Roland Gutekunst am vorgeschalteten Wasserspeicher, der den ununterbrochenen Wasserfluss zum Widder sichert. Foto: Schwarzwälder Bote

Trockenheit: Hydraulischer Widder hat sich im Praxistest für die zuverlässige Wasserversorgung bewährt

Mit der hydraulischen "Widder-Technik" trotzt die Familie Gutekunst der seit Jahren anhaltenden Trockenheit und sichert damit die Eigenwasserversorgung ihres Hofs.

Schenkenzel l. Schon seit mehreren Jahren bringen die niederschlagsarmen Sommer Bauernhöfe und Wohnhäuser in nicht an die Wasserversorgung angeschlossenen Außenbereichen wie bei den Gutekunsts in Bedrängnis: Die Brunnen für die Eigenwasserversorgung schütten zu wenig oder gar nichts mehr aus. Auch in diesem Sommer müssen wieder manche Bauern Wasser bei hilfsbereiten Nachbarn mit dem Wasserfass holen.

Im Frühjahr 2017 hatte Roland Gutekunst die Misere satt und den Widder bei der Zahner Metallbearbeitung im schweizerischen Uznach bestellt und mit den nötigen Wasserleitungen installiert. Seither pumpt der Widder störungsfrei ohne Unterbrechung dass Wasser ins hoch gelegene Reservoir. "Nur einmal im Jahr muss ich die Dichtungen am Widder wechseln, was kein großer Akt ist", berichtet Gutekunst.

Für die Lösung wurde eine bestehende Quelle unterhalb des Hofs eingefasst. "Die schüttet ziemlich konstant 20 Liter pro Minute aus", hat Gutekunst gemessen. Von der Quelle wird das Wasser einige Meter weiter in einen kleinen Speicher am Hang geleitet. Dieser verhindert, dass der Wasserfluss unterbrochen wird, was sonst zu einer Störung am Widder führen würde. Von diesem Speicher fließt das Wasser 30 Höhenmeter hinunter zum Widder, was den nötigen Druck von drei Bar erzeugt, um vier bis fünf Liter pro Minute ins 85 Meter höher gelegene Reservoir zu pumpen: Fünf bis sechs Kubikmeter Wasser kommen dadurch jeden Tag zusammen.

Wassersorgen kennt Gutekunst nicht mehr: Das Wasser reicht nicht nur für seinen Haushalt, sondern auch für den beim Hof angesiedelten Bauernhofkindergarten, die Rinder, Schafe und Ziegen. Der Überlauf speist sogar den Tag und Nacht plätschernden Brunnen am Hof.

Die Materialkosten für den Widder und vor allem für Leitungen sowie Behälter lagen bei 25 000 bis 30 000 Euro. Der Bau lief in Eigenarbeit als Familienprojekt, alle Kinder halfen beim Gräben ausheben, Leitungen verlegen und Schächte setzen mit. "Die Kosten und der Aufwand haben sich gelohnt, wir haben jetzt Ruhe und keinen Wassermangel mehr", ist Gutekunst zufrieden.

Seine Widder-Technik könnte Schule machen bei anderen Höfen, die zu wenig Wasser haben. Vier hätten sich schon gemeldet und sich über die Technik informiert.

I n seinem Zustandsbericht über die Grundwasservorräte für Juli 2019 stellt die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) in Karlsruhe fest:

"Die Grundwasserstände und Quellschüttungen bewegen sich Ende Juli 2019 in Baden-Württemberg überwiegend auf leicht unterdurchschnittlichem Niveau mit rückläufiger Tendenz. Die einzelnen lokalen Starkniederschlagsepisoden sind ausschließlich der Vegetation sowie den oberirdischen Gewässern zugutegekommen. Es hat keine nennenswerte Grundwasserneubildung stattgefunden. Der Bodenwasserspeicher hat sich weiter entleert und ist mittlerweile nahezu ausgetrocknet".