Michaela Hüttich, Livia Schwartz, Heidrun Maria und Martin Hahn sowie Wolfgang Lehner (von links) gestalteten anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Ulrichskonzerte Langenbrand ein eindrückliches Passionskonzert. Foto: Fisel Foto: Schwarzwälder-Bote

"Ulrichs­konzerte Langenbrand" feiern zehnjähriges Bestehen / Bogen um das überlieferte Geschehen am Kreuz

Von Andrea Fisel

Schömberg. Die Musik soll jedes der sieben letzten Worte Jesu am Kreuz langsam und meditativ untermalen. Dem Komponisten Josef Haydn ist die Ausführung dieses Auftrags vonseiten der Domherren aus Cádiz im Jahre 1785 mit einer Passionsmusik für Orchester hervorragend gelungen.

Vier professionellen Musikern gelang am Karfreitag im Jubiläumskonzert der "Ulrichskonzerte Langenbrand" die Aufführung des von Haydn 1787 als Streichquartett herausgebrachten Werkes in ebenso wunderbarer Weise. Die Geigerinnen Michaela Hüttich und Livia Schwartz, Martin Hahn mit der Viola und Wolfgang Lehner am Cello spielten das nicht immer leicht verständliche, bisweilen recht eigenwillige Werk mit viel Einfühlungsvermögen und großer Ausdruckskraft.

Ein umfassender musikalischer Bogen spannte sich um das biblisch überlieferte Geschehen am Kreuz. Die sieben letzten Worte Jesu, von den vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes wiedergegeben, waren in ebenso viele, jedoch charakteristisch recht unterschiedliche Sätze eingebunden. Einer gefühlten Umrahmung gleich kamen die feierlich getragene "Introduction" zusammen mit dem furiosen, bedrohlichen "Erdbeben" zum Abschluss des Werkes: Einmal wurde der Zuhörer von einer tiefen, allumfassenden Traurigkeit ergriffen, ein andermal von einer gewaltigen, zerstörerischen Kraft aufgewühlt.

Immer wieder wurden Konzertbesucher und Musiker gleichermaßen mit diesen ungeheuren emotionalen Gegensätzen konfrontiert, die sich nicht nur zwischen den aufeinanderfolgenden Sätzen entwickelten, sondern selbst bis in die einzelnen Szenen vordrangen. Während große Verzweiflung und unbändiger Schmerz in "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen" zu spüren war, während "Dies ist dein Sohn" die tröstende Stimme Jesu gegen die lauten Klagen der Mutter ankämpfen musste und sich schließlich bei "Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist" innige Verbundenheit und tiefer Frieden ausbreitete.

In dem zweiten Teil des Konzertes kam ein neuzeitliches, völlig anders geartetes Werk zur Aufführung: "Il Tramonto – Der Sonnenuntergang", im Jahre 1914 komponiert von Ottorino Respighi. "Dieses Stück steht für ein Beispiel großen irdischen Leidens, in dem einige autobiografische Elemente des Textdichters stecken", stellte Martin Hahn der Aufführung voraus.

Heidrun Maria Hahn brachte dabei mit ihrem kraftvollen, facettenreichen Mezzosopran das gesamte Gefühlsspektrum der Liebe, von einzigartigem Glücksempfinden, absoluter Treue, unendlicher Traurigkeit bis hin zu ewiger Verbundenheit und Frieden, zum Erklingen.