Kuno Willi, sein Sohn Luca und seine Frau Bettina stehen vor dem großen Stall der Bio-Schäferei in Zimmern unter der Burg, in dem derzeit noch Muttertiere und Lämmer untergebracht sind. Fotos: Visel Foto: Schwarzwälder-Bote

Landwirtschaft: Schäferei floriert

Der Bestand wächst langsam, aber stetig. Inzwischen zählt die Herde von Bio-Schäfer Kuno Willi aus Zimmern unter der Burg rund 150 Schafe, darunter 70 Muttertiere. Nun hat er die Schafweide in Dautmergen übernommen.

Zimmern u. d. B. In dem Familienbetrieb – Willi betreibt seine Schäferei im Nebenerwerb – helfen seine Frau Bettina, Sohn Luca (12) und Tochter Vanessa (20) mit. Und die Willis lieben ihre Tiere. So kommt es schon mal vor, dass etwas schwächere Lämmer mit in die Wohnung genommen und mit der Flasche aufgepäppelt werden. Sind sie stark genug, dürfen sie wieder in den Stall beziehungsweise auf die Weide.

Vor allem Sohn Luca sei "Feuer und Flamme für die Tiere", sagt Bettina Willi: "Er hilft, wenn die Jungtiere auf die Welt kommen, und hat für jedes einen Namen." So geht sein Vater davon aus, dass die Nachfolge für den Betrieb schon gesichert ist.

Angefangen hat alles vor mehr als 15 Jahren mit dem Besuch eines Schäfers, von dem Willi einige Tiere übernahm. Nach und nach wurden weitere Schafe angeschafft, um Steillagen und Streuobstwiesen zu pflegen. "Das hat viele Vorteile", sagt Willi, "im Gegensatz zu größeren Tieren gibt es auch keine Trittschäden."

Das hat sich herumgesprochen. Inzwischen bewirtschaftet er zahlreiche Privatflächen in Zimmern und Umgebung. Seinen Tieren stehen 40 Hektar zur Verfügung. "Pro Hektar kann man zehn Muttertiere halten."

In Dautmergen wird er ganzjährig etwa 30 Schafe auf der Weide haben. Weil die Herde wächst, sucht der Zimmerner Bioschäfer weitere Pachtflächen: "Die Tiere sind fast das ganze Jahr über draußen. Nur im Winter zum Ablammen kommen sie in den Stall." Kuno Willi hält Texel-Schafe. Die Rasse stammt ursprünglich von der niederländischen Nordseeinsel Texel. "Das ist eine besondere Rasse. Das Fleisch hat ein ganz anderes Aroma als das der Wollschafe. Es ist sehr schmackhaft und hat wenig Fett". Besonderes Merkmal der Texel-Schafe sei ihr breiter Rücken. Willi: "Das gibt ganz besonders schöne Koteletts."

"Wir arbeiten verantwortungsbewusst, nachhaltig und naturnah", sagt der Schäfer, der vor zwei Jahren auf "bio" umgestellt hat. Seit Oktober 2016 ist sein Betrieb öko-zertifiziert. Dafür müssen einige Bedingungen erfüllt sein. So benötigen die Tiere einen größeren Stall als bei konventioneller Tierhaltung, und es darf nur Bioheu ohne Kunstdünger verfüttert werden. Wenn die Tiere Medikamente erhalten haben, "verdoppelt sich die Wartezeit", was bedeutet, dass die Tiere erst später geschlachtet werden dürfen.

Apropos Schlachten: Dieses muss ein zertifizierter Bio-metzger übernehmen. Kuno Willi beauftragt damit einen Biometzger in Mössingen: "Der macht das ganz sanft. Die Tiere leiden nicht." Das sei ihm wichtig, denn es schmerze, wenn man ein Tier zum Metzger bringe.

Das Fleisch der Lämmer, die nach etwa einem Jahr mit einem Gewicht von 20 bis 30 Kilogramm geschlachtet werden, verkauft Willi an Privatverbraucher aus der Region, und er beliefert Bio-Metzger sowie die Gastronomie. "Vor allem vor Ostern und Weihnachten herrscht Hochbetrieb. Wer aber noch ein Osterlamm braucht, dem kann geholfen werden", meint er lachend.

Der Bio-Schäfer hat noch ein ganz besonderes Angebot: Tier-Leasing. So können seine Kunden für einen monatlichen Betrag ein Lamm "leasen". Nach einem Jahr gehört das Tier ihnen und wird nach Gewicht abgerechnet. Willi: "Das ist wie beim Strom. Nach den Abschlagszahlungen erhält man entweder noch was raus, oder man muss ein bisschen drauflegen – je nach Gewicht und monatlicher Rate."

Geeignet sei dieses Verfahren für Leute, die nicht auf einmal den gesamten Betrag für ein Schlachttier zahlen wollen, oder auch für Familien, die zu Willi gelegentlich auf den Hof oder die Weide kommen und beobachten können, wie sich das Tier, das eine spezielle Ohrmarke erhält, entwickelt. Bettina Willi fügt hinzu: "Man muss das Tier dann auch nicht schlachten, sondern kann das Lamm mit nach Hause nehmen und in den Garten stellen."