In Oberlengenhardt soll ein Aussichtsturm entstehen. Foto: Ingenieurbüro Braun

Bürgermeister Leyn verteidigt Projekt in in Oberlengenhardt. Räte erhoffen sich touristische Impulse.  

Schömberg - Zum geplanten Aussichtsturm mit Fly-Line (Kurvenseilbahn) in Oberlengenhardt wurden in der Bevölkerung Bedenken zum Projekt und zu möglichen Beeinträchtigungen im Ort geäußert. Bürgermeister Matthias Leyn verteidigt aber das Vorgehen.

In seiner Presseerklärung vom Mittwoch macht Leyn darauf aufmerksam, dass der Turm mit Fly-Line mehrfach in den Gremien der Gemeinde beraten worden sei. Er zeigt aber Verständnis für die Bürger: "Dies alles sind wohlüberlegte und folgenrichtige Bedenken, die selbstverständlich vorgebracht werden sollen und die auch vom Gemeinderat und der Verwaltung stets ernst genommen werden."

Es wird eigens ein Ausschuss gegründet

Mit der Schließung des Wellenbades sei Schömberg vor der Frage gestanden, in welche Richtung sich der Ort entwickeln soll. Der Gemeinderat und die Verwaltung wollten die bestehenden Strukturen unbedingt erhalten, ja sogar verbessern. Das Gremium habe sich 2016 dazu entschlossen, an der touristischen Ausrichtung des Ortes festzuhalten. Aus diesen Gründen sei unter anderem der Tourismusausschuss mit Vertretern aller Gemeinderatsfraktionen, des Tourismus-, Handel- und Gewerbevereins (THG) sowie der Verwaltung gegründet worden, so Leyn.

Das Gremium habe sich darauf verständigt, die herausgearbeiteten Projektideen aufzugreifen und weiter zu entwickeln. "Dabei geht es nicht nur um touristische Großprojekte, die alle von der Gemeinde gestemmt werden sollen, sondern ebenfalls um Projekte, die durch Investoren unterstützt werden", sagte Leyn.

Mit der Errichtung eines Aussichtsturmes sei eine Idee aus dem Ortschaftsrat Oberlengenhardt eingebracht worden. Da diese Idee im Einklang mit den Entwicklungszielen des Gemeinderates stehe, habe das Gremium diesen aufgenommen und als touristisches Projekt weiterverfolgt.

Der Gemeinderat und die Verwaltung versprechen sich durch die Schaffung eines Aussichtsturmes mit Fly-Line eine Verbesserung des Freizeitangebotes. Gleichzeitig werde ein erheblicher Mehrwert für Bürger geschaffen.

Außerdem soll der Aussichtsturm finanziell ohne maßgebliche Folgekosten umsetzbar sein. Der geplante Aussichtsturm in Holzbauweise mit einer Plattformebene auf 50 Metern Höhe wäre aktuell der höchste Holzturm mit Aussichtsplattform Deutschlands, so Leyn.

"Schömberg hat dadurch die Chance, erneut einen überregionalen Stellenwert für Freizeitangebote und den Erholungsfaktor zu erlangen", sagte der Bürgermeister. Durch den Einbau eines Fahrstuhles werde die Barrierefreiheit garantiert.

Verwaltung und Gemeinderat glaubten, dass der Turm so viele Besucher bringe, dass einerseits ein wirtschaftlicher Betrieb möglich sei, andererseits aber auch ausreichend Besucher in die Gemeinde kämen. Die geplante Fly-Line wäre deutschlandweit die Dritte. Im Hinblick auf die Region wäre sie in der Region ein Alleinstellungsmerkmal, das sicher die Neugierde von Besuchern wecke.

Es sei geplant, im Kernort Schömberg genug Parkplätze zu schaffen. Zudem soll es von behindertengerechten Parkplätzen in Schömberg einen barrierefreien Weg zum Aussichtsturm geben. In Oberlengenhardt sei nur eine Rettungszufahrt notwendig. Es sei vorgesehen, den Betrieb der Fly-Line extern langfristig zu vergeben, machte Leyn deutlich. Die Gemeinde trete lediglich als Bauherr auf. Für den Betrieb gebe es bereits Interesse. Hinsichtlich des Betriebs des Turmes werde ein ähnliches Konzept erarbeitet. Es sei nicht geplant, dass die Gemeinde einen personalintensiven Einsatz am Aussichtsturm etabliere, so Leyn. Zudem dürften Turm und Fly-Line nur während der Tagesstunden betrieben werden. Die Kosten der Fly-Line sollen durch eine langfristige Verpachtung wieder hereinkommen. Geplant sei zudem, dass für die Nutzung des Fahrstuhles im Turm eine maßvolle Eintrittsgebühr verlangt werde. Diese werde für die Kosten der Unterhaltung des Fahrstuhles und des Turmes ausreichen, so Leyn.

Die Baukosten für den Turm lägen bei rund 2,7 Millionen Euro, rechnet der Bürgermeister vor. Diese Summe sei im Haushalt der Gemeinde finanziert, versichert er. Außerdem werde ein Zuschussantrag aus dem Tourismusinfrastrukturprogramm des Landes gestellt. Erste Gespräche hätten ergeben, dass eine Förderung zwischen 45 und 50 Prozent für das Turmprojekt in Aussicht gestellt werde.

Weitere Millionenprojekte

Die Gemeinde gehe davon aus, dass in Schömberg durch diesen Impuls weitere Projekte mit Investoren möglich seien, so Leyn. Ein erster Investor stehe in den Startlöchern, der den Bau einer Stahlseilrutsche ("Flying Fox") plane. Auch hier geht es um die Investition eines Millionenprojektes, das genauer untersucht werde. Bei vielen Gesprächen sei der Gemeinde signalisiert worden, dass bei einer entsprechenden Schaffung von Angeboten auch seitens Investoren Bereitschaft bestehe, im gastronomischen Bereich zu investieren.

Andere Projekte wie der Neubau der Kindertagesstätte am Eulenbächle (drei Millionen Euro) die Sanierung der Ludwig-Uhland-Schule (zwei Millionen Euro) und der Ausbau der Breitbandversorgung (7,5 Millionen Euro) würden nicht vernachlässigt, verspricht der Bürgermeister. Im Herbst 2018 werde es eine Bürgerinformationsveranstaltung zum Turm und zur Fly-Line im Kurhaus geben, sichert Leyn zu.