Der Januar beginnt stets mit dem gleichem Phänomen: Erst zwickt der Hosenbund, dann das schlechte Gewissen. Man wollte doch ein wenig abnehmen. Doch nicht jedem fällt es leicht, sich bei Wind und Wetter zur Bewegung zu zwingen und seine Ernährung umzustellen. Foto: dpa

Krankheiten, die auf falsche Ernährung und zu wenig Bewegung zurückzuführen sind, kosten die gesetzlichen Krankenkassen Millionen. Deshalb unterstützen sie Mitglieder, die Gewicht reduzieren wollen – mit verschiedenen Angeboten.

Krankheiten, die auf falsche Ernährung und zu wenig Bewegung zurückzuführen sind, kosten die gesetzlichen Krankenkassen Millionen. Deshalb unterstützen sie Mitglieder, die Gewicht reduzieren wollen – mit verschiedenen Angeboten.

Stuttgart - Der Januar beginnt stets mit dem gleichem Phänomen: Erst zwickt der Hosenbund, dann das schlechte Gewissen. Man wollte doch ein wenig abnehmen. Doch nicht jedem fällt es leicht, sich bei Wind und Wetter zur Bewegung zu zwingen und seine Ernährung umzustellen. Hilfe erhalten diese Menschen von den gesetzlichen Krankenkassen: Diese propagieren immer mehr Programme zur Ernährungsumstellung und zum Abnehmen, die sie meist auch bezuschussen.

Es geht den Kassen dabei ums Geld. Gewichtige Menschen leben mit erhöhtem Gesundheitsrisiko: Bluthochdruck, Diabetes, Gelenkprobleme. Sie werden öfter krank, arbeiten also weniger und kosten mehr als schlanke Zeitgenossen. Und es gibt viel zu viele von ihnen. Zwei von drei Männern und über die Hälfte der erwachsenen Frauen sind zu dick. Schlimmer noch: fast jeder vierte Deutsche ist sogar krankhaft fettleibig.

Nachfragen lohnt sich

Damit es erst gar nicht so weit kommt, locken die Kassen ihre Mitglieder mit ihrer Gesundheitsförderung. Entweder gibt es Ernährungskurse sowie Ernährungs-Fitness-Programme vor Ort oder aber als Fernkurs-Variante. Bei Letzteren werden die Teilnehmer per Smartphone-App, E-Mails oder Telefonberatungen betreut. Betriebskrankenkassen setzen eher auf Angebote in Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeber – sei es in Form von gesundem Kantinenessen oder Betriebssportgruppen.

Zusätzlich zu den Abnehmprogrammen können Mitglieder auch weitere Gesundheitsangebote der Kasse nutzen. Außerdem erstatten manche die Gebühren für Kurse bei geprüften Anbietern ganz oder zumindest teilweise.

Auf den nächsten Seiten haben wir Ihnen eine kleine Auswahl an Abnehmkursen zusammengestellt. Es lohnt sich aber, bei den Kasse nachzufragen, welche Abnehmprogramme es noch gibt und wie diese bezuschusst werden. Zusätzlich können Mitglieder auch weitere Gesundheitsangebote der Kasse nutzen. Diese funktionieren bei den meisten über ein Bonus-Punkte-System: Für bestimmte Leistungen wie die Teilnahme an den Kursen oder die Mitgliedschaft im Fitnessstudio gibt es Punkte, für jeden Punkt gibt es am Jahresende Geld oder Prämien.

Seit 1. Januar 2014 werden Präventionskurse und deren Anbieter bundesweit zentral und kassenübergreifend auf Qualität geprüft und online aufgelistet: www.zentrale.pruefstellle-praevention.de.

AOK

AOK

Die Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK) bietet ihren Mitgliedern an, sie per Fernkurs bei der Gewichtsreduktion zu unterstützen. Es gibt zwei Programme: „Abnehmen mit Genuss – classic“ und „Abnehmen mit Genuss – online“. Die Betreuung erfolgt über Brief, per Telefon, E-Mail oder Smartphone-App. Seit dem Jahr 2004 gibt es auch eine Variante des Fernkurses, die für Diabetiker geeignet ist.

Das Prinzip dieser beiden Ernährungsprogramme beruht auf einer möglichst fettarmen Ernährung. Anhand einer Fett-Tabelle wird verdeutlicht, welche Lebensmittel besonders fetthaltig sind. Zudem wird individuell die Menge an Fett ausgerechnet, die jeder Teilnehmer pro Tag zu sich nehmen kann. Dazu bietet die AOK ein Trainings-Handbuch sowie eine Datenbank mit Rezeptvorschlägen. Sport ist keine Voraussetzung für die Teilnahme, allerdings betonen die Experten der AOK auf der Homepage, dass „Bewegung in jeder Form die Abnahme wirkungsvoll unterstützen kann“. Daher werde für jeden Teilnehmer ein individuelles Bewegungsprogramm zusammengestellt.

