Willy Schoch vom Historischen Verein vor dem Schwallweiher "Vordere Lay" im Kaltbrunner Tal am Weg zum Rossberg. Foto: Wegner Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Eine Schwallung allein reicht nicht aus, um das Holz bis Schenkenzell zu flößen

Eigentlich kennt Willy Schoch jeden Stein auf Schenkenzeller Gemarkung – indes, die für die Flößerei einst bedeutenden Schwallbauwerke waren ihm erst bei der Katalogisierung der Kleindenkmale aufgefallen, für die er unterwegs war.

Schenkenzell. Sie sind eine Besonderheit, die es nur an Kinzig, Schiltach, Wolf und Murg gab: Große Weiher im Wald mit entsprechender Staumauer, die genügend Wasser fassten, um die gefällten Bäume ins Tal zu flößen – und an einer Stelle gab es sogar zwei nacheinander.

Bis 1894 war die Flößerei im Schwarzwald ein gutes Geschäft und die einzige Möglichkeit, sowohl Holländer-Riesen als auch Gruben- und Brennholz in den baumärmeren Norden zu bringen. Dann löste die Eisenbahn als Transportmittel die Flößerei ab.

In den Wäldern von Heubachtal, Wittichertal und Kaltbrunner Tal wurden die großen Holländerstämme geschlagen, die auf den kleinen Bächen bachwärts gebracht wurden. Und wer flößen wollte, der brauchte Wasser, deutlich mehr, als das kleine Bächlein lieferte – und so entstanden die Schwallungen, zunächst aus Holzbohlen, später aus Stein erbaut.

Teilweise, so erzählt Willy Schoch, der sich seit mehreren Jahren mit diesen Bauwerken befasst, sei das ganze Tal zugebaut worden. "20 Meter breit, bis zu sieben Meter stark wiesen diese einen Stauraum von bis zum 100 Metern auf", weiß er. Die Floße selbst wurden talabwärts der jeweiligen Schwallung eingebunden, wenn sechs bis acht Gestöre, die ihrerseits wieder aus jeweils sechs einzelnen Bäumen bestanden, fertig waren, wurden die Schieber gezogen und der Weiher geleert.

Doch bis das Holz aus dem hinteren Kaltbrunner Tal vorne in der Reinerzau landete, da reichte eine solche Schwallung nicht aus – und so gab es in der Lay gleich zwei – eine vordere und eine weitere 200 Meter dahinter, die etwas versetzt einen erneuten Wasserschub ins Tal brachte.

Das Holz an die Schifferschaften von Schiltach und Wolfach verkauft

"Wenn der erste Schieber gezogen wurde", so berichtet Schoch, sei "ein Reiter in Richtung Rossberg hoch und blies auf seinem Horn. Dies war dann das Signal in Richtung Reinerzau, die dortige Schwallung zu öffnen", sagt Schoch. Denn nur gemeinsam mit dem Wasser aus der Lay und der Reinerzau, die sich im Vortal vereinigten, hätten es die Gestöre bis zur Schenkenburg geschafft.

An der Schenkenburg habe es den Schenkenzeller Weiher gegeben, wo das Holz an die Schifferschaften verkauft worden sei; entweder an die Schifferschaft Schiltach oder auch an die Wolfacher. Dort sei es auch zu größeren Floßeinheiten gebunden worden.

Neben den zwei Lay-Schwallungen gebe es mit "Grüß Gott" noch eine weitere im Kaltbrunner Tal, sagt Schoch.

Auch um Witticher Tal wurde mit einer Schwallung geflößt, dort allerdings nur das Kurzholz, weiß Schoch. Größere Stämme seien mit dem Pferdefuhrwerk bis zur Reinerzau gezogen worden. Und nicht zuletzt gibt es eine solche Anlage auch im Heubachtal, die von den Schiltacher Flößern betrieben wurde.

Grundstückseigentümer, so Schoch, sei zwar der Fürst zu Fürstenberg, erstellt hätten diese Schwallungen aber alle Waldeigentümer gemeinsam.

Für ihn, so Schoch, hätte die Entdeckung der seit mehr als 100 Jahren ungenutzten Bauwerke, die mittlerweile von ehrenamtlichen Helfern und auch vom Fürst zu Fürstenberg freigelegt wurden, quasi eine "Initialzündung" ausgelöst. Und so habe er beim Historischen Verein, den Flößern und auch den Kommunen das Thema angesprochen. Zunächst sei ein größerer Arbeitskreis aus Verein, Flößern und Forstleuten gebildet worden, später zusätzlich ein kleinerer Kreis mit vier Leuten: Peter Rottenburger, Otto Schinle, Thomas Kipp und er selbst.

Mittlerweile seien Zielvorstellungen entwickelt worden. So stehe die kulturgeschichtliche Aufarbeitung der Holzbringungsanlagen im Gebiet der Kinzig und Wolf im Vordergrund; dazu zählen Riesen, Schwallungen und Weiher für die Flößerei.

Mit Unterstützung des Naturparks Studie an der Universität Freiburg in Auftrag gegeben

Über ein interkommunales Projekt, dem sich mehrere Gemeinden im Einzugsbereich der Flößerei angeschlossen hätten, habe eine Studie bei Professor Werner Konold von der Abteilung Landespflege der Universität in Freiburg in Auftrag gegeben werden können. Dessen Finanzierung sei mittels Zuschüssen des Naturparks und der Kommunen gesichert.

Eine weitere Zielvorstellung sei der Erhalt der einzelnen Bauwerke. Dabei gingen die Schätzungen der Kosten weit auseinander, so Schoch – und lägen je nach Vorstellung einer späteren Nutzung zwischen 170 000 und 460 000 Euro – letzteres, wenn man versuchen wolle, ein Schauflößen inszenieren zu können. "Wir sind auch in Verbindung mit dem Denkmalamt und hoffen auf Unterstützung", sagt Schoch. Hier sieht er gute Chancen, weil die Einrichtungen an Wolf und Kinzig die einzigen im Schwarzwald seien.

Als dritte Zielvorstellung sieht Schoch eine touristische Nutzung. So könnte er sich vorstellen, die Schwallungen durch Wandervorschläge und Radtouren in den Flößerweg zwischen Lossburg und Wolfach mit einzubinden. Wir wollen die Leute zu den Flößerobjekten hinführen, aber sind uns einig, dass das noch ein langer Weg ist", sagt er. Allerdings sieht er dabei auch "große Chancen, dass wir weiterkommen".

Weitere Informationen: Über die Schwallungen und die Arbeit des Arbeitskreises informiert Willy Schoch am Donnerstag, 8. März, ab 19 Uhr in der ehemaligen Grundschule in Schenkenzell.