Beim "Polenstein" wird die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wachgehalten. Foto: Beck Foto: Schwarzwälder Bote

Erinnerung: Initiative "Gedenkstätte Eckerwald" lädt nach Schiltach ein

Schiltach. Auch dieses Jahr hat die Initiative "Gedenkstätte Eckerwald", beheimatet im Zollernalb- und im Landkreis Rottweil, zu einer "Woche der Begegnung" eingeladen. Angesprochen waren vor allem Angehörige von Menschen, die im Nationalsozialismus gelitten hatten. Unter ihnen befand sich eine Überlebende des Vernichtungslagers Auschwitz, dazu eine Anzahl weiterer Gäste aus Polen. Auf Initiative von Landrat Wolf-Rüdiger Michel suchten sie den "Polenstein" in Schiltach auf.

Dort wurden sie und die begleitenden Mitglieder der Initiative Eckerwald von Pfarrer Adam Borek, gebürtiger Pole, und dem Historiker Hans Harter zu einer Informations- und Gedenkstunde empfangen. Der Landrat begrüßte und informierte über die Aktivitäten der Initiative Eckerwald, die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wachzuhalten. Dazu gehört ein Gedenkpfad durch das 1944/45 errichtete Schieferölwerk "Wüste 10". Für dieses mussten über 1000 Zwangsarbeiter schuften, bei hoher Sterberate, wie man in dem von der Initiative ebenfalls betreuten KZ-Friedhof Schörzingen (Zollernalbkreis) sehen kann.

Dann ging es um ein 1941/42 vom Nationalsozialismus in Schiltach begangenes Unrecht, dem zwei junge Menschen zum Opfer fielen: Der polnische Zwangsarbeiter Bernard und die dort zur Fabrikarbeit dienstverpflichtete Amalie Fischer aus Offenburg. Sie begannen ein Liebesverhältnis, das für sie in ihrer gemeinsamen Zwangslage, trotz Verbots, die einzig mögliche emotionale Zuflucht war. Doch denunzierte sie ein Hausbewohner.

Die NSDAP-Ortsgruppe erstattete Anzeige, wohlwissend um die Folgen: Verhaftung, brutale Verhöre, Höchststrafe. Die Frau kam ins Konzentrationslager Ravensbrück, das sie nicht überlebte. Podzinski musste zurück nach Schiltach, um dort am 14. Januar 1942 von der Gestapo durch Erhängen getötet zu werden. Er erhielt kein Grab, seine Leiche verschwand in der Freiburger Anatomie.

An sein Schicksal als "Opfer der Nazi-Tyrannei" erinnert der 1946 geschaffene "Polenstein" am Gründlebühl, unweit der Tötungsstelle. Von seinem und dem Schicksal von Amalie, das mangels Unterlagen nicht genau geklärt ist, waren die Teilnehmer sichtlich beeindruckt. Sie fanden sich in einem gemeinsamen, auf Deutsch und Polnisch gebeteten Vaterunser. Die Vergangenheit hinter sich lassend, aber nicht vergessend, beschwor Monsignore Borek anschließend die aktuellen deutsch-polnischen Beziehungen. Er sprach von den Gesten der Versöhnung und der gerade von der jungen Generation praktizierten Annäherung: "Partnerschaft ist ein Zeichen unserer Zeit", wie er für alle Beteiligten hoffnungsvoll schloss.

Dazu gehört bald auch die vom Historischen Verein vorgeschlagene und vom Gemeinderat befürwortete Verlagerung des Polensteins von seinem abgelegenen Platz an eine Stelle unterhalb des Gedenkkreuzes auf dem Schrofen. Dies im Sinne des Gedenkens an jedes Opfer von Krieg, Hass, Willkür und Verfolgung – sei es Soldat oder Zivilist, Deutscher oder Ausländer. Wie auf dem Polenstein in drei Sprachen zu lesen ist: "Ehre seinem Andenken."