Kurioses weiß Hardy Happle zu erzählen. Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Architekt Hardy Happle stellt Beispiele aus Lehengericht in den Mittelpunkt

Unter dem geschichtsträchtigen Gebälk im sanierten Gasthof Adler in Schiltach hat Architekt Hardy Happle Entwicklung und Wandel einzigartiger Höfe in Lehengericht vorgestellt.

Schiltach. Bei der ersten Veranstaltung im neuen Saal im Obergeschoss, war am beidseitig verstärkten Dachgebälk zu erkennen, nach welchen technischen Anforderungen und Vorschriften heute alte Gebäude saniert werden müssen.

Der Architekt und Historiker Hardy Happle wolle an zwei alten Höfen in Lehengericht die zu den jeweiligen Zeiten notwendigen Veränderungen zeigen, um "Altes zu erhalten", kündigte Stadtarchivar Andreas Morgenstern den Vortrag zum Jubiläum von Lehengericht an. Die typischen Eindachhöfe im Schwarzwald seien der Kulturlandschaft mit steilen Bergen und engen Tälern perfekt angepasst. Steine, Holz und Stroh oder Schilf waren vor Ort zu finden und die daraus entwickelte Holzbautradition fand eigene Lösungen bis hin zu standardisierten Fenstern.

Eulersbacher Hof

In der Urform mit Stall, Wohnen und Scheune auf drei Etagen unter einem lang herunter gezogenen Strohdach war 1634 der Hof vor Eulersbach gebaut worden. Die Anordnung von Rauchküche, Wohn- und Schlafräumen war bei den Höfen im Kinzigtal ähnlich und nutzte sowohl die Wärme der Tiere aus dem Stall, wie auch die aus der Feuerstelle in der Küche. Erst 1867 wurde der Rauchabzug in der abgehängten Decke durch einen Schornstein auf einem Ziegeldach ersetzt.

Aus Bauern wurden 1887 Gutsbesitzer mit einer repräsentativen Hofstelle ohne Walmdach, aber mit Anbau, Erker und großen Fenstern sowie einem Nebengebäude für das Gesinde. Mit einer dreistöckigen Wiederkehr wurde das Gebäude 30 Jahre später vergrößert und seit 1986 ist der Stall ausgelagert, die Fassade mit großen Sprossenfenstern erneuert.

Oberreichenbacher Hof

Eine ähnliche Entwicklung gab es auf dem Oberreichenbacher Hof. Schon im Neubau von 1750 war der Wohnteil auf zwei Geschossen über dem Stall untergebracht. 1886 wurde das Gebäude in der Mitte vertikal für zwei Familien geteilt, 1934 baute eine Familie die erste Wiederkehr, knapp 20 Jahre später entstand eine noch größere an der anderen Haushälfte.

Nach einer weiteren Renovierung hat der Hof heute wieder ein Walmdach und ungeteilte große Fenster. Auch ohne die Planung von Architekten, ausschließlich mit handwerklicher Kunst und Erfahrung von Zimmerleuten, seien die alten Höfe gebaut worden und hätten Jahrhunderte überdauert, wenn sie nicht abgebrannt seien.