Die AOK Baden-Württemberg bietet zudem ihren Versicherten noch das Angebot „Gesund genießen, mehr bewegen“. Dabei handelt es sich um einen Kurs mit zwölf Einheiten. Bei den Treffen geben Experten Infos zu einer langfristigen Ernährungsumstellung und bauen in kleinen Einheiten ein Bewegungsprogramm auf.

Eine Bezuschussung externer Angebote anderer Anbieter erfolgt nicht. Dauer: Die Fernkurse dauern zwischen sieben und zwölf Monate, die Ernährungs- und Sportberatung von „Gesund genießen, mehr bewegen“ besteht aus zwölf Treffen. Kosten: AOK-Mitglieder zahlen für die Fernkurse 44,90 Euro, Mitglieder anderer Kassen zahlen 79,90 Euro. Die Ernährungs- und Sportberatung ist kostenfrei.

KKH-Allianz

KKH-Allianz

Die Kaufmännische Krankenkasse versucht per Online-Fernkurs die Teilnehmer dazu zu bewegen, ihre Ernährung umzustellen. Der „Ernährungscoach“ schickt pro Woche Vorschläge für drei Mahlzeiten und Snacks. Auf diese Weise lässt sich nach und nach der Speiseplan anpassen. Hinzu kommt ein Fitnessprogramm, dass sich nach den sportlichen Vorlieben der Teilnehmer – Schwimmen, Radfahren, Joggen – richtet. Wer dennoch Fragen hat, kann diese per E-Mail stellen und erhält – so heißt es bei der KKH – innerhalb von 48 Stunden auch Antwort.

Darüber hinaus fördert die KKH zweimal jährlich die Teilnahme an Kursen, die von der Zentralen Prüfstelle Prävention zertifiziert wurden. Für Kinder werden die Kursgebühren von maximal 80 Euro übernommen.

Dauer: Der „Ernährungscoach“ beinhaltet zwölf Lerneinheiten in drei Monaten.

Kosten: Die Teilnahme ist für KKH-Mitglieder kostenlos.

TK

TK

Wer abnehmen will, erhält bei der Techniker- Krankenkasse (TK) eine Rundum-Betreuung in Form eines Online-Fernkurses. Der „Ernährungscoach“ bietet einen individuell angepassten Ernährungsplan, der sich nach den eigenen Essgewohnheiten und dem eigenen Bewegungspensum richtet. Eine Rezeptdatenbank mit 12 000 Rezeptvorschlägen sorgt für eine ausgewogene Ernährungsweise. Wer Sport treiben möchte, kann sich auch noch für den „Fitnesscoach“ oder den „Walkingcoach“ anmelden. Die Programme wurden von der Stiftung Warentest als „uneingeschränkt empfehlenswert“ bezeichnet.

Dazu bezuschusst die TK jährlich zwei Gewichtsreduktionskurse oder Programme zur Ernährungsumstellung – auch für Kinder. Die Kurse sind von der Zentralen Prüfstelle Prävention zertifiziert. Ebenso ist einen finanzielle Beteiligung an individuellen Ernährungsberatungen möglich.

Dauer: Der Ernährungscoach ist für TK-Mitglieder ein Dauerangebot. Für Nichtmitglieder ist der Kurs zeitlich befristet.

Kosten: Für TK-Mitglieder und für Nichtmitglieder ist der Ernährungscoach kostenlos.

IKK

IKK

Mit ihren IKK-Aktiv-Tagen hat die Innungskrankenkasse (IKK) für Vielbeschäftigte wie etwa Schichtarbeiter ein Kurzzeit-Abnehmprogramm geschaffen. Bei einem drei- bis viertägigen Aufenthalt in speziellen Kurhotels können die Teilnehmer Kurse zu den Themen Bewegung, Entspannung und Ernährung belegen. Zudem bezuschusst die IKK zweimal im Jahr einen externen Abnehmkurs. Wer lieber unabhängig bleiben möchte, kann sich beim IKK-Online-Diätcoach anmelden. Dieser beinhaltet einen persönlichen Ernährungsplan, Fitnessempfehlungen und Lerneinheiten zum Thema Ernährung. Wer dabei Hilfe braucht, seine Ernährung langfristig umzustellen, kann sich bei Einzel- oder Gruppengesprächen von IKK-Ernährungsexperten beraten lassen. Die IKK bezuschusst auch externe Abnehmkurse.

