Roland Denner (links) ehrt Gerhard Busch für 60 Jahre Singen in Chören. Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Männergesangverein beschließt seine Auflösung / Kameradschaft lebt mit Stammtisch weiter

In der Hauptversammlung des Männergesangvereins Eintracht hat sich die Mehrheit der anwesenden Mitglieder für die Auflösung ihres seit 123 Jahren bestehenden Vereins ausgesprochen.

Schiltach. Sie taten es schweren Herzens, aber sahen aufgrund des akuten Nachwuchsmangels und der Überalterung keine andere Alternative. Die Liquidation wird jetzt beim zuständigen Amtsgericht in Stuttgart beantragt. Zu Liquidatoren wurden bei der Versammlung am Freitagabend im Gasthaus Sonne einmütig Friedrich Trautwein und Helmut Wolber berufen.

Wolber erläuterte den Gang der Liquidation. Etwa ein Jahr werde es dauern, bis diese vollzogen sei. So lange bleibe der Verein noch bestehen und der verantwortende Vorstand mit Vorsitzendem Claus Fleckenstein, Schriftführer Werner Seeger, Vize-Vorsitzendem Roland Denner und Kassierer Friedrich Trautwein noch im Amt. Über die Verwendung des verbleibenden Vermögens wird im Zuge der Auflösung durch die Mitglieder entschieden.

"Ich bin sehr traurig, dass wir die ›Eintracht‹ auflösen müssen", bekundete Fleckenstein in seinem Grußwort. Eine schöne und von guter Kameradschaft geprägte Sängerzeit gehe damit zu Ende. Und er fügte hinzu: "Wir können stolz sein auf die großen Leistungen von ›Eintracht‹ und Chorgemeinschaft." Ehrend gedachte die Versammlung des verstorbenen Ehrenpräsidenten des Kinzigtal-Chorverbands, Werner Schätzle, sowie der verstorbenen Sänger Fritz Dinger, Johannes Lehmann, Philipp Dieterle, Josef Schmider und Rolf Schaub. Es wurde jeweils ihr verdienstvolles Wirken gewürdigt.

Mit Wehmut informierte Schriftführer Werner Seeger in seinem Rückblick, dass es bereits 2018 keine öffentlichen "Eintracht"-Auftritte mehr gegeben habe. Die Singstunden hätten mit einer kleinen Sängerschar allerdings weiter stattgefunden, am Jahresanfang sei die "Eintracht" Gast beim "Bergecho" St. Roman gewesen, der Jahresabschluss 2018 sei mit dem traditionellen Familienabend stimmungsvoll begangen worden.

Gerhard Busch wird für 60 Jahre Singen im Chor ausgezeichnet

Dirigentin Susanne Mogler sei noch im Dezember im Kreis der Sänger mit Dank für die gute Zusammenarbeit verabschiedet worden. Kassierer Friedrich Trautwein, der sein Amt erst Mitte des Jahres von Werner Spöttle übernommen hatte, berichtete von geordneten Finanzen und zollte der Kassenarbeit seines Vorgängers hohes Lob. Die Sänger bekräftigten dieses Lob mit langem Beifall. Die beiden Revisoren Karl Benz und Wilhelm Trautwein bestätigten die korrekte Kassenführung. Sowohl Kassierer wie auch Gesamtvorstand wurden einstimmig die Entlastung erteilt.

Eine besondere Ehrung nahm Vize-Vorsitzender Roland Denner vor. Er ehrte Gerhard Busch für 60 Jahre Singen in Chören – und zwar zunächst in Mannheim und Lehengericht sowie anschließend 25 Jahre in der "Eintracht" – mit einem Präsent und mit Dank für seine enormen Verdienste. Die Mitglieder reagierten mit langem Applaus.

Bürgermeisterstellvertreter Michael Buzzi bekundete seine Betroffenheit über die Vereinsauflösung. Die "Eintracht" und die Chorgemeinschaft "haben unserer Stadt bei vielen Anlässen gedient", beispielsweise mit Konzerten, bei Gottesdiensten, beim Volkstrauertag und beim Silvesterzug. Die "Eintracht" sei ein wichtiger Kulturträger gewesen und habe zugleich auch gute Kontakte nach außerhalb Schiltachs entwickelt. Die Auflösungsentscheidung in Würde und Stolz verdiene "unseren größten Respekt". Buzzi dankte dem Vorstandsteam, der Dirigentin, den Dirigenten und allen Sängern und Mitgliedern im Namen von Stadt und Gemeinderat für die erfolgreiche Arbeit.

Ehrenchorleiter Theo Kreuz, der 14 Jahre als erfolgreicher "Eintracht"-Chorleiter gewirkt hat, erinnerte an viele interessante und wichtige Begebenheiten und an seine musikalische Arbeit in dem Verein. "Meine Frau und ich haben uns bei der ›Eintracht‹ immer sehr wohlgefühlt", fügte er an. Immer wieder hat er im Dirigentenamt bei Bedarf ausgeholfen. "Ihr könnt auch künftig mit mir rechnen", kündigte er an. Er regte wie zuvor auch Michael Buzzi und weitere Sänger an, einen Stammtisch einzurichten, um die Kameradschaft weiter zu pflegen. Die Sänger entsprachen dieser Anregung. Künftig treffen sie sich am zweiten Montag eines Monats jeweils um 19 Uhr in einem örtlichen Gasthaus zu einer Sänger-Stammtisch-Runde. Auch die jährliche Himmelfahrtswanderung bleibe bestehen.

Bedauern über die Vereinsauflösung, aber auch Mut zu künftiger Kameradschaftspflege bekundeten Dirigent Hans Kurt Rennig aus Schenkenzell und Sänger Peter Hubrich aus Lehengericht. Der Vorsitzende des "Liederkranzes" aus Schenkenzell, Herbert Armbruster, würdigte die vertrauensvolle und erfolgreiche Zusammenarbeit in der Chorgemeinschaft. In den 22 Jahren habe sich eine herzliche Freundschaft entwickelt, die bei den vielen schönen Konzerten und den geselligen Unternehmungen ihren sichtbaren Ausdruck gefunden habe.

Weitere Informationen: In einem weiteren Artikel werden wir die Historie des Musikvereins Eintracht beleuchten.