Veronika Weller ist schon ihr ganzes Leben lang leidenschaftliche Musikerin. Foto: Kunert Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: Veronika Weller dirigiert seit 30 Jahren / Großes Konzert zur langjährigen Tätigkeit am Freitag

Irgendwie staunt Veronika Weller selbst ein bisschen, wo die Zeit geblieben ist: "Es sind schon 30 Jahre", rechnet sie nach – und meint die Zeit, die sie schon den katholischen Kirchenchor St. Josef leitet. "Und seit 40 Jahren bin ich dort Mitglied."

Schömberg. Wellers Augen funkeln heiter, wenn sie erzählt, wie sie damals zu diesem Chor kam. "Mein Opa hatte Geburtstag" – an einem 6. Januar – "und ich sollte ihm im Gottesdienst ein Lied vorsingen." Zarte 16 Jahre war Veronika Weller damals alt. Das Lied, das sie damals singen sollte, war das "Ave Maria/Wenn ich ein Glöcklein wär", von Franz Xaver Engelhart – ein Stück mit einer ziemlich anspruchsvollen Oberstimme.

"Das geht ziemlich hoch", erklärt Weller. Und daher war sie damals selbst am meisten überrascht, wie gut es mit diesem ganz speziellen Gesang bei ihr klappte. "Ich war tatsächlich völlig fassungslos, dass das so gut funktioniert hat." Und musste es nach der ersten Probe daheim gleich völlig aufgeregt der Mama erzählen. Seitdem ist Weller mit ihrem Sopran fest auf diese Oberstimmen im katholischen Kirchenchor ihrer Heimatgemeinde "gebucht", singt auch bis heute hier alle anfallenden Soli – selbst auch als Dirigentin, zu der sie dann nach zehn Jahren im Chor aufstieg.

Das Singen in jeder Situation hat sie von der Oma geerbt

Und das kam so: die damalige Chorleiterin, die Wellers Gesang "entdeckt" hatte – Martina Danner – verließ seinerzeit nach ihrer Heirat Region und Chor. Da Weller seit ihrem zwölften Lebensjahr Klavier spielte, fragte man sie, ob sie nicht "für die nächsten drei Monate" für Danner einspringen könnte. "Es wurden dann ziemlich lange drei Monate", lacht Weller – nämlich mittlerweile tatsächlich drei Jahrzehnte, von denen Weller aber nicht einen Tag wirklich missen möchte. "Es macht Spaß, es macht Freude", aus den Sangeskollegen seien längst echte Freunde geworden. "Und manche Lieder, die wir singen" – aus dem kirchlichen Repertoire – gehen "echt ganz tief durch dich hindurch." Weller sucht nach einem passenden Begriff, ihre Empfindungen bei solchem Gesang zu beschreiben: "›Erhaben‹, ja, es klingt dann wirklich erhaben."

Man merkt, dass Wellers Beziehung zur Musik eine sehr besondere ist. Mehr beiläufig erzählt sie, dass eine ihrer Omas ("die Sing-Oma"), von der erst ihre Mutter, dann sie selbst das Singen in jeder Lebenssituation geerbt haben, aus dem Rheinland stammt – aus Köln. "Rheinische Frohnatur trifft schwäbische Sturheit", lacht Weller.

Denn ihre andere Oma sei die "schwäbische Oma" aus Ludwigsburg gewesen – von der sie (analog zum Gesang mütterlicherseits) das Talent zum Kuchenbacken geerbt habe: "Apfelkuchen mit Rahmguss oder Streuseln" – den gibt’s, wenn "ihr" Kirchenchor mal bei Weller daheim zum Kaffeeklatsch vorbeischaut. Denn auch Geselligkeit wird beim gegenwärtig 16 Stimmen starken katholischen Kirchenchor St. Josef natürlich sehr groß geschrieben. Gerade erst habe es ein "Kartoffelsuppen-Fest" auf Wellers Terrasse gegeben – mit dreierlei Kartoffelsuppe: "Mit Buttermilch, Kirsch und Käse."

In Zukunft: Frieden, Gesundheit und in Ruhe mit sich selbst sein

Und am kommenden Freitag, 25. Januar, gibt es gleich wieder etwas zu feiern – eben die 30-jährige Tätigkeit von Weller als Dirigentin. Erst ab 19 Uhr für alle Interessierten und Neugierige mit einem großen Jubiläums-Konzert – natürlich in der katholischen Kirche St. Josef in Schömberg. Dabei wird dann auch vielleicht Engelharts "Glöckchen" im Original mit Weller als Solistin zu hören sein.

Und danach "im kleinen Kreis" in der Lieblings-Pizzeria der Chorsänger, wo bereits "zwei große Familien-Pizzen und Spezi für mich" geordert seien. Denn "Sekt und Prosecco" seien nichts für sie, auch nicht zu einem solchen Anlass.Und, gibt’s noch große Pläne für die Zukunft? Weller winkt ab. "Frieden, Gesundheit" – oder auch: "In Ruhe mit mir selber sein." Denn das Leben war nicht nur Zuckerschlecken für sie, wird Weller ernst. Als die Mutter schwer krank wurde, die Demenz die Oma erfasste, übernahm die Tochter und Enkelin auch hier die Pflicht. Eine harte Zeit – auch für ihren Chor, der damals bis auf neun Sänger schrumpfte – "weil die Zeit knapp war", die Belastung hoch.

Auch eine eigene Familienplanung blieb dadurch auf der Strecke. Ihre Kinder, das seien heute ihre Schüler, die sie als Lehrerin ("für alles – außer Musik!") seit ebenfalls fast 30 Jahren an der Uhland-Schule in Schömberg unterrichtet. Glück? "Das sind die richtig guten Situationen mit diesen Kindern in der Schule – wenn ich ihnen Hilfe sein konnte." Ein Lächeln, das Dankbarkeit zeigt. "Eigentlich bin ich nie aus Schwarzenberg rausgekommen", sinniert Weller. Hier wuchs sie auf, besuchte von hier aus das Gymnasium in Pforzheim, war auch fürs Studium (Lehramt; Biologie, Hauswirtschaft und Religion) nicht wirklich weg – wohnt noch heute in ihrem Elternhaus. Allerdings mittlerweile mit all ihren Tieren: "Zwei Hunde", sehr hübsche Collies, "sieben Hasen, zwei Meerschweinchen, 33 Vögel" – Wellen- und Nymphensittiche – "zwei Wasserschildkröten, Goldfische und einem Pferd".

Wobei die Collies Veronika Weller besonders ans Herz gewachsen sind. Die beiden seien immer dabei – wenn sie raus in die Berge zum Wandern geht. Oder eben zu einer Chorprobe mit ihrem Kirchenchor. Da seien die Hunde auch das ultimative "Qualitätsbarometer" für den gemeinsamen Gesang: Denn "wenn es besonders gut ist, was wir singen, brummen die beiden stets vor Wonne."