Im Schulzentrum berichten Wieslaw Majchrzak, seine Frau Rystarda und Dolmetscherin Barbara Pfanner über seinen Vater Stanislaw, der im KZ Dautmergen interniert war. Foto: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

NS-Zeit: Wieslaw Majchrzak berichtet über Leiden seines Vaters

Schömberg. Um die Einzelschicksale der Zeitzeugen der einstigen "Wüste"-Lager zwischen Rottweil und Balingen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, hat Wieslaw Majchrzak, Sohn des 2016 verstorbenen Stanislaw Majchrzak, das Schömberger Schulzentrum besucht. Die Geschichtsfachschaften der Werkrealschule und Realschule hatten ihn eingeladen. Ermöglicht wurde der Besuch durch die Initiative Gedenkstätte Eckerwald.

Realschulrektor Uli Müller betonte die Wichtigkeit solcher Begegnungen im Zusammenhang mit dem Bildungsauftrag der Schulen.

Stanislaw Majchrzak kam vor 76 Jahren in deutsche Gefangenschaft. Im Lager Auschwitz-Birkenau war er der SS ausgeliefert. 1944 wurde er nach Dautmergen transportiert.

Häftlinge von keiner Grausamkeit verschont

Die grausamen Begebenheiten in Auschwitz-Birkenau und Dautmergen hätten sich mehr oder weniger geglichen, so Wieslaw Majchrzak auf die Schülerfrage hin, welches der Lager für den Vater schlimmer gewesen sei.

Anhand der von Brigitta Marquart-Schad mitgebrachten Häftlingsjacke berichtete Wieslaw Majchrzak von Erlebnissen seines Vaters im Lager von Dautmergen. Von keiner Grausamkeit seien die Häftlinge verschont geblieben. So musste eine von Lagerkommandant Erwin Dold zusammengestellte Häftlingsgruppe, der auch Stanislaw Majchrzak angehörte, kurz vor der Evakuierung des Lagers nach einem Luftangriff die Leichenteile getöteter SS-Männer einsammeln und auf einen mit Trauerflor geschmückten Wagen legen.

Stanislaw Majchrzak sei es durch gute Fügung und Glück immer wieder gelungen, dem Tod von der Schippe zu springen, berichtete sein Sohn. So auch auf dem "Todesmarsch" am 17. und 18. April 1945 von Dautmergen nach Altshausen in Oberschwaben, bevor er am 22. April seine Befreiung und damit seine persönliche "Stunde Null" erleben durfte.

Während des Evakuierungsmarsches verletzte er sich und fiel zurück, woraufhin ein SS-Mann seinen Hund auf ihn losließ. Dieser zerfleischte seinen verletzten Fuß. Zunächst hüpfend, anschließend auf einen Mithäftling gestützt, gelang es ihm, mitzuhalten.

Die Zehntklässler der Realschule und der Werkrealschule hatten im Anschluss an den Vortrag die Gelegenheit, Fragen zu stellen, und überreichten Präsente.