Das Publikum hat bei dem informativen und unterhaltsamen Vortrag immer wieder Grund zum Lachen. Fotos: Herzog Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur im Stadtgarten: Philipp Ketterer erzählt Zuhörern allerlei Wissenswertes zum Gerstensaft

In Tschechien (143 Liter) und Österreich (104) wird pro Jahr und Einwohner mehr Bier getrunken als in Deutschland (103). Viele Zahlen und Fakten, aber auch amüsante Anekdoten rund ums Bier haben die Zuhörer von Philipp Ketterer erhalten.

Schiltach. Philipp Ketterer, Geschäftsführer der gleichnamigen Brauerei in Hornberg, Braumeister und Biersommelier, referierte zum Abschluss der Kultur-Veranstaltungsreihe im Stadtgarten zum Thema "Was Sie über Bier wissen müssen" – etwa dass weltweit pro Sekunde rund 6000 Liter Gerstensaft konsumiert werden.

Wie Stadtarchivar Andreas Morgenstern zur Einstimmung schmunzelnd andeutete, werde der Referent die Frage beantworten, ob Ketterer netterer seien. Der Gastredner wertete dies als Kompliment und versicherte, nach seinem Vortrag könne jeder mit den erhaltenen Infos am Stammtisch prahlen.

Bier sei das älteste Kulturgetränk und mehr als 5000 Jahre alt. Nicht die Mönche hätten es entdeckt, sondern die alten Ägypter im Zusammenhang mit dem Brotbacken. Die Klosterbrauereien seien es dann gewesen, die eine Ordnung in die Braukunst gebracht hätten und erst danach habe sich der Hopfen als Hauptzutat durchgesetzt. Ein Hauptgrund sei auch dessen antimikrobakterielle Eigenschaft gewesen, das Bier haltbarer mache.

Heute sei Bier ein Genussmittel, das zur Stimulierung und Förderung der Kommunikation beitrage, sagte Ketterer. In den vergangenen 50 Jahren habe sich der Bierverbrauch in Deutschland halbiert. Aber immer herrsche ein Wettkampf, sich auf dem Markt zu behaupten. In Bayern und Baden-Württemberg gebe es die meisten Brauereien in Deutschland. Die höchste Anzahl pro Einwohner besitze jedoch die Schweiz.

Gemäß dem Reinheitsgebot seien nur Malz, Hopfen, Hefe und Wasser (92 Prozent) für die Herstellung des Bieres erlaubt. Zum Vergleich: Ein Schokoriegel bestehe aus mehr als 20 Zutaten. Bier sei jenes alkoholische Getränk mit dem niedrigsten Alkoholgehalt. Wohl deshalb sei es in Russland bis 2011 als Softdrink angepriesen worden, so der Braumeister augenzwinkernd.

Moderne Brauereien, wozu auch sein Unternehmen zähle, gäben sich längst nicht mehr mit herkömmlichem Wasser zufrieden. PH-Wert, Härtegrad und Mineraliengehalt müssten stimmen, weshalb Wasser aufbereitet werde. Für herbe Biere brauche es ein besonders weiches Wasser. Das Gerstenmalz habe Einfluss auf Geschmack und Farbe. Für ein Liter Bier werde 170 Gramm Gerstenmalz benötigt, was einer Anbaufläche von 60 Quadratzentimeter entspreche.

Alkoholfreies wird immer beliebter

Der Hopfen sei der legale Bruder des Cannabis. Eine Hopfenranke könne pro Tag bis zu 30 Zentimeter wachsen. Hopfen habe viele positive Eigenschaften, sorge für ein feinherbes Aroma und bringe mehr als 2000 Inhaltsstoffe ein. Die Hefe sei verantwortlich für die Gärung und ein Aromaproduzent. Seit 1989 werde mit Reinzucht-Hefe gearbeitet, was ein Quantensprung in der Bierherstellung bedeutet habe, schilderte der Bierexperte. Alkohol sei ein Naturprodukt und in jedem Obst in geringer Menge vorhanden. Ein halber Liter Bier enthalte zwischen 20 und 24 Gramm Alkohol und sei nur über die Zeit abbaubar. Als Faustregel gelte 15 Gramm pro Stunde bei einem Menschen mit 100 Kilogramm Körpergewicht.

Der Bedarf nach alkoholfreiem Bier habe in den vergangenen Jahren stark zugenommen und es gelte als isotonischer Durstlöscher für Sportler. Bierstile (Sorten) sei ein riesiges Thema, weltweit gebe es circa 160. Das Pils sei mit einem Anteil von 50 Prozent am beliebtesten. "Vielfalt beim Bier ist etwas Tolles. Man sollte den Mut haben und sich auf einen (neuen) Bierstil einlassen und probieren", riet Ketterer, der weitere Biertipps zu Gerichten und zur Verkostung gab und mitgebrachtes Bier fleißig ans Publikum ausschenkte. Im Gegensatz zu Wein wird Bier nicht ausgespuckt.