Deutlich zu sehen sind die Biberspuren am Brigachufer in der Nähe der Kirche St. Marien an der Hermann-Fischer-Allee, also mitten im Stadtgebiet von Donaueschingen. Foto: Singler/© voren1 – adobe.stock.com

Vorkommen des Nagetiers wird erforscht. Damit hat Bettina Sättele als Expertin zu tun.

Sobald es um Biber geht, ist Bettina Sättele nicht weit. Denn sie ist in der Region die Biberbeauftragte. Und hat in dieser Funktion verschiedene Aufgaben – sie erforscht das Leben der Nagetiere.

Donaueschingen - Den größten Teil nimmt ihr zufolge die Konfliktberatung in Anspruch. Dabei arbeitet Sättele überwiegend mit Gemeinden oder Unternehmen zusammen und steht als Ansprechpartnerin zur Verfügung. Wo kann ein Biber bleiben, wo nicht? Muss ein Damm zugunsten der Ufersicherung weg? Sollen Bereiche an Gewässern verändert werden? Mit diesen und weiteren Fragen setzt sie sich auseinander. "Was viel Zeit braucht, ist die Kommunikation. Und Akten müssen auch aufgearbeitet werden", sagt sie.

Der Raum Donaueschingen ist laut der Expertin mindestens seit 2004 besiedelt. Bereits 1978 habe es eine erste Ansiedlung des Tieres gegeben. Doch damals sei der Biber von einem Auto überfahren worden und deshalb habe er sich nicht ausbreiten können. Die Anfänge des Nagers im Schwarzwald-Baar-Kreis liegen Sättele zufolge 2004 in Achdorf an der Wutach. Von dort sei der Biber nach Pfohren gewandert, wo er sich niederließ.

Tiere sind sehr flexibel

"In Bayern und der Schweiz wurde der Biber bewusst angesiedelt, aber in Baden-Württemberg nicht", erklärt Sättele. "In diesen Regionen haben sie sich dann vermehrt und ausgebreitet, bis sie schließlich zu uns gekommen sind", fügt sie an. Zur damaligen Zeit war die Expertin in Neudingen und Pfohren, um sich mit der Situation vertraut zu machen; heute wirkt Sättele hauptsächlich von Ühlingen-Birkendorf aus.

Von Pfohren sei der Biber in der Folge immer näher entlang der Donau in Richtung des Stadtgebiets von Donaueschingen herangekommen. Sowohl in Allmendshofen als auch im Gebiet Hüfingen habe sich das Nagetier ebenfalls wohlgefühlt. "Biber legen ordentliche Strecken zurück, egal ob über die Bundesstraße oder auf den Feldberg", so die Expertin. Die Tiere seien sehr flexibel "und kennen da nichts". Bei ihrem Gang versuchen sie sich Sättele zufolge so lange wie möglich an Gewässern aufzuhalten. "Wenn das nicht mehr geht, dann läuft er schon auch mal über die B 500 – so lange, bis wieder ein Gewässer kommt. Biber sind durch ihre Flexibilität ausgezeichnet." Weitere Gebiete, in denen sich das Tier aufhält, sind beispielsweise in Grüningen und Bruggen. "Aktuell geht die Besiedlung bis zur Kinzig", so Sättele. Rund um Villingen-Schwenningen sei er auch recht aktiv.

Nun ist der Biber auch schon im Donaueschinger Stadtgebiet angekommen; deutliche Nagespuren sind seit einiger Zeit in der Nähe der Kirche St. Marien an der Hermann-Fischer-Allee gut zu erkennen. Immer schiefer scheint ein dort vorhandener Baum zu stehen – eine Gefahr? Bei Gehölzen, vor allem im innerstädtischen Bereich, geht es in erster Linie um die Verkehrssicherungspflicht, erklärt die Expertin. Im Extremfall müsse vorzeitig gefällt werden, aber der zuständige Betriebshof Gewässer habe alles im Griff und überprüfe regelmäßig, wie es aussieht. Im Ernstfall würden zusätzliche Experten eingebunden.

Tiere können durchaus "garstig" werden

"Manchmal kann man vielleicht einen Teil des Gehölzes liegenlassen, damit der Biber etwas zum Entrinden hat. Da kommt es drauf an, was für eine Nutzung vorliegt und wo Biber zugelassen werden können." Während es Michael Koch als Zuständiger vom Regierungspräsidium Freiburg durchaus überraschend findet, dass sich Biber an großen Bäumen direkt am Brigachufer im Stadtgebiet aufhalten, sagt Bettina Sättele: "Das Tier kann sich ein Stück weit an menschliche Siedlungen anpassen und sich an den Menschen gewöhnen." Dennoch sei der Nager kein zahmes Haustier, sondern könne durchaus garstig werden.

Indes wirken sich Wetterextreme wie zuletzt starker Schneefall und Hochwasser auf das Leben des Bibers aus. Dämme – je nachdem, wo sie liegen – können laut Sättele Hochwasserrückhalt ausüben. Andererseits jedoch sei es bei enormen Wassermengen möglich, dass je nach Topografie und Struktur des Gewässer Dämme teilweise oder ganz wegbrechen. Gerade im Südschwarzwald sei das kein seltenes Phänomen.

Dass die Arbeit mit Bibern nicht immer planbar ist, zeigt dann die Tatsache, dass sich die Tiere nach solchen Hochwässern oft neu ausrichten und sich ihr Vorkommen verlagern kann. "Sie suchen sich dann neue Reviere", sagt Sättele. Manche aber würden Wetterextreme weniger gut überstehen: "Ich nehme manche Tiere auf und pflege sie für eine begrenzte Zeit. Ziel muss es sein, den Biber schnellstmöglich wieder auszuwildern."

Als Biberbeauftragte im Regierungsbezirk Freiburg ist Bettina Sättele keine staatlich Angestellte. Früher arbeitete sie laut eigener Aussage mit Amphibien. Nach und nach verstärkte sich der Wunsch, zu einer Verbesserung des Lebensraums an Gewässern beizutragen, erklärt Sättele. So sei sie zur Expertin für alles rund um den Biber geworden, bis sie sich ein Stück weit rein auf den Nager spezialisiert habe. Was es vorrangig braucht, um solch einen Job zu machen? "Man benötigt eine unheimliche Kenntnis und viel Erfahrung", fasst sie zusammen. Biber seien Tiere mit einer äußerst begrenzten Routine.