Schömberg ist Deutschlands erste und einzige Glücksgemeinde. Foto: Kugel

Marketingstrategie soll sich in Lebensqualität widerspiegeln. Schömberger Gemeinderat vor Entscheidung.

Schömberg - Schömberg ist Deutschlands einzige Glücksgemeinde. Der Erfinder dieses Glücks, der ehemalige Chef der Touristik und Kur, Torsten Zink, sah darin zunächst eine Marketingstrategie. Doch für die inzwischen abgewählte Bürgermeisterin Bettina Mettler ging es letztendlich um mehr Lebensqualität.

Damit die Bürger auch glücklich werden, veranstaltet der heilklimatische Kurort zum Beispiel Glückswochen mit allerlei Veranstaltungen.

Mit dem Himalaja-Staat Bhutan ging Schömberg im Jahre 2010 eine Glückspartnerschaft ein. Dort ist etwa nicht, wie in westlichen Industriestaaten das Bruttosozialprodukt die entscheidende Größe, sondern das Bruttonationalglück, wie es Politiker in Bhutan nennen.

Dabei werden angeblich solche Indikatoren wie das Wohlbefinden, die Verwendung von Zeit, die Vitalität der Gesellschaft, die Ökologie, der Lebensstandard, die Gesundheit und Bildung gemessen. Bereits bei der ersten Schömberger Glückswoche im Jahre 2009 war eine Delegation aus dem Land des Donnerdrachen zu Gast. Rathauschefin Mettler war als Glücksbotschafterin unterwegs. 2012 etwa durfte sie bei einer Konferenz der UNO in New York zum Thema Glück sprechen.

So richtig glücklich wurden jedoch nicht alle Schömberger Bürger. Mit einem Paukenschlag verkündete im Jahre 2012 die CDU-Fraktion im Gemeinderat ihren Ausstieg aus dem Glückskonzept. Fraktionschef Joachim Zillinger ist das Ganze schlicht zu teuer. Damit nicht genug der Kritik. Den Menschen erschließe sich Sinn und Zweck des Konzepts nicht, polterte Zillinger.

Ortsverbandsvorsitzende Angelika Krauß fügte hinzu, dass Sinnfragen den zuständigen Institutionen wie etwa den Kirchen vorbehalten bleiben sollen. Bauchschmerzen hat die Partei auch wegen der Kontakte zu Bhutan. Nach Zillingers Auffassung müsse geklärt werden, ob in diesem Staat Menschenrechtsverletzungen stattfinden. Krauß und Zillinger forderten, dass Sachthemen den Vorrang haben müssten.

Auch der neu gewählte Bürgermeister Matthias Leyn will einen anderen Akzent setzen. Er möchte sich mehr auf das Marketing konzentrieren, so wie es ursprünglich angedacht war. Zudem glaubt er nicht, dass bei der Kooperation von Schömberg mit Bhutan beide Partner wirklich profitieren. Er hätte lieber eine Städtepartnerschaft mit einer Kommune in Europa. Er räumt aber ein, dass letztendlich der Gemeinderat entscheidet, wie es weitergeht.

Susanne Ring, Vorsitzende der SPD-Fraktion, steht dem Glückskonzept, wie es von Mettler betrieben wurde, grundsätzlich positiv gegenüber. Allerdings will ihre Fraktion zunächst abwarten, wie sich der neue Bürgermeister positioniert.

Gerold Kraft, Fraktionsvorsitzender der Unabhängigen Wählervereinigung räumt ein, dass sich seine Gruppierung noch keine abschließende Meinung gebildet hat.

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