Historiker Werner Schönleber stellt die Geschichte der militärischen Sperranlagen und der Bunker im Westen des ehemaligen Militärflugplatzes vor; ein Modell einer Atombombe liegt vor der Lagerhalle der Nuklear-Waffen, die hier in den 1960er-Jahren stationiert waren. Foto: Baublies

Die Bunker auf dem Nord-West-Areal des ehemaligen Lahrer Flugplatzes sind in den 1960-er Jahren militärisches Sperrgebiet gewesen. Historiker Werner Schönleber stellte die Geschichte am Samstag vor.

Etwa 50 Teilnehmer erkundeten mit Werner Schönleber die Geschichte der Bunker, die am nördlichen Teil zwischen der Einsteinallee und der Landebahn noch stehen. Der Historiker, der derzeit promoviert, arbeitet im Museum in der Tonofenfabrik. Die Exkursion veranstaltete das Museum.

Einer der charakteristischen Bunker hinter dem Parkplatz der Firma BSA trägt die Nummer 15. Nicht mehr so gut erkennbar ist die Aufschrift „US AFE“. Hier seien in den Jahren 1961 bis 1966 tatsächlich US-amerikanische Einheiten stationiert gewesen, erklärte Schönleber. „Im Kriegsfall wäre der Bunker für US-Flugzeuge genutzt worden.“

Frankreich hatte den ehemaligen Exerzierplatz aus dem zweiten Kaiserreich und späteren Zeppelin-Landeplatz Anfang der 1950er-Jahre als Stützpunkt genutzt und mit deutschen Steuergeldern nach und nach als Militärflugplatz ausgebaut. Schönleber erinnerte an die Situation zu Beginn des Kalten Krieges und den ersten „heißen Konflikt“, den Koreakrieg 1950. Aus einer geplanten Europäischen Verteidigungsgemeinschaft, die aus einem wiederbewaffneten Deutschland, Frankreich, Belgien und Holland bestehen sollte, wurde nichts. „Von hier starteten Aufklärungsflüge an die deutsch-deutsche Grenze.“ Die Flieger standen in weit zerstreuten Holzbaracken, bis diese ab dem Beginn der 1960er Jahre den massiven Bunkern wichen.

Ein Bunker wird heute von einem Reifenhandel genutzt

Die Verteidigungsstrategie der NATO hatte sich geändert. Aus einer „massiven Vergeltung“ – die NATO hätte eine russische Aggression, egal ob konventionell oder nuklear, sofort mit einem Atomschlag beantwortet – wurde die „flexible response“ (flexible Antwort). Das westliche Militärbündnis würde sich – je nach Art eines Angriffs des Warschauer Paktes – erst mit konventionellen Waffen verteidigen.

Der Rundgang hatte die Geschichte der Bunker zum Inhalt. An einer anderen Station erklärte Schönleber, dass die Kanadier, die nach dem Abzug der Franzosen den Militärflugplatz übernahmen, hier auch ein Husarenregiment stationiert hatten. An einer Betonmauer, über deren Funktion weder Pläne noch Karten etwas aussagten, war das Wort „HUSSARS“ noch zu erkennen.

Eine letzte Station war das ehemalige militärische Sperrgebiet, Richtung Landebahn. Einer der Bunker dort wird von einem Reifenhandel genutzt. „Wie das Areal damals aussah, wissen wir leider nicht mehr.“ Laut Schönleber waren hier in den Jahren 1963 bis 1966 vier immer startbereite Düsenflugzeuge der Firma Lockheed – Spitzname „Hun“ – stationiert. Diese hatten je eine Atombombe an Bord. Die Gefahr eines militärischen Konfliktes zwischen Ost und West und einer Bombardierung Lahrs gab es – so der Historiker im Rückblick – zu dem Zeitpunkt nie. Die Kuba-Krise 1962 war glimpflich ausgegangen. Die Atombomben waren weg, als mit dem Prager Frühling 1968 eine neue Gefahr drohte.

Bomben und Bunker

Der angehende Dr. Phil. Werner Schönleber hat vor drei Jahren in einem Vortrag in der Mediathek über Nuklearwaffen in Lahr berichtet. Danach hatten US-Truppen zwischen 1963 und 1966 sowie 1969 und 1970 Atombomben in Lahr gelagert. Vor dem erstaunlich kleinen Modell einer Mark 43, einer Atombombe mit einer Sprengkraft von einer Megatonne, erklärte der Historiker, dass hier neben den vier Bomben an den Fliegern 30 Atombomben (die anderen 15 gehörten zum Typ Mark 28) gelagert wurden. Schönleber stellte auf Nachfrage klar, dass diese Bomben keine Kontaminierung des Geländes zur Folge hatten.