Naturprodukte im Blick: An der Theke des Albvereins gibt es Einiges zu entdecken. Foto: Ungureanu

Rund um das Thema Schäferei hat hat es sich am Wochenende auf der Gartenschau gedreht. Dabei ging es auch um die Bedrohung durch den Wolf.

„Lustig ist die Schäferei“, heißt es in einem alten Lied. Lustig? Von wegen: Über die Schwierigkeiten, den Fachkräftemangel, zahlreiche EU-Auflagen und die wachsende Bedrohung durch den Wolf hat Annette Wohlfarth vom Landesschafzuchtverband am Wochenende gleich mehrmals auf der Albvereinsbühne bei der Gartenschau berichtet.

Bei der Veranstaltung „Rund um die Schäferei – was wäre unsere Landwirtschaft ohne sie?“ ging es um die Kulturlandschaft, um die Wacholderheiden, um Natur- und Artenschutz.

Produkte aus der Schäferei wurden vorgestellt

Vor dem Pavillon der Volkstanzgruppe wurden Produkte aus der Schäferei vorgestellt, und die Spinn- und Handwebergruppe aus dem Haus der Volkskunst ließ das alte, fast vergessene Handwerk aufleben.

Wohlfarth sprach im Namen der rund 100 hauptberuflichen Schafhalter im Land, und von rund 7000 Betrieben, die schätzungsweise 200000 Tiere halten. „Sie sind wichtig für die Kulturlandschaft, beugen der Verbuschung der Heiden vor und fördern die Artenvielfalt“, sagte sie. Landschaftspflege sei nur durch Beweidung möglich.

Lammkönigin Anja Schmid

Ein Problem sieht Wohlfarth in der Rückkehr der Wölfe: Erstmals werde in Süddeutschland eine Rudelbildung erwartet, eine „natürliche Koexistenz“ gebe es noch nicht. Und: „Weidetiere sind für den Wolf einfacher zu erreichen als Tiere in freier Wildbahn.“

Der Schäfer-Nachwuchs fehlt

Mittlerweile mache die Verarbeitung von Fleisch und Wolle nur etwa 30 Prozent der Einnahmen in der Schäferei aus. Das restliche Geld komme aus der Vergütung für die Landschaftspflege. Warum das? Der Schäfer-Nachwuchs fehlt. Und bei einem Stundenlohn von knapp acht Euro würden sich viele überlegen, ob sie noch im Beruf bleiben sollten, meint Wohlfarth.

Wolle, sagte Wohlfarth, habe früher einen hohen Wert gehabt. Aber in den 1970er- und 80er-Jahren sei der Preis durch Produkte aus Kunststoff und Baumwolle stark gedrückt worden. Erschwerend komme hinzu, dass die deutsche Wolle relativ grob sei. „In Neuseeland haben die Schafe weniger Futter und Wasser, dadurch wird die Wolle fein. In Deutschland ist das aus tierschutzrechtlichen Gründen nicht möglich.“

Schäfer und Albvereinler verfolgen das gleiche Ziel

Anja Schmid, die amtierende Württemberger Lammkönigin, bestätigte im Interview mit Jörg Dessecker vom Landschaftspflegetrupp des Schwäbischen Albvereins die Schwierigkeiten, in denen die Schafhaltung steckt: „Früher konnte man davon leben. Heute kommt das Haupteinkommen aus der Landschaftspflege“, sagte sie. „Es gibt keine billigere Landschaftspflege als die Schäferei.“

Damit verfolgen Schäfer und Albvereinler das gleiche Ziel: „Es geht um die Kulturlandschaft“, sagte Manfred Stingel am Rand der Veranstaltung. „Es geht um Tradition und um Kultur.“

Deutlich wurde das auch in dem Film „Wacholder–Wolle–Wohlgenuss“, den das Haus der Volkskunst gedreht hatte, und der auf einem großen Bildschirm neben der Bühne gezeigt wurde.

Auf der Bühne selbst trat am Samstag und am Sonntag die Volkstanzgruppe aus Niederntudorf auf. Nach Balingen eingeladen hatte sie Dominik Weinert, der aus Nordrhein-Westfalen auf die Zollernalb gezogen ist, und der seit einiger Zeit im „Balinger Danzensemble“ vom Haus der Volkskunst mitmacht.