Mit einer Stahlseilrutsche soll eine weitere touristische Attraktion in die Glücksgemeinde Schömberg kommen. Foto: © Amateur007 – stock.adobe.com

Michael und Jürgen Wernecke bauen Stahlseilrutsche. Kosten bei rund einer Million Euro.

Schömberg - Beim Tourismus will sich Schömberg neu positionieren. Dabei geht es nicht nur um den kontrovers diskutierten Turm, den die Gemeinde bauen möchte. Inzwischen haben auch private Investoren die Glücksgemeinde entdeckt.

Die Brüder Michael und Jürgen Wernecke wollen eine 1286 Meter lange Stahlseilrutsche durch das Eulenbachtal bauen. Sie stammen selbst aus der Glücksgemeinde. "Mein Herz schlägt für Schömberg", sagte Michael Wernecke zu seinen Beweggründen für das Projekt. In einer Sondersitzung des Gemeinderates stellte er am Dienstagabend das Projekt vor. Die Brüder wollen die Rutsche, auch Zipline oder Flying Fox genannt, nicht nur bauen, sondern auch selbst betreiben. Der Gemeinderat begrüßte einstimmig das Vorhaben.

Bereits seit acht Jahren trage er sich mit dem Gedanken, eine solche Stahlseilrutsche zu bauen, teilte Michael Wernecke in der Ratssitzung mit. Vor sieben Jahren sei er im Harz gewesen und habe sich die dortige Doppelseilrutsche angesehen. Dabei sei ihm der Gedanke gekommen, dass eine solche Rutsche ins Eulenbachtal passe.

Ganzes Jahr in Betrieb

Das Konzept sehe vor, dass der Besucher von einem 35 bis 40 Meter hohen Turm mit einer Doppelseilrutsche vom Eulenbuckel über die Bäume hinweggleite, so Michael Wernecke. Dabei erreiche er eine Geschwindigkeit von bis zu 80 Kilometern pro Stunde. Der Gast tauche in den Wald ein und folge dem Eulenbach. Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten sagte Michael Wernecke, dass die Stahlseilrutsche rund 900 Meter oberhalb des Jägerhofs enden soll. Er geht davon aus, dass zehn bis zwölf Besucher pro Stunde den Flying Fox nutzen können und die Zipline sechs Stunden am Tag in Betrieb sei. Bei Eis, Sturm und Regen soll der Betrieb eingestellt werden. Ansonsten soll der Flying Fox jedoch das ganze Jahre über in Betrieb sein.

Die Flüge würden über das Internet gebucht, sagte Michael Wernecke. Er glaubt deshalb, dass der An- und Abreiseverkehr in den Griff zu bekommen sei. Es werde ein Empfangsgebäude mit Kassenhäuschen geben. Die Besucher sollen vom Skihangparkplatz mit einem Bus zum Ausgangspunkt der Zipline transportiert werden. Auf diesem Parkplatz könnten bis zu 150 Autos auf einmal abgestellt werden, so die Überzeugung von Gemeinderat Andreas Ehnis (CDU).

Im Gespräch mit unserer Zeitung bezifferte Jürgen Wernecke die Kosten auf rund eine Million Euro. Wenn alles optimal laufe, könnte die Zipline in einem Jahr eröffnet werden, so Jürgen Wernecke gegenüber unserer Zeitung.

Bei der Gemeinderatssitzung war auch Projektleiter Werner Wechsel zu Gast. Er ist Geschäftsführer der Firma hochkant GmbH mit Sitz im bayerischen Gestratz (Allgäu). Die Firma ist auf den Bau von Erlebniswelten spezialisiert, heißt es auf der Homepage des Unternehmens. In der Ratssitzung zeigte er einen Film über die rund 1000 Meter lange Zipline im Harz. Das Eulenbachtal sei eine tolle Kulisse für eine solche Anlage. Nach den derzeitigen Planungen hätte die 1286 Meter lange Zipline in Schömberg eine Neigung von acht Prozent mit einem Höhenunterschied von rund 100 Metern.

"Die Idee ist super", sagte zum Beispiel Gemeinderat Helmut Schray (Unabhängige Wählervereinigung). Er hofft, dass damit auch der Skihang aufgewertet wird. SPD-Fraktionschefin Susanne Ring fragte nach Eingriffen in die Natur. Michael Wernecke antwortete, dass einige Bäume gefällt werden müssten. Das hält er jedoch für unproblematisch. Der Eulenbach befinde sich derzeit in einem Dornröschenschlaf und solle ohnehin freigelegt werden. Der Bieselsberger Ortsvorsteher Ulrich Burkhardt sieht in dem Vorhaben sogar eine Chance für "sanften Tourismus". Er bestand jedoch darauf, dass keine Quellen angetastet würden. Das sicherte Michael Wernecke zu.

Kleine Eingriff

Gemeinderat Wolfgang Klasen (SPD) zeigte sich überzeugt davon, dass nur sehr kleine Eingriffe notwendig seien. "Bäume haben wir genug", sagte er und drückt den Investoren die Daumen für ihr Vorhaben. Gemeinderat Udo Bertsch (CDU) sieht in dem Projekt die Chance, über eine Achse vom Kurpark aus Schömberg zu erleben.

Der Gemeinderat gab einstimmig grünes Licht für die weiteren Planungsschritte. Jetzt könnten die Investoren sich an die Fachbehörden wenden.

Der nächste Schritt sei die endgültige Vorplanung, sagte der stellvertretende Bürgermeister Joachim Zillinger. Er leitete für den verhinderten Bürgermeister Matthias Leyn die Sondersitzung des Gemeinderates.