Betriebe, die ebenfalls auf eine gesunde Ernährung ihrer Mitarbeiter achten, können bei der IKK an Workshops teilnehmen. Für eine erfolgreiche Teilnahme gibt es Boni.

Dauer: Die IKK-Aktiv-Tage dauern drei bis vier Tage. Der IKK-Online-Diätcoach ist auf zwölf Wochen begrenzt.

Kosten: Bei Kuraufenthalten übernimmt die IKK classic die Kosten für die Kurseinheiten in Höhe von 180 Euro. Der Online-Diätcoach und auch die IKK-Ernährungsberatungen sind für Mitglieder der Kasse kostenlos.

Barmer GEK

Barmer GEK

Wer mit Hilfe von Trainern in Fitnessstudios oder eines Ernährungsberaters an Gewicht verlieren möchte, bekommt von der Barmer GEK Zuschüsse. Auch hat die Kasse für jedes Mitglied ein individuelles Gesundheitskonto eingerichtet, auf dem jährlich 150 Euro gutgeschrieben werden. Diese können auch für Ernährungskurse genutzt werden.

Für stark Übergewichtige bietet die Kasse die Teilnahme bei dem gemeinnützigen Programm „M.O.B.I.L.I.S.“, das von der Uniklinik Freiburg in Zusammenarbeit mit der Deutschen Sporthochschule in Köln entwickelt wurde. Es erfüllt die Leitlinien der Deutschen Adipositasgesellschaft und wird von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung anerkannt. Für leicht Übergewichtige gibt es die Version „M.O.B.I.L.I.S. light“. In beiden Therapien wird auf die Ernährung, die ausreichende Bewegung und die psychologische Betreuung der Teilnehmer geachtet. Dazu gehören regelmäßige medizinische Kontrollen.

Dauer: Das Standardprogramm von „M.O.B.I.L.I.S“ dauert ein Jahr, die Light-Version geht drei Monate.

Kosten: Die Teilnahme an „M.O.B.I.L.I.S.“ kostet 785 Euro. Die Kasse erstattet Mitgliedern 685 Euro, wenn diese mindestens ein dreiviertel Jahr durchgehalten haben.

Auch Nichtmitglieder können teilnehmen. Bei der Version für leicht Übergewichtige beträgt die Gebühr 120 Euro, von denen die Barmer GEK ihren Mitgliedern 75 Euro erstattet.

DAK

DAK

„Essen Sie sich schlank“ lautet das Motto der DAK-Gesundheitskurse, mit denen man in der Gruppe sein Gewicht reduzieren kann. Teilnehmer können sich jährlich einen solchen Beratungskurs von der DAK bezuschussen lassen. Einzige Bedingung: Die Mitglieder müssen mindestens 80 Prozent der Kurstermine wahrnehmen. Der Zuschuss beträgt bei Erwachsenen pro Maßnahme 80 Prozent der Teilnahmegebühren, die Kursgebühren für Kinder und Jugendliche werden komplett übernommen. Die maximale Höhe der Erstattung ist in beiden Fällen auf 75 Euro pro Kurs beschränkt.

Zudem bietet die DAK auch Ernährungsberatungen oder Gruppenberatungen für ihre Mitglieder an und bezuschusst auch Kurse zur Ernährung und Bewegung von anderen Anbietern, die die Kriterien des Leitfadens der Zentralen Prüfstelle Prävention erfüllen. Es gibt auch spezielle Kurse für Kinder und Jugendliche mit Übergewicht.

Wer keinen Ernährungskurs besuchen möchte, kann seine guten Vorsätze in Sachen Gewichtsreduktion auch mit Hilfe eines Online-Fernkurses umsetzen. „Eat-Mail“ heißt das internetgestützte Ernährungsprogramm, dass zum Ziel hat, dass man sein Essverhalten und seine Ernährung umstellt. Während des Programms besteht die Möglichkeit, sich mit anderen Teilnehmern und dem Trainer auszutauschen. Das Programm wurde von der Stiftung Warentest als positiv bewertet.

Dauer: Bei dem Angebot „Eat-Mail“ gibt es 14 Lektionen.

Kosten: Für DAK-Mitglieder ist die Teilnahme an dem Fernkurs „Eat-Mail“ kostenlos, es gibt Extrapunkte im Bonussystem der DAK.