"Neues aus dem Dohlengässle" gibt es in Schenkenzell – es kommt bestens an. Foto: Anton Foto: Schwarzwälder Bote

Kabarett: Feuerwerk an Gags mit den Damen vom Dohlengässle

Schenkenzell. "Neues aus dem Dohlengässle" erfuhren die Besucher des Kabaretts "Jetztgrüssgott" bei der neunten Veranstaltung von "Kult im Dorf" in der Turn- und Festhalle Schenkenzell. Der Vorsitzende des veranstaltenden Handball-Fördervereins, Thomas Mäntele, konnte erwartungsgemäß eine proppevolle Halle begrüßen.

Sie sind wieder "selbdritt", ein komplettes Trio. Die Vollblutkomödiantinnen Dietlinde Ellsässer (Josephe) und Ida Ott (Hildegard) konnten nach dem Tod ihrer Schauspielkollegin Isolde Neu das Lindenhof-Urgestein Gina Maas (Emma) als Dritte im Bunde gewinnen – eine enge Freundin der verstorbenen Mitbegründerin des Kabaretts "Die Drei vom Dohlengässle", die als Martha das Erfolgs-Trio entscheidend geprägt hatte.

Wunderfitzige Lästermäuler

Erzkomödiantin Gina Maas mit ihrem ganz eigenen Temperament brachte neue humoristische Klangfarben und viel Spiel- und Sangeslust ins Spektrum des Schwaben-Trios. Mit einem klugen dramaturgischen Schachzug der Regie wurde sie im Spiel von den alteingesessenen Dohlengässlerinnen Josephe und Hildegard zum Schnupper-Kaffee erwartet.

Woher kommt sie? Wie sieht sie aus? Diese Fragen gingen den beiden wunderfitzigen Lästermäulern bei der Vorbereitung des Treffens durch den Kopf. Wie viel schauspielerisches Know-how man nur beim Tisch decken und Stühle tragen einbringen kann, erlebten die Zuschauer vom ersten Moment an.

Von Anfang an waren Wortwitz und Situationskomik Trumpf. Man rätselte, "aus wellera Hoimet sie in unsere Hoimet kommt". Josephe experimentierte mit ihren letzten Englisch-Rudimenten: "I am not the second best", und gemeinsam stellten sie fest, das schönste Kompliment eines Mannes für eine schwäbische Frau sei: "Du siehst aber arg abgschaffet aus".

Mit Spucke werden noch schnell Hildegards Simpelfransen glatt gestrichen, denn auch in Schwaben hält man – ganz aktuell – auf Willkommenskultur. Ob die Neue im Dohlengässle zur Schickeria gehörte oder frisch aus dem Knast entlassen war? Die Spannung war riesig und konnte nur durch ein Likörle nach dem anderen gebändigt werden. Da war sie endlich, wurde begrüßt mit einem herzhaften "Jetztgrüssgott" und dankte auf Englisch "for the invitation".

Hefezopf als Gastgeschenk

Die Kinnladen der Gastgeberinnen rutschten immer tiefer, als sich die neue Nachbarin als "Mülltaucherin" outete und einen aus dem Container geretteten Hefezopf in Plastikfolie als Gastgeschenk auf den Tisch legte. Unbeschreiblich das angewiderte Mienenspiel und die verzweifelte Gestik der Josephe beim Versuch, beim Essen die Höflichkeit zu wahren.

Als emanzipierte Ex-Australierin mit schwäbischen Wurzeln wollte die Rei’gschmeckte die Frauen weg vom Herd bringen: "Mr muss au by the way a bissele lebe". Das "Schwetza aus’m Handglenk" förderte einige Informationen zutage: Die Mutter isch "vo’dr Alb ra", der Vater aus dem hohen Norden, sie wurde durch ein Techtelmechtel mit dem Pfarrer aus der freiwilligen Entwicklungshilfe in Australien entlassen. Erleichtert stellte man fest: "Sie isch wieder eine von uns".

Die Erkenntnis "Dahoim isch’s au schee" führte zum gemeinsamen Singen. Astrein erklangen mehrstimmige Volkslieder und Kanons. Das Trio, motiviert durch einen "Schnaps-Schuss" kam auf die neue Mischung der Bevölkerung durch Migranten zu sprechen, so dass Kinder den Namen Jorge Gamal Heberle bekommen könnten. Jede neue Idee löste Lachsalven beim Publikum aus. Die Pointen fielen im Minutentakt und Sprüche wie "Freu di heut, sonst hosch du morge a oagnehms Geschdern" enthielten echte Lebensweisheiten.

Ganz groß kam das Damen-Trio heraus als Olga oder Natascha in der Erotik-Szene mit der Werbung für Seitenbacher Müsli. Natürlich verabschiedete sich das Trio, das sich von Anfang an in die Herzen der Zuschauer gespielt hatte, nach dem nicht enden wollenden Applaus nicht ohne Zugabe.

Die Zuschauer wurden zum Mitsingen aufgefordert beim Schlusslied "Alleweil kann mr net lustig sei" und Thomas Mäntele zeigte sich in seinem Dankwort durchaus in der Lage, dem Gefrotzel der Akteurinnen standzuhalten.