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Wenigstens die Verbraucher profitieren kurzfristig von der Quelle-Insolvenz. 18 Millionen Artikel werden ab !: November mit Preisabschlägen angeboten.

Stuttgart - Wenigstens die Verbraucher profitieren kurzfristig von der Quelle-Insolvenz. 18 Millionen Artikel werden ab November mit Preisabschlägen angeboten. Dank Internet kann der nach Konzernangaben größe Ausverkauf Deutschlands an diesem Sonntag beginnen.

"Ab 6 Uhr wird die mit neuen Preisen überarbeitete Internetseite http://www.quelle.de frei geschaltet", sagte der Beauftragte des Insolvenzverwalters für den Versandhandel, Jörg Nerlich, am Freitag. Nach Angaben von Quelle liegen rund 18 Millionen Artikel auf Lager, das entspreche 25.000 Paletten oder einer Schlange von 1000 Lastwagen. Knapp die Hälfte davon seien Mode und Fashion. Spätestens an Weihnachten sollen die Lager des Versandhauses leer sein.

Die Angebotspalette reiche von Accessoires und Arbeitskleidung, Spielwaren und Kindermode, Schmuck und Uhren, Unterhaltungselektronik und Computerzubehör, Möbeln und Haushaltsartikeln bis hin zu Werkzeug.

Ein Blick auf die Webseite kann durchaus lohnen. Modeartikel, Wäsche, Sport und Schuhe werden mit 30 Prozent Rabatt verkauft, Möbel, Heimtextilien und Hartwaren mit 20 Prozent und Technik-Ware mit zehn Prozent. Dazu komme alle 24 Stunden ein neuer Artikel als Top-Angebot, angestammten Quelle-Kunden als Q des Tages bekannt. Wenige Wochen vor Weihnachten dürfte manche Familie die Geschenkeeinkauf vorzeitig starten und dabei kräftig sparen.

"Die Ware gibt es, solange der Vorrat reicht", erklärte Nerlich. "Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen wurden angepasst, der Kauf erfolgt auf Rechnung mit 14 Tagen Zahlungsfrist." Ratenzahlung sei allerdings nicht mehr möglich. Die Kunden können aber, wie bei Internet- und telefonischen Käufen gesetzlich vorgeschrieben, ihre Waren innerhalb von zwei Wochen ohne Angabe von Gründen zurückschicken, sofern sie nicht bereits benutzt oder gar beschädigt wurde. "Das 14-tägige Rückgaberecht ist gewährleistet und gilt auch, wenn ein Artikel nicht gefällt", bestätigte Quelle-Sprecher Manfred Gawlas unserer Zeitung.

Auch in den Quelle Technik Centern (QTC), die vor allem Elektro- und große Haushaltsgeräte sowie Unterhaltungselektronik anbieten, sowie in den bundesweit noch 1200 Quelle-Shops werden Waren zu Schnäppchenpreisen abverkauft. QTC gibt es unter anderem in Bad Kreuznach, Freiberg, Karlsruhe, Kempten, Ludwigsburg, Neckarsulm, Pforzheim und in Singen.

Thomas Schulz, Sprecher des Insolvenzverwalters Klaus Huberg Görg, betonte, dass die jeweiligen Herstellergarantien gälten. Anders verhält es sich bei der gesetzlichen Gewährleistung von zwei Jahren. Normalerweise können Kunden in diesem Zeitraum eine Ware beim Händler reklamieren, wenn diese Mängel aufweist. Sie wird dann repariert (Nachbesserung). Klappt das nicht, hat der Käufer das Recht auf Ersatz, in seltenen Fällen auch auf Rückerstattung des Warenwerts. Bei einer Insolvenz funktionieren diese Gewährleistungsrechte freilich nicht mehr. "Wenn Quelle vom Markt verschwindet, dann verschwindet auch der Ansprechpartner für die gesetzliche Gewährleistung", bestätigte Gawlas. Der Sprecher kann sich jedoch vorstellen, dass die künftigen Eigentümer des technischen Kundendienstes Profectis sowie der Haushaltsgerätemarke Privileg die Betreuung der Altkunden als freiwillige Leistung übernehmen.

Rund 4300 Mitarbeiter werden für den Ausverkauf vorerst noch gebraucht - davon 1100 bei Quelle Deutschland sowie weitere 3200 Mitarbeiter bei den Serviceeinheiten. Wenn dann in vier bis sechs Wochen die Lagerregale restlos geleert sind, ist den Angaben zufolge auch ihre Zeit bei Quelle vorbei. 2100 Beschäftigte dagegen stehen schon ab Montag auf der Straße. Die meisten erhielten die Kündigung erst am Freitag per Telefon. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat im Nürnberger Vertriebszentrum eigens ein Büro für die Betroffenen eingerichtet.

Unterdessen hat die Deutsche Post den Versand von Quelle-Waren wieder aufgenommen, den sie am Donnerstag wegen ausstehender Zahlungen unterbrochen hatte. Die Begleichung der Rechnung sei inzwischen gesichert, beruhigte Post-Chef Frank Appel. Wer sich also in den Ausverkauf ab Sonntag stürzt, dürfte seine Schnäppchen auch bekommen.