Lang anhaltenden Applaus bekamen die "Frauenzimmer" für ihren "tierischen" Auftritt im Kurhaus. Foto: Eitel Foto: Schwarzwälder-Bote

Chorensemble "Frauenzimmer" präsentiert eindrucksvolles Konzert / Liedtexte animieren zum Nachdenken

Von Wolfram Eitel

Schömberg. Tierischen Spaß bereitete das Chorensemble "Frauenzimmer" seinen Gästen im Schömberger Kurhaus mit einem bunten Strauß von Tierliedern.

"Tiere sind auch nur Menschen": Schon allein dieser Programmtitel machte neugierig und lockte so viele Besucher an, dass schleunigst nachbestuhlt werden musste. Gleich zu Beginn, als die elf Sängerinnen um Chorleiter Hans-Jörg Kalmbach in den bis auf den letzten Platz besetzten Saal einzogen, gab es reichlich Applaus.

"Widele, Wedele", eine uralte tierische Volksweise über die Hochzeit eines Bettelmanns, hatten sie sich dazu als Entrée ausgesucht. Das schaffte gleich gute Laune bei den Zuhörern. Auch die Begrüßung von "Vorfrau" Rosa Baum entfachte humorige Stimmung. "Liebt Ihr Tiere?" fragte die Künstlerin aus Oberlengenhardt ins Publikum hinein. "Ja zum Fressen gern" gab sie die Antwort selbst und bereitete die Zuhörer damit gleich auf die ironischen bis sarkastischen Elemente des folgenden Liederprogramms vor.

"Noch nie waren Tiere so geschätzt aber gleichzeitig so ausgenutzt wie heute", fügte sie Nachdenkliches hinzu. Der Mensch habe sich die Krone der Schöpfung aufgesetzt und schaue nun hochmütig auf die Tierwelt herab.

Klaviervariationen bereichern Abend

Zum Nachdenken über das Verhältnis Mensch-Tier regte auch der auf der Einladung abgedruckte Spruch Albert Schweitzers an: "Dass uns der Anblick der Tiere so ergötzt, beruht darauf, dass es uns freut, unser eigenes Wesen so vereinfacht vor uns zu sehen."

In der ganzen Bandbreite dieser Leitgedanken bewegten sich die Texte der vorgetragenen Lieder. Christian Morgensterns Möwenlied, seine Gedichte über den Gaul oder das Huhn zum Beispiel: "Ich schieße keine Möwen tot, ich lass sie lieber leben und füttre sie mit Roggenbrot und rötlichen Zibeben." Köstlich auch Kalmbachs Arrangement von Robert Reinicks Gedicht "Der Hahn". Der eingebildete "Macho-Hahn" flieht am Ende vor einem Mops. "Ach du jämmerlicher Hahn" singen die Frauenzimmer mit plakativer Schadenfreude.

Der Vortrag war ein Beispiel für die disziplinierte Textbearbeitung des Chors und für das ganz auf die Darstellung des jeweiligen typischen Tiercharakters bedachte Zusammenwirken der Stimmgruppen. In Klanggemälden hat der Chor Tiere nicht einfach imitiert, sondern ausdrucksreich ganzheitlich nachempfunden. Hierzu verhalfen häufige Wechsel der Tempi und gelungene Crescendos. "Hier muss ein großer Meister am Werk gewesen sein", mögen wohl Christian Morgenstern, Wilhelm Busch und andere Tierautoren die Vertonung und die Arrangements ihrer Gedichte durch Hans-Jörg Kalmbach gelobt haben.

Seine Klaviervariationen sowie Lesevorträge von Chormitglied und Dichterin Lea Ammertal bereicherten ein beeindruckendes musikalisches Tierschauerlebnis.