Nach einem tödlichen Unfall am 11. Juni, bei dem ein Baum auf ein Auto gestürzt war, soll jetzt in diesem Bereich ein so genannter Verkehrssicherungshieb ausgeführt werden. Foto: Sum

Mann von Baum erschlagen: Wer trägt Verwantwortung für Tragödie? Förster erklärt Rechtslage.

Schiltach - Nach dem tödlichen Unfall zwischen Schiltach-Hinterlehengericht und Schramberg ist die Frage der Verantwortung geklärt. Ein 33-jähriger Familienvater war am 11. Juni am Steuer seines Autos von einem auf die Straße stürzenden Baum erschlagen worden, seine 31-jährige Frau sowie eines von zwei fünfjährigen Zwillingskindern des Ehepaares waren schwer verletzt worden.

Verantwortung der Waldbesitzer?

Einem Gutachten zufolge, das die Staatsanwaltschaft Tuttlingen in Auftrag gegeben hat, ist der Besitzer des Waldes, aus dem der tödliche Baum auf die Straße fiel, nicht für die Tragödie verantwortlich. Förster Holger Wöhrle, in dessen Forstrevier die Unfallstelle zwischen Hinterlehengericht und Schramberg liegt, erklärt die Entscheidung: "Der umgestürzte Baum war innen von der Rotfäule befallen, aber das war bei der gesetzlich vorgeschriebenen Kontrolle von außen nicht erkennbar." Seiner Einschätzung zufolge war der Baum schon bei einem Sturm ein paar Tage vor dem Unfall abgebrochen. Er sei nur noch von den Ästen benachbarter Bäume gehalten worden. Mit der Zeit seien die Äste ermüdet und der Baum dann doch noch in einem fatalen Moment auf die Straße gestürzt.

Kontrolle ist vorgeschrieben

Aber hätte der Waldbesitzer nach den Stürmen am Wochenende vor dem Unfall den Abschnitt nicht auf potenzielle Gefahren untersuchen müssen? Nein, meint Wöhrle. Waldbesitzer seien lediglich dazu verpflichtet, einmal jährlich all diejenigen Bäume auf Gefahren zu überprüfen, die in einem Abstand von bis zu 30 Metern von öffentlichen Straßen entfernt stehen. Da die Fäule äußerlich nicht erkennbar war, kann der Waldbesitzer für den Unfall nicht verantwortlich gemacht werden.

Könnten solche Unfälle durch Kontrollen in höherer Frequenz künftig nicht verhindert werden? Das könne man von den Waldbesitzern nicht verlangen, meint der Förster. Schon der Aufwand für die jährliche Kontrolle sei immens. "So blöd das jetzt in dem Fall auch klingt, aber ganz sicher wird es niemals werden", sagt Wöhrle. Zwar sehe auch er die Notwendigkeit, mögliche Gefahren mittels Kontrollen weiter zu entschärfen, aber ganz ungefährlich werde der Wald nie werden. "Vielen ist das nicht so bewusst", erzählt Wöhrle, "Forstwirt ist noch immer einer der gefährlichsten Berufe." Es vergehe kein Jahr ohne Unfälle in der Branche und kaum eines ohne tödliche Unfälle. "Mit der Natur ist eben immer ein gewisses Restrisiko verbunden - das muss uns allen klar sein", gibt der Förster zu bedenken.