Walter Geiger zeigt stolz zwei seiner selbst gegossenen Kerzen. Fotos: Plocher Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Walter und Sigrid Geiger stellen seit Jahren Kerzen her / Gesamter Ertrag kommt kranken Kindern zu

Sie spenden Licht, sind hübsch anzusehen und geben Geborgenheit: die Kerzen. Walter Geiger hat vor Jahren seine Leidenschaft als Kerzenhersteller entdeckt. Zuhause in Schömberg tüftelt er an neuen Modellen.

Schömberg. Im Keller befindet sich die ansehnliche Manufaktur: An den Wänden stapeln sich Klötze aus Wachs, in Kisten sind alte, fast abgebrannte Kerzen gelagert, ein Topf steht auf dem Tisch, und überall findet man spezielle Vorrichtungen aus Metall – von Hand gefertigt.

So sieht es aus im "Kerzenparadies" von Walter Geiger. Auf das Gießen von Kerzen ist der Schömberger gekommen, als er Wachs übrig hatte. Anstatt es wegzuwerfen, probierte er aus, wieder eine Kerze daraus zu machen. Anfangs hätten nur wenige gebrannt: "Der Docht braucht den richtigen Umfang, sonst ertränkt sich die Kerze im eigenen Wachs oder brennt nicht gleichmäßig runter", erklärt Geiger. Der Ehrgeiz packte ihn: Fleißig probierte er unterschiedliche Farben aus und tüftelte an den Formen, für die Plastikbehälter und Metallreste herhalten mussten.

Dann bekam er Hilfe von einem Bekannten, der als Metaller arbeitet. "Er stellte für mich passende Formen für die Kerzen her", sagt Geiger erfreut. Damit stand der Produktion nichts mehr im Wege. Seit 2012 verkauft er die Kunstwerke. Seine Frau Sigrid, die seit diesem Jahr Rentnerin ist, hilft ihm dabei.

Sein größtes Werk: die höchste Kerze der Welt. Zusammen mit dem "Ölmühle"-Team wurde das 3,10 Meter hohe Monstrum über Monate hinweg gegossen. Zu bewundern ist die "weltgrößte Friedenskerze" im Atelier von Holzkünstler Edwin Eha in Zepfenhan.

Um neue herzustellen, braucht Geiger das Wachs alter Kerzen. Diese werden eingeschmolzen und gereinigt. Das hat sich herumgesprochen: Freunde und Bekannte bringen ihre verbrauchten Kerzen in Tüten vorbei, selbst die Kirche stellt dem Ehepaar ihre alten Osterkerzen zur Verfügung; "Wir freuen uns immer über Wachs vor unserer Tür. Ohne diese netten Menschen könnten wir nicht so viele Kerzen herstellen."

Auf Kerzen, die aus geweihtem Wachs bestehen, ist Sigrid Geiger besonders stolz: "Das einzige Problem ist, dass manche Kerzen viel zu schade zum Einschmelzen sind."

Nachdem das Wachs gereinigt und nach Farben sortiert ist, gießt Geiger das Wachs in Kuchenformen und lagert die Klötze, um sie weiterzuverarbeiten. Jetzt muss er die Masse nur wieder erhitzen und mit dem Docht in die Gießform geben.

"Mittlerweile arbeite ich auch mit speziellen Pigmenten, die den Kerzen die entsprechende Farbe geben", erklärt er. Denn manche Kunden hätten spezielle Wünsche: "Einmal kam eine Frau zu mir und wollte eine Kerze, so blau wie ein Bergsee." Auch mit Düften arbeitet das Ehepaar. Zur Weihnachtszeit sei vor allem Zimt beliebt.

Seine Spezialität sind jedoch große, eckige Laternenkerzen, die hohl und nach oben geöffnet sind. In das Innere stellt man ein Teelicht. So könne man die Kerze beliebig oft benutzen.

Das Besondere am Engagement der Geigers ist, dass sie den Erlös aus dem Kerzenverkauf komplett an den Förderverein für krebskranke Kinder in Tübingen spenden.

"Auf die Idee sind wir bei der Geburt einer unserer Töchter 1987 gekommen", so das Ehepaar: "Sie wurde zu früh geboren und musste für eine Weile im Krankenhaus bleiben. Bei den Aufenthalten in der Klinik haben wir das Leid der Eltern mit ihren sterbenden Kindern erfahren. Da war uns klar: Wir wollen helfen." Zunächst unterstützte Sigrid Geiger zusammen mit anderen Frauen den Verein durch den Verkauf ihrer Strickereien. Mittlerweile jedoch bieten sie neben den gestrickten Socken vor allem die Kerzen an: Schon stolze 90 000 Euro konnte das Ehepaar so für den guten Zweck spenden.

So bietet die Geigers ihre Kunstwerke aus Wachs unter anderem in einem Schömberger Supermarkt an. Am ersten Wochenende vor dem ersten Advent sind sie dort mit einem Stand vertreten.