Beim Konzert des Jugendposaunenchors wird das Kirchenschiff zum tosenden Klangraum. Foto: Fritsche Foto: Schwarzwälder Bote

Posaunenchor: Ausgewogenes Programm klassischer und neuerer vier- bis zwölfstimmiger Kompositionen

Das Konzert für Bläser und Orgel mit dem Jugendposaunenchor Südbaden unter Leitung von Heiko Petersen und Bezirkskantorin Anna Myasoedova an der Orgel ist zu einem besonderen Musikereignis geworden.

Schiltach. Unter Glockengeläut zogen die 33 Bläser am Sonntagnachmittag mit ihrem Dirigenten Heiko Petersen unter dem Beifall der zahlreichen Konzertbesucher in die evangelische Stadtkirche ein. Mit der "Gala Fanfare" von Philip Sparke (*1951) legten sie einen furiosen Start hin: Das Kirchenschiff wurde zum tosenden Klangraum, der Nachhall war sekundenlang. "Wir gratulieren dem Posaunenchor Schiltach-Schenkenzell zum 90. Geburtstag", wandte sich Landesposaunenwart Petersen an das Publikum, unter dem auch die Mitglieder des Schiltacher-Schenkenzeller Posaunenchors saßen. Dann lüftete Petersen das Geheimnis, warum sein Chor soviel Power (und guten "Instrumentenansatz") mitgebrachte: Er hatte bei einem Bläserwochenende im bei Hornberg gelegenen Jugendheim Unterschembachhof tagelang geprobt.

Im Programm ging es dann einen großen zeitlichen Sprung zurück zu Johann Sebastian Bach (1685 bis 1740): Mit einem Schlusschoral und einem Choralsatz ("Was Gott tut, das ist wohlgetan"), zur gewaltigen Klangfülle hin bearbeitet von Hans-Ulrich Nonnenmann. Der auch das "Conterto" für drei Trompeten und Orchester von Georg Philipp Telemann (1681 bis 1767) für Bläserchor bearbeitet hatte.

Davor spielte Anna Myasoedova "Voluntary Nr. 8 in D Minor" von John Stanley (1712 bis 1786): Eine Orgelkomposition mit spielerischen, tänzerischen Passagen, die sie einfühlsam interpretierte.

Es folgte ein äußerst dynamisches und dramatisches "Allegro assai" aus einer Orgelsonate von Alexandre Guilmant (1837 bis 1911), bearbeitet von Hans-Ulrich Nonnenmann: Petersen trieb seine Bläser mit kraftvollen Taktschlägen, sie folgten ihm mühlos.

Zurück zu den alten Meistern ging es mit dem "Largo" von Georg Friedrich Händel (1685 bis 1759). Anna Myasoedova interpretierte es so subtil und innig, dass es eine Wirkung entfaltete, als würde man es zum ersten Mal richtig hören. Es war auch ein gewollter Kontrast zum Bläserklang: "Eine kleine Oase", sagte sie nach dem Konzert.

Einen ganz anderen Stil hatten im späteren Programmverlauf die "Variationen über "Gib uns Frieden" von Matthias Nagel (*1958): Die schöne Melodie wurde rhythmisch, tänzerisch, fröhlich variiert, mit Swing- und Jazz-Elementen, Myasoedova zog selten gebrauchte Register und zeigte, was alles in der Schiltacher Orgel steckt.

Obwohl das ganze Konzert eine Abfolge von Höhepunkten waren, stachen zwei Stücke besonders hervor, weil sie für den Kirchentag in Dortmund (19. bis 23. Juni) komponiert wurden und in Schiltach eine Art Vorpremiere hatten: Die "Suite über 25 Jahre" zur Gründung des Posaunendienstes in Deutschland 1994 von Jens Uhlenhoff (*1987), und die fünfteilige Komposition "Vertrauen" von Dieter Wendel (*1965) mit Elementen geistlicher Lieder: Vor allem Teil II ("Amazing Grace") und Teil IV ("Von guten Mächten wunderbar geborgen") verursachten Gänsehaut. Gerade bei diesem Stück zeigte sich, wie der Klang eines Posaunenchors die Verkündigung Gottes Botschaft und Spiritualität beschwören kann.

Mit dem jazzigen "Hand me down my silver trumpet" von Stefan Glasbrenner (*1980), dem wehmütigen "Hallelujah" von Leonard Cohen (1934 bis 2016), arrangiert für Posaunenchor von Ingo Luis, und dem schnellen, rhythmischen "Norwegian Rondo" von Philip Sparke, bearbeitet von Michael Fünfgeld, gestaltete der Chor den letzten Teil des Konzerts.

Das Publikum dankte dem Jungendposaunenchor mit seinem Leiter und Organistin Anna Myasoedova mit geradezu frenetischem Beifall.

Die Bläser revanchierten sich mit "Pippi Langstrumpf goes to Rio" von Werner Petersen, einem lustigen Stück, Big-Band-Sound füllte das Kirchschiff. Jetzt wollte das Publikum erst recht noch mehr. Als zweite Zugabe und Abschluss des Konzerts folgte ein geistliches Abendlied, aus dem Englisches mehrfach ins Deutsche übertragen und in die wichtigsten deutschsprachigen Gesangbücher aufgenommen: "Der Tag, mein Gott, ist nun vergangen und wird vom Dunkel überweht. Am Morgen hast du Lob empfangen, zu dir steigt unser Nachtgebet".

Drei Strophen erklangen. Die zweite sangen – zur großen Überraschung des Publikums – die Bläser a capella mit schönen Stimmen. So endete das Konzert im klassischen Choral-Modus, der ursprünglichen Domäne der Posaunenchöre.