Musik: Kantorei berührt die Herzen der Zuhörer / Werke von Telemann und Haydn aufgeführt

Mit einer brillanten Aufführung gastierten die Kantorei an der Stiftskirche Lahr und das "Collegium musicum Lahr" in der evangelischen Stadtkirche Schiltach.

Schiltach. Dabei waren die Instrumentalsolisten Carl-Martin Buttgereit, Klavier und Orgel, Anna Myasoedowa, Cembalo, sowie die Gesangssolisten Dorothea Rieger, Sopran, Hanna Roos, Alt, Eberhard Schuler-Meybier, Tenor, und Georg Peter, Bass, unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Hermann Feist.

Das Programm enthielt Überraschendes. Die Zuhörer durften zu Beginn gespannt sein auf ein selten aufgeführtes Oratorium von Georg Philipp Telemann mit dem Titel "Die Tageszeiten". Auch das "Utrechter Te Deum" von Georg Friedrich Händel, die erste Auftragskomposition des barocken Komponisten am englischen Königshof, war ein Werk, das nicht vielen Besuchern bekannt war.

Zwischen die barocken Chorwerke hatten die Programmgestalter, bedingt durch die Gunst der Stunde, dass vorübergehend ein Flügel in der Stiftskirche in Lahr abgestellt worden war, die Gelegenheit ergriffen, das Klavierkonzert D-Dur von Joseph Haydn zu platzieren – was dem Konzert zugute kam.

Dass man Telemann Unrecht tut, wenn man ihn als routinierten Vielschreiber ansieht, bewies das meisterhaft interpretierte Oratorium "Die Tageszeiten". Jeder der vier Teile, die überschrieben waren mit den Titeln "Der Morgen", "Der Mittag", "Der Abend" und "Die Nacht" wurde von einem anderen der vier Solisten gestaltet, wobei der Chor den Teil zum Abschluss zusammenfasste.

Die Sprache der Arien und Rezitative war entsprechend der Naturlyrik der Barockzeit gehoben. Das Oratorium begann mit einer Sinfonie, bei der die Streicher das Erwachen der Natur aus dem Schlaf der Nacht mit zartem Crescendo darstellten und immer schwungvoller wurden, bis zum grandiosen Jubel mit rasanten Sechzehnteln.

Weich und mit lyrischem Timbre pries die Sopransolistin Dorothea Rieger den Morgen, wobei an oberster Stelle das Lob des Schöpfers stand. Der Ausdruck ihrer wandlungsfähigen Stimme reichte von Freude und Frohlocken bis zu andachtsvoller Anbetung. Zum Wohlklang ihrer Stimme trat der Glanz der Trompete. Abschließend hieß der Chor mit Schall und Trompetenklang den "holdseligen" Morgen willkommen.

So üppig der Mittag sich in den Arien des Sommers präsentierte, so koloraturen- und nuancenreich zeigte sich die Altstimme von Solistin Hanna Roos. Beim Basso Continuo des Rezitativs begleiteten am Orgelpositiv Carl-Martin Buttgereit und am Cembalo Anna Myasoedowa. Die Melodik gestaltete den Bach oder das Horn des Hirten nach. Beim Aufruf des Chores, dem Sonnenwagen zu folgen, begleiteten die Männerstimmen mit Stakkati, während die Frauenstimmen das Aufsteigen der Sonne mit lebhaft aufsteigenden Läufen wiedergaben.

Zwei Blockflöten traten beim dritten Teil in Dialog mit dem Orchester. Der Abend wurde durch das sonore Timbre des Tenorsolisten Eberhard Schuler-Meybier dargestellt. Das Orchester vermittelte eine sanfte abendliche Atmosphäre. Der Chor unter der omnipräsenten Leitung von Hermann Feist vermochte seine Begeisterung in einem explosiven Lobgesang ins Publikum zu tragen.

Dem dunklen Bass war die Darstellung der Nacht vorbehalten. Georg Peter gestaltete sie mit kraftvoller Tiefe. Hier kam auch das Fagott zum Einsatz. Über dem rasanten Orchester bei der zweiten Arie konnte er mit herrlichen Koloraturen sein Gestaltungsvermögen einsetzen. Aus dem Chorraum schallte als Lobgesang eine vierstimmige Fuge.

Das Klavierkonzert D-Dur von Haydn schuf einen Kontrast zum Oratorium. In den drei gegensätzlichen Sätzen bewies Klaviersolist Carl-Martin Buttgereit einmalige Brillanz. Das Zusammenspiel mit dem Orchester gelang hervorragend. Beim Vivace entströmten die Läufe wie die Fontänen eines Springbrunnens, doch auch fulminante Klänge kehrten zurück zum heiteren Piano. In gemessenem Schritt kam das Adagio mit feierlichem Klaviersolo. Der Pianist lotete die Höhen und Tiefen des Manuals aus. Temperament und Leidenschaft beherrschten den Satz "Rondo all’ Ungarese". Die rasanten Läufe mit kecken Kringeln erinnerten an ungarische Tänze und vielleicht war die Melodik tatsächlich von der ungarischen Volksmusik beeinflusst. Während der Pianist fröhliche Kapriolen schlug, hielt das Orchester die Szenerie am Laufen.

Zwei liturgische Texte lagen dem Utrechter "Te Deum" zugrunde, das in allen sechs Teilen aufgeführt wurde: der ambrosianische Gesang "Te Deum" und der 100. Psalm mit dem Leitwort "Jauchzet dem Herrn alle Welt". Nach dem Friedensvertrag von Utrecht wurde der Friedensschluss mit Händels "Utrechter Te Deum" gefeiert.

Zum Streichorchester traten Trompeten, Oboen, Fagott und Orgel hinzu. So konnten die Zuhörer einen königlichen Klang erleben. Über den Orchesterstimmen erklang das Bekenntnis der Sänger: "Wir preisen dich, oh Gott". In einer großartigen Fuge wurde das Lob noch gesteigert. Die Solisten traten auch als Duo, Trio und Quartett auf. Der Chor hatte eine große Aufgabe und vermochte ehrfurchtsvolle und triumphale Passagen zu gestalten. Brillante Höhepunkte waren die großartigen Fugen, deren Glanz noch durch den Silberglanz der Trompeten gesteigert wurde. Die bis ins Innerste berührten Zuhörer spendeten lang anhaltenden Applaus.