Erlebnis, das ein Mensch haben kann". Ersthelfer und Defibrillator vor Ort.

Schopfloch-Oberiflingen - Er hatte "das schlimmste Erlebnis, das ein Mensch haben kann", sagt Martin Meier, Metzgermeister aus Oberiflingen: mit dem eigenen Tod konfrontiert zu werden. Im Januar erlitt er einen schweren Herzinfarkt mit Kammerflimmern. Durch glückliche Umstände bekam der 55-Jährige ein zweites Leben.

Bei der Geburtstagsfeier seiner Schwester im Mehrzweckgebäude in Unteriflingen war Meier durch einen Herz-Kreislauf-Stillstand plötzlich ohne Bewusstsein. Dann hatte er gleich mehrfach Glück. Unter den Gästen waren zwei Dettinger, die beim Autobauer Daimler hauptberuflich als Feuerwehrmänner tätig sind und eine Ersthelferausbildung haben, und eine Intensivkrankenschwester vom Krankenhaus Freudenstadt. So gab es für den Bewusstlosen sofort fachkundige erste Hilfe – mit einer Herzdruckmassage.

Ein weiterer glücklicher – und lebensrettender – Umstand war, dass die Björn-Steiger-Stiftung am Gemeinschaftshaus in Unteriflingen vor nicht allzu langer Zeit einen öffentlich zugänglichen Defibrillator angebracht hatte.

"Die Aufregung war groß", erinnert sich Meiers Ehefrau Sabine, die an jenem Abend zusammen mit den Kindern beim Fest der Schwägerin dabei war. Und es gab Probleme: Vor dem Haus hatte erst mit der Zeit jemand Handyempfang. Hinzu kam, dass die Sanitäter von der nur wenige Kilometer entfernten Leitstelle in Schopfloch bei einem Unfall im Einsatz waren.

"In Rekordzeit von 14 Minuten war dann jedoch der Notarztwagen aus Freudenstadt da", sagt Martin Meier und berichtet, dass er nichts mitbekommen habe und erst nach dem Einsatz des Defibrillators zu sich gekommen sei. "Mein erster Satz war: ›Mir ist so kalt.‹", erinnert er sich. Vor dem Gebäude, wohin ihn die Helfer zur Wiederbelebung getragen hatten, gab es in jener Januarnacht Minusgrade.

Im Krankenhaus Freudenstadt bekam Meier vom Kardiologen, der sofort von zu Hause in die Klinik geeilt war, beim Herzkatheter drei Stents – zwei hatte er bereits 2012 erhalten – gesetzt. Am nächsten Morgen musste er zwei weitere Male wegen Kammerflimmerns wiederbelebt werden. Der leitende Kardiologe habe betont, dass er großes Glück gehabt habe, da die Patienten bei Laienreanimationen im Nachhinein meist nicht in solch gutem gesundheitlichem Zustand seien, erzählt Meier. "Sie brauchen nicht mehr Lotto zu spielen, sie haben ihren Sechser gehabt", hätten Ärzte gesagt.

Es folgten ein Reha-Aufenthalt in Baden-Baden und Untersuchungen im Universitäts-Herzzentrum Freiburg-Bad Krozingen. "Die Kollegen in Freudenstadt haben sensationell gute Arbeit geleistet", hätten ihm die Herzspezialisten in Bad Krozingen gesagt, berichtet Meier, dessen Herzfunktion jetzt wieder bei 50 Prozent liegt. Bei anderen Personen in seinem Alter liege die Herzfunktion bei rund 60 Prozent. Als er nach dem Infarkt ins Krankenhaus kam, lag sie bei 15 Prozent.

Seine Frau fordert alle zur Schulung auf

Vor einiger Zeit waren Sabine und Martin Meier für einige Tage im Urlaub in Südtirol. "Die Spannung und Angst sind immer da", sagt Sabine Meier, "wenn mein Mann irgendwo ist und nicht gleich zurück ist." Bisher hat Martin Meier auf Anraten der Ärzte 15 Kilo abgenommen. Es sollen noch mehr werden. Morgens zwölf und abends acht Tabletten gehören derzeit ebenso zu seinem Leben wie die Schonung des Körpers: "Ich darf nicht schwer tragen." Seine Frau fordert nach der lebensrettenden Hilfe für ihren Ehemann auch auf Facebook alle auf: "Leute, besucht eine Defischulung!"

In ihrem Projekt "Herzsicherer Landkreis Freudenstadt" hat sich die Björn-Steiger-Stiftung zum Ziel gesetzt, den Landkreis Freudenstadt als deutschlandweit ersten flächendeckend mit Laien-Defibrillatoren auszustatten. Das Projekt wird von Landrat Klaus Michael Rückert und zahlreichen Firmen, die für den Kauf von AED-Geräten (Automatisierter Externer Defibrillator) spendeten, unterstützt. Die Stiftung hat zwischen Herbst 2016 und Herbst 2018 im Kreisgebiet mehr als 120 öffentlich zugängliche AED-Geräte aufgestellt.

Nicht zuletzt durch dieses Projekt kam auch der Defibrillator nach Unteriflingen und rettete Martin Meier das Leben. Jeweils zwei weitere Geräte in der Gemeinde sind in Schopfloch (bei der Schule und beim Rathaus) und in Oberiflingen (bei der Iflinger Halle und beim Sportheim) aufgestellt. Alle Standorte der AED-Geräte im Landkreis sind unter www.steiger-stiftung.de/aed-freudenstadt abrufbar.