War ein Wolf in Kaltbrunn unterwegs? Foto: Rolfes/DJV

Franz Harter vom Bühlhof findet gerissenen Rehbock. Genanalyse im Institut läuft.

Schenkenzell-Kaltbrunn - Hat ein Wolf den Rehbock gerissen, dessen Überreste am Montagmorgen gegen 8 Uhr im Mühlegrund aufgefunden wurden? Land- und Forstwirt Franz Harter vom Bühlhof hält das für wahrscheinlich. "80 bis 90 Prozent von dem Rehbock waren weggefressen", berichtet Harter, die Größe der Trittsiegel im Schnee könnte ebenfalls auf einen Wolf hindeuten.

Alarmiert hatte ihn am Montag sein Nachbar Alfred Gruber im Mühlengrund. Als dieser in der Frühe zur Arbeit fuhr, hatte er den Kadaver neben dem Weg liegen sehen. Weil dort der zum Bühlhof gehörende Wald beginnt, informierte er gleich Harter über den Fund, nur einige hundert Meter von dessen Hof entfernt. Harter suchte die Stelle sofort mit Sohn Florian auf, rührte aber nichts an, "um nichts zu kontaminieren".

Noch am Nachmittag zuvor war er an dieser Stelle gewesen, da lagen die Reste des Rehbocks – praktisch nur das Gerippe mit etwas Fell und das Geweih – noch nicht da. Er informierte die Behörden. Schon um 11.30 Uhr waren der Revierförster und Wildtierbeauftragte Ulrich Wieland und Steffen Schmieder von der Unteren Jagdbehörde des Landratsamts Rottweil vor Ort. Sie machten Fotos und nahmen Tupfer-Proben für die Genanalyse. "Dafür suche ich den Kadaver nach Bissspuren ab, fahre an den Einbisslöchern mit Tupfern entlang und hoffe, so an Speichel zu gelangen", sagt Schmieder.

Ob der Rehbock an der Fundstelle oder anderswo gerissen wurde und die Reste hergeschleppt wurden, ob es ein Wolf war oder Hunde und ob sich dann vielleicht noch Wildschweine oder Füchse am Kadaver zu schaffen machten, könne man derzeit noch nicht sagen. "Letztlich bringt nur eine Genanalyse Gewissheit." Es gelang Schmieder, vier Abstriche für zwei Proben zu nehmen. Diese wurden zur Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) in Freiburg geschickt, die sie dann zur Genanalyse nach Frankfurt ins Senckenberg-Institut weiterleitet. Bis das Ergebnis vorliegt, könne es – abhängig von der Warteliste im Institut – einige Wochen dauern.

Auf das Ergebnis ist Franz Harter gespannt, schließlich hat er Weidetiere, die ganzjährig im Freien sind. Seinen Hofhund lässt er nachts im Haus. "Einen Hund jetzt frei laufen zu lassen, wäre sträflich", warnt er. Er hofft, dass sich kein Wolf seinen Hof und Wald als Revier ausgesucht hat. "Wir leben halt im Außenbereich und haben als Land- und Forstwirte schon genug andere Probleme."

Ob ein Wolf auch das Gehege-Damwild am 23. Januar in Schenkenzell und am 27. Januar in Alpirsbach gerissen hat, lässt sich nicht beantworten, weil die Kadaver zu alt waren. "Dann ist eine Beurteilung nicht mehr möglich", erklärt die Wildtierökologin Laura Huber-Eustachi von der FVA. Auch sie weist darauf hin, dass nicht alles der Wolf gewesen sein müsse. Eindeutig aber ist die Lage bei einem Schaf, das am 22. Januar in Kirnbach gerissen wurde. Laut DNA-Analyse war es ein Wolf (wir berichteten).

Dass ein Wolf (vielleicht derselbe?) den Winterstall seiner Schafherde bei Freudenstadt heimsuchte, glaubt Walter Bajerke. Ende Dezember sei ein 35 Kilo schweres Schaf gerissen worden, dann habe es einen versuchten Riss eines weiteren großen Schafs ("Ein großes Fellstück fehlte") gegeben, danach von etlichen Lämmern. Mitte Januar hätte die Serie urplötzlich aufgehört.

"Von der Größe der Schafe, der gefressenen Fleischmenge und den Spuren her kann es ein Wolf gewesen sein", so Bajerke. Er ist den Schenkenzellern gut bekannt, im Sommer hält er mit seinen Ziegen die steilen Hänge in der Gegend des Bühlhofs frei. Ziegen und Schafe will er trotz Wolf weiterhin halten. "Wenn allerdings ein Rudel daraus wird, dann wird es eng und dann muss man neu entscheiden, ob es noch Sinn macht." Denn Herdenschutzhunde könne man in dieser Gegend guten Gewissens nicht einsetzen und Zäune, selbst von 1,20 Metern Höhe, seien für den Schutz vor Wölfen wohl nicht hoch genug.