Manuel Andrack (Mitte) und Jürgen Rust (rechts) führten die Gruppe vom Skilift Eulenloch in Richtung Schwarzenberg. Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder-Bote

Manuel Andrack verspürt unterwegs Glücksgefühle / Schwarzwaldguide Jürgen Rust steuert Wissenswertes bei

Von Jeanette Tröger

Schömberg. Warum Wandern glücklich macht, wollten 25 Wandervögel am Freitag bei der Wanderlesung mit Manuel Andrack rund um die Glücksgemeinde Schömberg von ihm hören und auch selbst erfahren.

Geführt vom Calwer Schwarzwaldguide Jürgen Rust machte sich die Gruppe auf einen Rundweg vom Skilift Eulenloch in Richtung Schwarzenberg, vorbei am Steinkreis und zurück zur Schlussrast an der Langenbrander Lifthütte. Der gebürtige Kölner Andrack lebt seit 2008 in Köllerbach bei Saarbrücken und ist dem bundesweiten Fernsehpublikum bekannt als Sidekick von Harald Schmidt in der gleichnamigen Show.

Der Wanderpabst, wie er vielfach auch genannt wird, veröffentlichte 2005 sein erstes Buch "Du musst wandern" und hatte nach Schömberg sein neues Werk "Gesammelte Wanderabenteuer – Warum Wandern glücklich macht" mitgebracht. Glück kann vieles bedeuten, erklärte der sympathische jungenhaft wirkende Fast-Fünfziger. Glück gehabt hat man zum Beispiel, wenn man im Lotto gewinnt. Dies sei jedoch nicht vergleichbar mit einem glücklichen Leben. "Ja, ich bin glücklich", gestand Andrack und erzählte von tiefen Glücksmomenten, die einem spontan und ganz unverhofft beim Wandern das Herz rühren.

Erste Lesestation war die Steinbuckelhütte. Hier und bei einer weiteren Pause erfuhren die Teilnehmer, dass Wandern nicht gleich Wandern ist. Sie hörten von Andracks Selbstversuch zusammen mit dem Extremwanderer Thorsten Hoyer, der schon mal eine Non stop-Alpenüberquerung von Oberstdorf nach Meran in 59 Stunden zurücklegt. "Wanderseekrank" sei er gewesen nach den fünfeinhalb Etappen oder 82 Kilometer Westerwaldsteig am Stück, gestand der Autor.

Ebenfalls extrem ist, was "Brockenbenno", den Andrack auf dem Brocken im Harz getroffen hat, wandern nennt: Seit der Wende marschiert Benno jeden Tag bis zu fünfmal auf selbigen Berg. "Alleine wandern hat Vorteile, man kommt zur Ruhe und zu sich selbst", so Andrack auf die Frage, ob er lieber alleine oder in der Gruppe unterwegs sei. "In der Gruppe jedoch lernt man unheimlich viel, so wie ich heute", gestand er, "wir haben eine Kräuterpädagogin in unseren Reihen. Ich habe gefühlt 300 neue Pflanzen kennengelernt und weiß jetzt, dass mein Buch auch als Herbarium taugt."

Jürgen Rust erweiterte mit seiner Kenntnis der Schwarzwaldflora und mit Geschichten aus früheren Zeiten ebenfalls den Wissensschatz der Teilnehmer. In der Skihütte am Eulenloch wartete nach rund drei Stunden ein zünftiges Schinkenvesper und der Jahreszeit entsprechend ein schon etwas "räser" Most. Als Dessert gab‘s vom Hüttenwirt Martin Riedt eine "Köhlerliesl", einen fruchtigen Schnapslikör, und von Manuel Andrack das Geständnis: "Ich habe mich überfordert, ganz klar!"

Allerdings nicht mit der Wanderlesung, sondern mit seinem aufregenden Bergsteigerabenteuer in der Watzmann-Ostwand, das er zum Abschluss in der gesellig-gelösten Skihütten-Stimmung und aufgelockert durch manchen Bergsteigerspruch- sowie Witz zum Besten gab. "Ich hatte Angst, Höhenangst und Todesangst, beim Abstieg", so Andrack. Das Glück beim Wandern finde er in den Mittelgebirgen, wenn ein ansprechender Weg das Ziel ist und am Ende eine schöne Einkehrmöglichkeit wartet. Das passte in Schömberg. Wie zu hören und an den Gesichtern abzulesen war: Das Glück war auch dabei.