Gleich ein ganzes Wolfsrudel soll in Schiltach unterwegs gewesen sein – doch das Video ist ein Fake. (Symbolfoto) Foto: Rolfes/DJV

Film bei Facebook zeigt angeblich Wolfsrudel in Schiltach. FVA: "Völlig unrealistisch."

Schiltach - Ein Facebook-Video zeigt gleich ein ganzes Rudel Wölfe, das in Schiltach unterwegs gewesen sein soll. Angeblich. Denn wie sich schnell herausstellt, handelt es sich bei dem Clip um einen Fake.

Für ordentlich Furore hat das Video gesorgt, dass am Montag von einem Nutzer aus dem Harmersbachtal hochgeladen wurde und auf dem ein Jäger am vergangenen Sonntag in Schiltach ein Wolfsrudel gefilmt haben will. In dem Clip sind gleich mehrer Tiere zu sehen, die gemeinsam durch den Wald tollen und von einem Hochsitz aus gefilmt werden.

Schnell jedoch zeigt sich: Bei dem Video handelt es sich um einen Fake, es wurde nicht in Schiltach aufgenommen. Woher es stammt, ist nicht klar, sagt Johannes Erretkamps, Wildtierökologe bei der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg. Seit vergangenem Jahr tauche es regelmäßig in ganz Deutschland auf – immer wird behauptet, das Video sei vor Ort gedreht worden. "In Baden-Württemberg ist es defintiv nicht entstanden", so Erretkamps. Es sei nicht einmal sicher, dass der Film in Deutschland aufgenommen wurde. "Bisher hat sich in Baden-Württemberg ein einziges Tier niedergelassen. Es dauert einige Zeit, bis ein Wolfsrudel, das sich aus Eltern und Nachkommen zusammensetzt, entsteht", erklärt Erretkamps. Dass im Kinzigtal "plötzlich ein Wolfsrudel rumläuft" sei daher "nicht möglich".

Video taucht immer mal wieder auf

Wie sehr der Wolf die Menschen bewegt, zeigen diese Zahlen: Das Video wird bei Facebook innerhalb von 22 Stunden knapp 2400 Mal geteilt. Während die Reaktionen von der Freude über die Rückkehr des Wolfs bis zu Wut und Verängstigung reichen, durchschauen etliche Nutzer den Schwindel sofort – ein User will das Video schon für drei verschiedene Orte gesehen haben. Auch rund um Freudenstadt soll das Video kürzlich aufgetaucht sein.

Am Dienstagmittag dann ist das Video von der Facebook-Seite verschwunden. Solche "völlig unrealistischen" Meldungen tauchen immer wieder auf, berichtet Erretkamps. "Das Thema Wolf ist attraktiv und wird sehr polarisiernd diskutiert", sucht er nach Gründen für dieses Phänomen. Außerdem würden solche Informationen, gerade in sozialen Netzwerken, viel Resonanz finden – was auch dieser Fall wieder beweist.

Der Mann, der das Video am Montag gepostet hat, will es von einem Bekannten bekommen und für echt gehalten haben. Er habe "einfach nur meine Freude mit anderen teilen" wollen, erklärt er auf Nachfrage. Die vielen Reaktionen auf das Video hätten ihn überfordert, weswegen er es knapp 24 Stunden später gelöscht habe.

Bereits seit Wochen sorgt der Wolf im Kinzigtal für Gesprächsstoff: Nachdem ein Wolf nachweislich für den Riss eines Schafs Ende Januar in Kirnbach verantwortlich war, bestätigte sich ein Verdachtsfall in Schenkenzell-Kaltbrunn von Mitte Februar nicht: Der getötete Rehbock ist dort von einem Hund gerissen worden.