Bis zu acht ehrenamtliche Helfer arbeiten jedes Jahr zwei Wochen lang am Aufbau der detailverliebten Krippenszenerie. Fotos: Stiegler Foto: Schwarzwälder Bote

Krippe: Pfarrer Josef Schäfer präsentiert in der Wallfahrtskirche Palmbühl ein ungewöhnliches Krippenszenario

Alle Jahre wieder ist im Chorraum der Wallfahrtskirche Palmbühl zur Weihnachtszeit die liebevoll und detailreich ausgestaltete Krippenszenerie zu bestaunen, für die sich Pfarrer Josef Schäfer immer noch begeistern kann.

Schömberg. Seit zwölf Jahren betreut der Pfarrer im Ruhestand die Wallfahrtskirche Palmbühl, und seit beinahe einem Vierteljahrhundert entsteht jedes Jahr aufs Neue eine beeindruckende Landschaft im Chorraum der Kirche. "Die Krippe ist auch für mich immer wieder eine Freude. Am meisten entzückt mich aber zu sehen, wie die Besucher und vor allem die Kinder sich freuen", so der 82-jährige Schäfer.

Es bedarf einiger Zeit und Arbeit, die gesamte Fläche vor dem Hochaltar auszugestalten. Bis zu acht ehrenamtliche Helfer beginnen eine Woche vor dem ersten Adventssonntag mit dem Aufbau des Krippenszenarios und basteln und bauen zwei Wochen lang. Am zweiten Adventssonntag wird die Miniatur-Darstellung der Geburt Jesu eingeweiht.

Der Aufwand ist enorm: Bäume, Äste und Moos müssen im Wald gesammelt und zu einer grünen Landschaft zusammengefügt werden, Aufbauten werden errichtet und Stromkabel, die später für die theatralische Beleuchtung sorgen sollen, verlegt.

Das ausladende Krippenhaus im Zentrum der Szenerie, ist auf Räder montiert und passt gerade so zwischen den Kirchenbänken durch den Mittelgang. Zudem müssen mehrere Wasserleitungen und eine Pumpe installiert werden. Sie simulieren einen malerischen Wasserfall und natürlichen Wasserlauf, an dessen Ufer friedlich Schafe grasen. "Die gesamte Szenerie füllt unterm Jahr die halbe Garage aus", erzählt Schäfer.

Das einnehmende Alleinstellungsmerkmal der Szenerie besteht nicht nur in der schieren Größe und Detailverliebtheit, sondern auch im heimatlichen, historischen Bezug der Ausgestaltung. Im Zentrum steht das Krippenhaus mit Maria, Josef und dem Kind. Es ist einem historischen Bauernhaus von der Schwäbischen Alb nachempfunden. Das Sägewerk zur linken ist jenen nachgebildet, die sich vor der Anlegung des Schömberger Stausees in den Auen der Schlichem befanden.

Auf der gegenüberliegenden Seite kann man den Schäferwagen entdecken, einen weiteren historischen Verweis auf die traditionelle Lebensweise und den damaligen Broterwerb vieler Menschen in der Region. Auf einem Hügel im Hintergrund, befestigt aus echten Kalksteinen vom Plettenberg, steht eine Kapelle.

Diese Kapelle stellt den Palmbühl-Kapf dar, erzählt Pfarrer Schäfer, sichtlich erfreut über diese Art von mystischen Geschichten: Der Sage nach sollte dort, weithin sichtbar, vor 300 Jahren die heutige Wallfahrtskirche gebaut werden. Doch jeden Morgen, wenn die Arbeiter die Baustelle auf dem Hügel betraten, war das Arbeitsmaterial verschwunden und befand sich stattdessen an eben der Stelle, wo die Kirche noch heute steht.

"Besucher können auch noch einen Groschen einwerfen", sagt Pfarrer Josef Schäfer und steckt ein Geldstück in den Schlitz des Münzautomaten. Die Krippenszenerie wird lebendig. Man hört Glocken läuten, und das Lied "Stille Nacht, heilige Nacht“ erklingt. Die neun Tannenbäume im Hintergrund – gespendet von der Stadt Schömberg – beginnen zu funkeln, das Miniatur-Sägewerk arbeitet sich durch einen Baumstamm, ein Feuer wärmt die Hirten auf der Wiese, der Bachlauf plätschert durch die Mooslandschaft, Menschen verlassen die Kapelle auf dem Hügel und das Krippenhaus ist einladend und hell erleuchtet.

"Besucher sind jeden Tag herzlich willkommen", so Schäfer. Auch Kindergartengruppen und ganze Busladungen mit Besuchern vom Bodensee haben sich schon angekündigt. Die Kirche ist von 8 bis 18 Uhr geöffnet. "Manchmal will ich um halb sieben abschließen, und dann kommen noch Interessierte. Dann mache ich natürlich eine Ausnahme", erzählt der Pfarrer. Nur die Weisen aus dem Morgenland kann man noch nicht im Krippenszenario bestaunen. Sie stoßen traditionell erst am Dreikönigfest hinzu, inklusive Elefanten. "Im Moment sind die Könige noch in der Sakristei in Warteposition", fügt Josef Schäfer an und lacht.