Eine Prozession durch das Witticher Tal schließt sich der feierlichen Andacht am Nachmittag an. Fotos: Kiolbassa Foto: Schwarzwälder Bote

Glaube: Früherer Erzbischof Robert Zollitsch predigt beim Luitgardfest in Wittichen

Zu Ehren der Heiligen Luitgard hat die Pfarrgemeinde Wittichen traditionell ein Wallfahrtsfest mit Festgottesdienst, feierlicher Andacht und anschließender Prozession gefeiert.

Schenkenzell-Wittichen. Die Beginenschwester Luitgard zeichnete sich durch ihre große Nächstenliebe und selbstlosen Taten aus. 25 Jahre lang stand sie dem Kloster Wittichen als Äbtissin vor. Nach ihrem Tod wurde von vielen Wundertaten an und in ihrem Grab berichtet, weshalb Wittichen zu einer beliebten Pilgerstätte wurde, um sich im Gebet Kraft und Trost bei der Heiligen zu erbitten.

Nach dem Festgottesdienst am Vormittag trafen sich die Gläubigen mittags zu einer feierlichen Andacht in der Kirche. Der frühere Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch betonte, wie wichtig es sei, zu wissen, dass auf der Wallfahrt alle Sorgen zurückgelassen werden dürften. Er verglich die Witticher Pilger mit Harpe Kerkerling, der in seinem Buch "Ich bin dann mal weg" von seiner Reise auf dem Jakobsweg erzählt. Bei so einer Reise könne man alles hinter sich lassen und die Sorgen und Fragen des Alltags loslassen. Dann würde das, was wirklich wichtig sei und die Menschen beschäftige, wieder in den Fokus rücken.

All diese Sorgen und Ängste dürften die Besucher vor die Heilige Luitgard bringen und mit ihr gemeinsam vor Gott tragen. Denn dort fänden sie Hilfe und einen Ort, wo sie zur Ruhe kommen könnten. Die Gemeinschaft der Heiligen, wie sie im Altarbild der Kirche zu betrachten sei, reiche über den Himmel hinaus bis zu den Menschen auf die Erde.

Auch im irdischen Leben begleite die Menschen diese Gemeinschaft. Dort seien sie geborgen und würden Heimat finden. Zollitsch betonte, nicht das, was sie bewege, sei das Entscheidende. Das Entscheidende sei, dass sie es vor Gott trügen. Denn Gott und auch die Heiligen seien für die Menschen da.

Jede Wallfahrt mache den Gläubigen aufs Neue bewusst, dass ihre Heimat nicht hier, sondern im Himmel bei Gott sei. Dieses Wissen, Pilger zu sein auf dem Weg zu einem Ziel und eines Tages dort bei Gott anzukommen mit den Menschen, mit denen sie verbunden seien, das sei das größte Glück. Die Heilige Luitgard habe diesen Weg für die Menschen bereitet und nun könnten Gläubige den Anker vorauswerfen ins Jenseits, denn sie seien nicht allein. Die Heiligen würden sie auf diesem Weg begleiten.

Für die musikalische Umrahmung während des Gottesdiensts und der Andacht sorgten der Kirchenchor und der Gesangsverein Frohsinn Kaltbrunn-Wittichen.

Im Anschluss zogen die Pilger, begleitet vom Musikverein Schenkenzell, in einer Prozession durch das Witticher Tal und fanden sich zum abschließenden Segen durch Pfarrer Adam Borek noch einmal in der Kirche ein. Während der Prozession übernahm die Feuerwehr Kaltbrunn die Verkehrsregelung.