Einige Mitglieder der Gruppe "Lesepaten in Schömberg". Von links: Rolf Stahr, Gerd Meier, Christina Keppler, Christel Mettler und Annemarie Flecken. Fotos: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

Lesepaten an der Ludwig-Uhland-Schule im Einsatz / Gar nicht selten entstehen freundschaftliche Beziehungen

Von Andrea Fisel

Schömberg. Lesepaten lesen nicht vor. Lesepaten wird vorgelesen. Denn das Lesen übernehmen in diesem Fall Kinder im Grundschulalter, die sprachliche Schwächen oder Defizite aufweisen und deshalb beim Lesen oder beim Verstehen eines Textes Unterstützung über den schulischen Unterricht hinaus brauchen.

Die Schömberger Lesepaten, die sich für Jungen und Mädchen der Ludwig-Uhland-Schule (LUS) ehrenamtlich einbringen, starten bereits in das vierte Jahr ihrer Aktivitäten. Hervorgegangen ist die inzwischen auf 15 Personen angewachsene Gruppe aus dem bundesweiten Netzwerk "Bürgerschaftliches Engagement". Dieses ist ein Zusammenschluss von Akteuren aus Bürgergesellschaft, Staat und Wirtschaft. Es orientiert sich am Leitbild einer aktiven Bürgergesellschaft, die durch ein hohes Maß an Teilhabe der Bürger bei der Gestaltung des Gemeinwesens geprägt ist, und erstreckt sich auf alle gesellschaftlichen Bereiche, so auch auf Bildung und Wissenschaft.

Im Bewusstsein dieser gesellschaftlichen Verantwortung, aber auch motiviert durch ein erfolgreiches Lesepaten-Projekt an der Nordstadtschule Pforzheim, regte Christina Keppler ein solches Projekt auch für die LUS an. "Lesen gehört zweifellos zu den Kernkompetenzen im Leben", ist die Langenbranderin überzeugt. Der frühere Rektor der LUS, Markus Oppermann, signalisierte damals sofort seine Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Ebenso freut sich die jetzige Schulleiterin Ingrid Seilacher samt Lehrerkollegium über die gewinnbringende Arbeit der Schömberger Lesepaten, denn noch immer gelte: "Übung macht den Meister."

Dass die Mitglieder der Gruppe "Lesepaten in Schömberg" ihren Schülern jedoch weitaus mehr bieten als reine Übung, zeigt sich im Rückblick auf die Arbeit der vergangenen Jahre. "Wir lassen uns von dem jeweiligen Kind nicht nur den Text des Buches vorlesen, sondern sprechen mit ihm auch über den Inhalt oder stellen ihm Fragen, um festzustellen, ob es das Gelesene auch verstanden hat", schildert Rolf Stahr, ehemaliger Ausbilder im Berufsförderungswerk Schömberg, den Ablauf einer Lesezeit.

Hinter jedes Kind und jeden Tag schreibe sie ihre persönlichen Bemerkungen, ergänzt Annemarie Flecken und betont: "So können wir gut die Fortschritte eines Schülers beobachten."

Lediglich eine, höchstens zwei Stunden pro Woche bringen die Lesepaten auf, um Kindern Freude am Lesen zu vermitteln, Selbstvertrauen in ihre Lese-Fähigkeiten zu geben und sie zum selbständigen Lesen sowie Erzählen anzuregen. Lesepaten brauchen keine pädagogischen Vorkenntnisse. Sie sollen in erster Linie Freude am Lesen sowie eine gute Beherrschung der deutschen Sprache mitbringen, außerdem die Fähigkeit besitzen, mit Kindern freundlich, geduldig sowie verständnisvoll umgehen zu können. "Ich arbeite mit Kindern in jeder Hinsicht gerne zusammen. Die Tätigkeit als Lesepate finde ich nicht nur sinnvoll, sie macht auch großen Spaß", räumt Christel Mettler aus Schömberg ein.

Überdies funktioniere die Zusammenarbeit mit der Schule vorbildlich, bestätigt Christina Keppler. Immer dienstags und donnerstags treffen sich meist fünf Lesepaten mit Schülern der 1. oder 2. Klasse, die von der jeweiligen Deutschlehrerin ausgewählt wurden. In einem ruhigen Zimmer wird 20 Minuten lang gelesen und gesprochen. Dann gehen die Schüler zurück in den Unterricht. Für weitere 20 Minuten kommen die nächsten Jungen und Mädchen. "Wir haben immer die Möglichkeit, mit Lehrern und Eltern    Rücksprache zu nehmen oder Empfehlungen auszusprechen", sind sich alle Lesepaten einig.

Für Kinder der Klassenstufe drei und vier mit zusätzlichem Förderbedarf besteht an der LUS das Angebot eines ganzjährigen Kurses, der eine noch intensivere Leseförderung sowie -befähigung beinhaltet und zu dem die Eltern ihr Einverständnis geben müssen. "Wir treffen uns mit der Gruppe aus vier bis sieben Schülern bereits vor Schulbeginn und lesen dann mit allen aus dem gleichen Buch", erklärt Gerd Meier. Rollenspiele und Informationen zur Allgemeinbildung gehörten dann ebenso zu der Arbeit dieser ehrenamtlichen Jugendbegleiter wie Gespräche über Alltag und Zuhause der Kinder oder über deren persönliche Probleme.

"Oft bauen wir ein echtes freundschaftliches Verhältnis zu den Kindern auf", freut sich der aktive Rentner.