Isabell Hofmann, Ingenieurbüro Braun, erläutert die Wegführung zum Turm. Foto: Tröger

Verwaltung und beteiligte Unternehmen informieren Bürger über Aussichtsturm sowie Fly Line.

Schömberg - Überaus zahlreich nutzten die Schömberger die Möglichkeit, sich umfassend über den geplanten Aussichtsturm samt Fly-Line zu informieren. Im Vorfeld hatte das Projekt für eine Menge Unruhe, ja Ablehnung gesorgt. Die Verantwortlichen stellten jedoch vor allem den Nutzen für den Tourismus heraus.

"Wie sind wir zu diesem Projekt gekommen und wie wollen wir unsere Gemeinde weiterentwickeln?" stellte Bürgermeister Matthias Leyn im voll besetzten Kursaal die zwei Fragen in den Raum, die im Rahmen der Veranstaltung beantwortet werden sollten. Hierzu hatte sich der Rathauschef Werner Wechsel, den Geschäftsführer der Firma Hochkant GmbH, die Fly-Lines baut, und Isabell Hofmann vom Ingenieurbüro Braun GmbH und Co. KG, das die Planung und Statik für den Turm übernimmt, aufs Podium eingeladen. Weiter waren von der Gemeinde Schömberg Hauptamtsleiterin Lea Miene, Kämmerer Volker Burger, Bauamtsleiter Martin Dittler und der Leiter Touristik und Kur, Julius Müller vertreten, um den Bürgern in der sich anschließenden Fragestunde Rede und Antwort zu stehen.

In einem ersten Impulsreferat zeigte der Ärztliche Direktor und Chefarzt des Reha-Zentrums Schömberg, Klinik Schwarzwald, Johannes Eckard Sträßner, Messwerte, die die gute bis sehr gute Luftqualität in Schömberg belegen. Die Prognosen aus diesen Erhebungen sehen für den Höhenort, der als "Heilklimatischer Kurort" gilt, auch noch in 30 Jahren und in Anbetracht des Klimawandels eine gute Luftqualität voraus. So werden die Leute aus den belasteten umliegenden Ballungsräumen wie Stuttgart oder Karlsruhe zwangsläufig nach Schömberg kommen müssen, wenn sie gute Luft atmen wollen, ist sich Sträßner sicher. Das spreche für künftig steigende Touristenzahlen. René Skiba, der Geschäftsführer der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald, betonte im zweiten Impulsreferat, dass Erlebnisprojekte wie der Turm samt Fly-Line einen besonderen Wert für die Region und den Ort haben. Er nannte Arbeitsplatzeffekte, direkte Einkommenseffekte und Steuereffekte, die positiv zu Buche schlagen werden. Die Touristiker gehen von Umsatzerhöhungen, sowohl für die Gastronomie wie auch für den Handel und den Dienstleistungsbereich, aus.

Ein wichtiger Aspekt sei die Impulsfunktion des Projektes. Weitere Investitionen könnten folgen. Als Beispiele nannte er den Sommerberg in Bad Wildbad, den Gasometer in Pforzheim und den Freizeitpark in Ebhausen. Erhebungen haben ergeben, dass Tagesausflügler eine Anreise bis zu 90 Minuten in Kauf nehmen, wenn die besuchte Attraktion vier Stunden Beschäftigung bringt. "In der Bündelung unserer Angebote und im Schömberger Turm sehen wir eine Steigerung des touristischen Potenzials der ganzen Region.", so Skiba weiter.

Bürgermeister Leyn zeigte den Entwicklungsprozess des Turms auf. "Kein Projekt in Schömberg wurde so sehr diskutiert und rief so viel Unruhe, Verunsicherung und Skepsis in der Bevölkerung hervor." Er sprach die beiden Bürgerbegehren an und bekannte, dass Verwaltung und Gemeinderat für die bisherige mangelnde Information verantwortlich sind. "Aus diesen Fehlern lernen wir und mit der heutigen Veranstaltung wollen wir nach vorne schauen."

Er zeigte auf, wie sich die Gremien dem Thema genähert haben, auch mit dem Gemeinde-Entwicklungskonzept. "Wir sind eine Gemeinde mit einzigartigen Stärken, die es für Bewohner und Gäste zu erhalten und auszubauen gilt", betonte Leyn. Mit einem attraktiven Freizeitangebot wolle man den Gesundheitsstandort stärken und die ansässigen Kliniken halten. Das gelinge nur, wenn Schömberg auch für die Patienten und ihre Angehörigen attraktiv bleibe.

"Warum baut die Gemeinde den Turm und kein Investor?" Anhand dieser Frage machte das Gemeindeoberhaupt deutlich, dass in Schömberg derzeit die Investoren nicht Schlange stehen. Deshalb habe der Gemeinderat entschieden, den ersten Schritt zu machen und das 2,5 Millionen Euro-Projekt, das im Haushalt veranschlagt ist, auf den Weg zu bringen. Der Kämmerer kann mit einem Zuschuss von 40 bis 50 Prozent rechnen.

Für den Betrieb des Turms suche die Gemeinde derzeit einen Investor, wobei wichtig sei: Der Einfluss der Gemeinde werde bleiben, so Leyn abschließend.

Ein Kilometer langer, barrierefreier Weg zum Kurpark

Isabelle Hofmann erläuterte Bauart, Größe und weitere Details des Turms anhand von Plänen und Schnittzeichnungen, die auch im Foyer aushingen. Zunächst sollen die vorhandenen Parkplätze im Umfeld des Kurparks genutzt werden. Der barrierefreie Weg vom Kurpark zum Turm wird etwa einen Kilometer lang sein und eine maximale Steigung von sechs Prozent aufweisen. Die obere, dritte Plattform des Aussichtsturms befindet sich in 50 Metern Höhe, eine Ausstiegsplattform für die Fly-Line auf 45 Metern.

Werner Wechsel hatte ein Anschauungsmodell mitgebracht. So konnten der Sitzgurt sowie der neuartige, fliehkraftgebremste Schlitten, welcher an einem Trägerrohrsystem mit zehn Zentimetern Durchmesser entlanggleitet, in natura begutachtet werden. Wechsel erläuterte anhand eines kurzen Videos von der Fly-Line im Grödnertal Aufbau und Funktionsweise. "Derzeit gibt es fünf Fly-Lines in Deutschland, die neueste haben wir in Oberwiesental eröffnet."

Im Schwarzwald gebe es keine weitere und es ist auch keine geplant, betonte er. Ein Alleinstellungsmerkmal für Schömberg also. Hier sind eine Strecke von etwa 700 Metern geplant, was einer "Flug"-Zeit von gut vier Minuten entspricht. Gestartet werden kann von der Plattform im 35-Sekunden-Takt."Von zwei bis 90 Jahren ist alles schon geflogen." erzählt Wechsel. Deshalb spreche die Fly-Line ein breit gefächertes Publikum an.

Die voraussichtlichen Folgekosten des Projekts erläuterte Kämmerer Volker Burger. Den niedrig geschätzten Erlösen in 2020 von 200 000 Euro stünden Aufwendungen von 270 000 Euro entgegen, was nach Berücksichtigung der Abschreibung zu einem geschätzten Minus von 15 000 Euro führe. Sowohl Folgekosten wie auch Erlöse seien pessimistisch gerechnet. Ein solches Minus belaste einen Haushalt wie den von Schömberg nicht wirklich, so der Kämmerer.