Die Pfarrscheuer platzt aus allen Nähten: Drei Mal mehr Besucher als bei den vorangegangenen Veranstaltungen sind zum Infoabend der Bürgerinitiative Pro Plettenberg gekommen. Foto: Stoll

Pfarrscheuer in Ratshausen platzt bei Informationsabend aus allen Nähten. Von stimmigem Verhältnis keine Spur.

Ratshausen - Mit diesem Ansturm hat die Bürgerinitiative (BI) "Pro Plettenberg" nicht gerechnet: Zu ihrem ersten Informationsabend kamen so viele Interessierte in die Pfarrscheuer, dass einige mit einem Stehplatz im Eingangsbereich Vorlieb nehmen mussten.

Vertreter der BI präsentierten Ziele, übten Kritik und nutzten den Abend, um Anregungen aus dem Publikum aufzunehmen. "Für den Plettenberg ist das letzte Wort noch lange nicht gesprochen", betonte Martin Stussak gleich zu Beginn. Er stellte aber auch klar, dass die Sprecher des Abends acht geben müssten, "was wir sagen, damit uns die Anwälte von Holcim nicht falsch verstehen".

Neugierig lauschte das Publikum den Zielen der BI im Zusammenhang mit dem Plan von Holcim, den Kalksteinabbau auf dem Plettenberg ab 2018 um 20 Hektar in Richtung Süden zu erweitern, bis an die Grenze zum ausgewiesenen Naturschutzgebiet. Mehrere Punkte missfallen der Initiative. Darunter etwa die Nennung von Abgaswerten durch Holcim, die die BI lieber in aussagekräftigen kumulierten Jahresmengen belastender Stoffe sehen würde.

Die BI fordert zudem beim Einsatz von Ersatzbrennstoffen strengere Auflagen, wie sie auch in der Schweiz oder bei einer Müllverbrennungsanlage gelten. Denn es könne nicht sein, sagte Martin Stussak, dass 94 Prozent aller Luftschadstoffe im Kreis in Dotternhausen ausgestoßen werden. Hinsichtlich der Landschaftszerstörung sei das Maß ebenfalls schon lange voll, betonte Stussak und fragte: "Wollen wir zuschauen, wie die Natur zerstört wird?"

Stussak sprach außerdem die Themen Hochwasser und eine mögliche Gewässerbelastung an. Nach dem Umweltinformationsgesetz habe jeder Bürger das Recht zu wissen, was in seinem Trinkwasser enthalten ist, erklärte Stussak – sofern Messwerte vorliegen.

Gerade Zahlen waren es, die die Gemüter erhitzten. Einige waren von den Informationsveranstaltungen von Holcim bekannt, andere waren "Hochrechnungen". Darunter fielen auch die 25 Jahre, die Dietmar Walter für die Abbauzeit für das alte und neue Gebiet auf dem Plettenberg nannte. Nach seiner Berechnung ende der Abbau 2040 – bei gleichbleibender Fördermenge und Gesteinsqualität. Bis dahin fördere Holcim unter dieser Prämisse pro Jahr rund 960 000 Tonnen Gestein und bewege sich damit am Limit der Materialseilbahn.

Bernd Walter betonte, dass es noch nicht beschlossene Sache sei, dass Holcim den geplanten Abbau starten dürfe. Wenn die Firma das Genehmigungsverfahren einreiche, prüften Behörden und Sachverständige den Antrag. Die Ergebnisse würden bekannt gemacht und die Unterlagen einen Monat lang zur öffentlichen Einsicht ausgelegt.

Eine Einspruchsfrist, sei es von Bürgern, Firmen oder auch anderen Organisationen, ende zwei Wochen nach Auslage. Anschließend würden die Einwände von Fachbehörden geprüft und die Entscheidungen öffentlich dargelegt. Erst dann, sagte Walter, werde über das Abbauvorhaben entschieden und der Genehmigungsbescheid rechtskräftig.

"Es geht nicht, dass so etwas vom Gemeinderat in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen wird", machte ein Zuhörer seinem Ärger Luft. Er wohne nah der Materialseilbahn und habe sich den Vertrag zwischen Dotternhausen und der Firma von 1978 im Rathaus angesehen. Die Änderungsanträge von 1982 und 1988 habe er noch vor sich und mahnte die anderen Zuhörer, sich diese selbst einmal vorzunehmen. Gestaunt habe er, dass darin auch andere Gemeinden immer wieder vorkämen.

Holcim stoppen zu wollen, halte er für unrealistisch, und das sei auch nicht Ziel der BI. Beifall erntete er jedoch für seine Aussage, dass zwischen den Parteien "das Verhältnis hinten und vorne nicht stimmt".

Im April werde eine weitere Informationsveranstaltung in der Festhalle in Dotternhausen stattfinden. Dann mit Beteiligung von Holcim, dem Landratsamt, der Gemeinde Dotternhausen und dem Landesbergamt.