Paula Kinle organisiert Hilfstransport nach Portugal

Schenkenzell (ks). Mensch und Tier litten vergangenen Herbst bei den Waldbränden in Portugal. Paula Kinle aus Schenkenzell stellte kurzerhand selbst einen Hilfstransport auf die Beine.

Im Vorfeld sammelte die Schenkenzellerin Sach- und Geldspenden, um die Heimat ihrer Familie, die von den Bränden betroffene Region um Oliveira do Hospital (OHP) in Portugal, zu unterstützen. Hilfsgüter wie Schuhe, Kleidung und Hygieneartikel wurden ihr nach einem Aufruf gebracht. Die Sachspenden sortierte Kinle und belud damit ihren Kleinbus.

Spontan unterstützte sie ihre Freundin Nicole Vidal, emotional wie auch tatkräftig. Mental hatten sie sich auf die Tour vorbereitet und starteten dennoch mit einem mulmigen Gefühl für eine knappe Woche.

Auf den Pyrenäen schliefen die beiden bei minus zwei Grad im Auto, zusammengekauert auf den Vordersitzen. Nach eineinhalb Tagen wurden dann die schlimmen Bilder aus den Nachrichten lebendig: Nach wie vor flammten zig Glutnester durch den starken Wind immer wieder auf. Der Wohnbezirk von Kinles Mutter stand nach dem großen Brand noch, was fast an ein Wunder grenzte. Die gesamte Landschaft, selbst der Garten rund um das Haus, war niedergebrannt.

"So ein Inferno hat Oliveira noch nie erlebt", sagt Kinle und schluckt. Ihre 79-jährige Mutter war natürlich emotional angeschlagen und staunte, als ihre taffe Tochter unangekündigt vor der Tür stand. Von der Stadt hatte die Schenkenzellerin dann die Auskunft bekommen, dass keine Kleidung mehr angenommen werde.

Vor Ort traf Kinle aber Verwandte von Einwohnern, die vor Jahren emigriert waren und sich ebenfalls sorgten. Und Graca Santos, eine schlagfertige Portugiesin, die über die Katastrophe schon Interviews im Fernsehen gegeben hatte.

Sie vermittelte Kinle weitere Familien in Not. Kinle kontaktierte außerdem den Vorsitzenden des Gemeinderats, Luis Nina, der sie mit Hinweisen unterstützte. Offizielle Wege führen manchmal nicht weiter. So verteilten Kinle und Vidal die Hilfsgüter privat.

Wachsam waren die Helferinnen vor allem, wenn sie durch die verkohlten Wälder fuhren, durch die ständig Rauchschwaden zogen. Vor allem außerhalb der Städte gab es viele Familien, die vom Feuer heftig erwischt worden waren. "Drei mir persönlich bekannten Familien brannten die Häuser komplett ab."

2200 Euro Spendengelder hatte Kinle bekommen. Davon flossen 600 Euro in Maut und Sprit. Für den Rest kauften die Helferinnen vor Ort vor allem Hygieneartikel, Lebensmittel, Unterwäsche und Haushaltswaren. Kinle erinnert sich an die 31-jährige Rosa, die sich über ein simples Kissen freute. Einen Ball, welch Luxus unter diesen Umständen, nahm der elfjährige Pedro (der bestimmt weltgrößte Ronaldo-Fan) ehrfurchtsvoll an.

Bei ihrer dritten Fuhre durch verbrannte Olivenhaine und Obstbaumplantagen hatten die Frauen auch bunte Lollys dabei. "Mehl, Zucker und Eier sind wichtig. Aber Kinderseelen muss man auch versüßen", erklärt Kinle schmunzelnd.

Mit Ruß in allen Poren kehrten die Frauen nach sechs Tagen, müde aber glücklich über das Geleistete, wieder nach Deutschland zurück.