Historisches: Literatin aus Schramberg hat auch enge Verbindungen in das Fachwerkstädtchen

Das "Hirschbrunnengeflüster" in Schramberg zur Erinnerung an Dichterin Emma Haaser (1878 bis 1950) kann um eine Schiltacher Facette erweitert werden.

Schiltach. Die Facette spielt in den Jahren 1946/47 unweit des von ihr ebenfalls besungenen "Brunnen vor dem Rathaus": Der "rauscht versonnen, der viel erlauschte, schon jahrhundert-alt...".

Dort am Marktplatz wohnte die Familie des Metzgermeisters Paul Wolber, nach dessen Vater "s’Metzger-Adolfe" genannt. Bei ihnen war Emma Haaser oft zu Besuch, saß mit am Tisch und nahm Anteil an den familiären Ereignissen. Sie mochte das Städtchen, seine heimelige Atmosphäre und die Menschen mit ihrer schwäbisch-badischen Lebensart, ebenso die Landschaft: "Ich wandre froh durch frisches Wiesengrün, durchs tau-beglänzte Schiltachtal dahin."

Die Freundschaft bestand vor allem zu Luise und Dorle Wolber, die ihr in "schlechter Zeit" Lebensmittel zukommen ließen: "Ein hochherziges Geschenk, das mir 5-mal eine Mahlzeit gegeben hat." Sie dankte "mit etwas Poetischem aus meiner Feder", so im Januar 1947 mit dem Gedicht "Schöner Schwarzwald": "Wanderglück am Wege blühend – Heimat, o, wie bist du schön."

Weitere "liebevolle Zuwendungen" beantwortete sie im Februar 1947 mit den Gedichten "Zuversicht" und "Trost im Herbste". Ehrlich gestand sie auch, dass sie als freiberufliche Schriftstellerin auf "gute, edle Menschen" angewiesen war, zumal sie ihren kranken Bruder pflegen musste. Eduard Haaser wohnte später in der Schiltacher Bachstraße.

Ihre literarische Karriere hatte die 1878 in Lauterbach geborene Emma Haaser erst 1925 begonnen, als sie, zuvor im Einzelhandel tätig, nach schwerer Erkrankung die Schriftstellerei zum Hauptberuf machte. In und um Schramberg bald als "Heimatdichterin" geschätzt, schuf sie mit ihrer, wie es heißt, "empfindenden und gemütvollen Art" in politisch aufgeregter Zeit eine individuelle Nische.

In ihr beschrieb sie die Heimat, die Landschaft und die Menschen, bei denen sie selber tief verwurzelt war. Dies zeigen die Titel ihrer Gedichtbände: "Efeu und Immergrün", "Unter den Schwarzwaldtannen" und "Waldmärchen". Dazu erschienen Anekdoten und Erzählungen, in denen es um "urkomische Gestalten" ging. Auf Bestellung, etwa für Familien- und Vereinsfeiern, verfasste sie heitere oder ernste Gedichte, auch fand sie in der Tageszeitung Platz für ihre Poesie.

Für Schiltach brachte sie eine Karte mit dem Gedicht "Nachtvision im alten Schiltach" heraus: "Das Mondlicht geistert durch die stillen Gassen, vom nahen Turme schlägt es Mitternacht." An Ostern 1947 war sie wieder bei "s’Metzger-Adolfe", als Luise Wolber, Seniorchefin und Großmutter mehrerer Enkel, ihren 70. Geburtstag feierte. Im Zwiegespräch trugen die Kinder ein eigens dafür verfertigtes Gedicht vor, daraus die beiden Strophen: "Die Oma ist ein Osterhäschen, das heute den Geburtstag hat! Das sagen alle Vettern, Bäschen in unserer schönen Schwarzwaldstadt. – Jetzt duftet der Geburtstagskuchen gar herrlich in die Stub’ herein! Ich will drum schnell den Schlußpunkt suchen: Behüt’ dich Gott, Großmütterlein!"

Die familiäre Idylle entsprach nicht nur dem Denken und Fühlen von Emma Haaser, sondern auch dem der Menschen in der politisch und wirtschaftlich schwierigen Nachkriegszeit. Mit ihrer Dichtkunst gab sie ihnen Orientierung und bereitete viel Freude.

Weitere Informationen: Gedichte von Emma Haaser sind im Bändchen "Lieder und Gedichte" zu finden, das über die Stadtverwaltung Schiltach zu beziehen ist.