Das "letzte Floß" fährt anlässlich des Schiltacher Gewerbefests 1925 auf der Schiltach, links August Fischer. Foto: Harter Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Blick auf Schenkenzell und die Flößerei / Nachrichten gehen bis ins 16. Jahrhundert zurück

Beim Dorffest 2012 brachten die Schiltacher Flößer nach mehr als 100-jähriger Pause wieder ein Floß die Reinerzau herunter. Damit erinnerten sie daran, dass Schenkenzell einst auch ein Flößerort war.

Schenkenzell/Schiltach. Die Nachrichten dafür gehen bis ins 16. Jahrhundert zurück, als durch die Herrschaft Fürstenberg das Privileg bestand, dass zwölf Untertanen als "Floßknechte" tätig sein durften – ein Zusatzverdienst in dem wirtschaftlich nicht gerade begünstigten Dorf. Die Flößer waren in einer "Gespannschaft" mit einem Bachvogt organisiert und hatten das Recht, die "Waldflöße" aus Kaltbrunn und Reinerzau zu "Landflößen" umzubauen und bis Schiltach oder Wolfach zu führen, je nachdem, welcher Schiffer das Holz gekauft hatte.

Ihr Arbeitsplatz war der "Schenkenzeller Weiher", eine große Wasserbauanlage unterhalb der Schenkenburg, wo die Kinzig aufgestaut wurde. Daran erinnert noch ein Bildstock für den Flößer Mathis Bihler, der 1748 "am Wasser driben, ist durch Unfal gleich dod gebliben". Heinrich Hansjakob weiß von dem Privileg der Schenkenzeller, abwechselnd eine Partie Holz als "Katzenfloz" mitzuführen und zu verkaufen. Er nennt auch Namen: "Der Flözer-Nazi, der Flözer-Xaveri, der Flözer-Karle, der Schmider am Tannensteg, der Almend-Basche, der Salesi uf’m Almend und der Bachvogt Wolber im Wolbersloch".

Letzterer prägte ein geflügeltes Wort: Als der Amtmann von Wolfach einmal an der Reinerzau zuschaute und fragte, weshalb man ein herankommendes Floß anhalte und nicht über das im Bach liegende fahren lasse, sagte Wolber: "Oh, wie dumm Herr Amtmann" – "was immer dann zitiert wurde, wenn einer was recht Gescheites sagt und der andere begreift’s nicht.

Der letzte Schenkenzeller Flößer war August Fischer, der einen Lebensbericht verfasste: 1848 geboren, half er schon in jungen Jahren dem Vater, "einem tüchtigen Holzhauer und Flößer". So war auch sein Broterwerb vorgezeichnet: Er wurde Flößer und ging nach Schiltach, wo er Lehre und Arbeit fand. Als Sperrmann an der Floßbremse waren Kraft und Geschicklichkeit besonders gefragt, und er half "so manches Flauz" nach Willstätt und Kehl zu bringen.

Als 1872 Flößer für die Forsterschließung in Siebenbürgen (heute: Rumänien) angeworben wurden, verpflichtete er sich, mit 91 anderen, für drei Jahre in das ferne Land. 1875 glücklich wieder daheim, was nicht allen vergönnt war, flößte er wieder auf der Kinzig. Sein Name findet sich im Lohnbuch der Holzhändler Trautwein, gut bezahlt mit 9,40 bis 12,50 Mark pro Floßfahrt.

Als die Flößerei aufhörte, wurde sie 1895 "von uns an Fastnacht feuchtfröhlich begraben – jammerschade, dass sie nicht mehr blüht", wie er ihr Ende kommentierte. Noch einmal betätigte sich der inzwischen 77-Jährige als Flößer: Bei der legendären "letzten Floßfahrt" anlässlich des Schiltacher Gewerbefests 1925, zusammen mit den Flößerveteranen Fritzvetter, Engelwirt und Wirtsbasche. Die damals gemachten Fotos sind die einzigen, die ihn, der 1931 starb, als Flößer zeigen.