Die Kantate "Der himmlischen Geister unzählbare Mengen" als Auftakt des musikalischen und kulinarischen Abends (von links): Torsten Johann (Cembalo), Isabelle Rejall (Mezzosopran), Pavel Janecek (Trompete), Rahel Klein (Violincello) und Gerd-Uwe Klein (Violine) Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder-Bote

Kultur: Kammerensemble "Auf der Höhe" präsentiert Werke des Barockkünstlers Telemann

Schömberg. "Eine wunderschöne Idee, Kammermusik in diesem edlen Rahmen zu präsentieren", war aus dem Kreis der rund 50 Gäste im Kursaal in Schömberg zu hören. "Vier-Gänge-Menü mit Telemann" war der Abend mit dem Kammerensemble "Auf der Höhe" überschrieben. Die Freunde der Kammermusik genossen ein festliches Menü aus der Küche des Kurhaus-Restaurants "Zum Glück". Vor, zwischen und nach den Menü-Gängen wurden sie meisterlich unterhalten mit Kostproben aus Georg Philipp Telemanns "Tafelmusiken". Gerd Uwe Klein aus Bieselsberg, Musiker, Musikpädagoge sowie Gründer und künstlerischer Leiter des Landesjugendbarockorchesters Baden-Württemberg, hat renommierte Kollegen zusammengerufen, um als Ensemble an diesem Abend gemeinsam zu musizieren. Ungewöhnlich auf den ersten Blick, jedoch Nähe stiftend im Ergebnis war die Platzierung der Akteure auf einem Podest in der Mitte des Kursaals. Dort wurden sie umfasst vom Kreis der liebevoll gedeckten Tische, an denen die Gäste ihre Plätze einnahmen.

Gerd-Uwe Klein erzählte zu Beginn und zwischen den musikalischen Episoden aus der Biografie Telemanns, der zeitweise als "Vielschreiber" verunglimpft wurde. Er habe bis zu seinem letzten Atemzug im 81. Jahr 1767 mehr als 3000 Werke komponiert, mehr als die Kollegen Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel zusammen.

Für alle Instrumente

"Telemann hat für alle Instrumente geschrieben und vielfältigste ländertypische Einflüsse verarbeitet. Seit etwa den 1950er-Jahren fangen wir an überhaupt zu erfassen, was Telemann geschaffen hat", so Klein. Unverständlich sei, dass man vom großen Bach, aber vom seichten Telemann spreche. Sei er doch der Ideengeber hin zur Klassik gewesen.

"Für mich gehört vor das Essen ein Gebet", leitete Klein über zum ersten musikalischen Leckerbissen, einer Kantate zu Michaeli, "Der himmlischen Gärten Geister unzählbare Mengen". Hier gab Isabelle Rejall, eine sowohl im Opern- und Konzertfach wie im Liedgesang international etablierte junge Mezzosopranistin mit zwei Arien und einem Rezitativ eine wunderbare Kostprobe ihres Könnens. Pavel Janecek mit der Barock-Trompete und Gerd-Uwe Klein (Violine) sorgten mit für die eindrucksvolle Gesamtanmutung der Kantate. Torsten Johann, Cembalist, Continuo-Spieler, Mitbegründer und gelegentlich musikalischer Leiter des Freiburger Barockorchesters, begleitete die weitere Solisten des Abends. Das galt auch für Rahel Klein (Violincello und Viola da Gamba), freischaffende Musikerin und Lehrerin an regionalen Musikschulen, deren rege Konzerttätigkeiten im In- und Ausland zur Entfaltung eines eigenen innovativen Ensembles führte. Die Künstler sorgten so für ein ebenso virtuoses wie homogenes Zusammenspiel.

Im Flötensolo der Sonata in h-Moll brillierte Heike Nicodemus mit der Traversflöte. Die Spezialistin auf ihrem Instrument ist gefragte Solistin und Orchestermusikerin bei vielen Projekten und lehrt an der Staatlichen Hochschule für Musik in Karlsruhe.

Ein Hochgenuss war die Sonate in A-Dur für Violine mit Gerd-Uwe Klein als Solist. Und unzweifelhaft als Höhepunkt darf das Oboen-Solo von Julia Ströbel-Bänsch, deren Aufmerksamkeit den historischen Oboe-Instrumenten gilt, in der fünfsätzigen Sonata in g-Moll bezeichnet werden. Ströbel-Bänsch spielt unter anderem in der Internationalen Bachakademie und seit 2016 im neu gegründeten Barockorchester der Gaechinger Cantorey.

Die herzerwärmenden Darbietungen fanden ihren Abschluss mit dem Quartett in G-Dur für Flöte, Oboe und Violine und der Begleitung durch Violincello und Cembalo. Das Publikum spendete viel Applaus.