Der Musikverein Neufra mit Dirigent Jürgen Hirn (links). Sängerin Steffi Flaig beeindruckt gesanglich. Foto: Schwarzwälder Bote

Frühjahrskonzert: Die Musikvereine aus Neufra und Aichhalden ergänzen sich

Seit zehn Jahren dirigiert Jürgen Hirn den Musikverein Neufra. Dem "liebenswerten Doc", so nannte der Vorsitzende Rainer Christ den Augenarzt und passionierten Hobbymusiker, widmeten die Musiker das Motto des Frühjahrskonzerts: "Zehn Jahre Musik mit Hirn".

Rottweil-Neufra (kw). Konzertpartner war diesmal der Musikverein Aichhalden. Selbstverständlich wurde an diesem Abend in der gefüllten Karl-Stimmler-Halle nicht nur mit Verstand, den zweifelsohne jeder Musikant mitbringen sollte, musiziert. Alle Akteure auf der Bühne waren auch mit reichlich Herzblut und Spielfreude bei der Sache.

Neben der Ratio waren Emotionen mit im Spiel. Ergebnis: Die Zuhörer durften sich an einem breiten Querschnitt aus der Blasmusikliteratur erfreuen. Für die musikalischen Darbietungen gab es als Ausdruck aufrichtiger Wertschätzung reichlich Beifall.

Die Konstellation bei den beiden Kapellen war an diesem Abend recht unterschiedlich: Für die mit Besetzungsproblemen kämpfenden Gastgeber – sie waren auf einige "Aushilfen" angewiesen - war das Konzert eine Hommage an den treuen Dirigenten. Bei der renommierten und sehr gut besetzten Kapelle aus Aichhalden war das Konzert der erste Auftritt in der Ära nach Volker Braun. Der Rottweiler – er saß unter den Zuhörern – stand 15 Jahre lang in Aichhalden am Dirigentenpult und führte das Orchester zu einem beachtlichen Leistungsstand.

Der in der Region bekannte Holländer Jan Willems hat zu Beginn des Jahres dessen Nachfolge angetreten und möchte die erfolgreiche musikalische Entwicklung fortsetzen.

Die Neufraer Musiker hatten also ein musikalisches Schwergewicht ins Boot geholt. Auch das hoffnungsvolle Neufraer Jugendensemble mit Dirigentin Marion Schmidt war mit von der Partie. Mit ihren drei schon recht gut vorgetragenen Musikstücken ("Pirates oft the Caribbean", "May it be" und "Amadeus Rag") stimmten sie die Konzertbesucher auf den Abend ein. Der lautstarke Applaus dürfte die vier Mädchen und drei Buben weiter anspornen. Lob gab es für die Jugendlichen auch von Rainer Christ.

Etwas unkonventionell, mit viel Humor und einer kräftigen Prise Selbstironie moderierte Christ den Konzertabend und brachte selbst den Kreisverbandsvorsitzenden Ottmar Warmbrunn zum Schmunzeln. Bezeichnend der Programmauftakt der Neufraer Musiker: Mit "A Day of Hope" von Alfred Bösendorfer wollten sie die derzeitige positive und optimistische Grundstimmung im Verein zum Ausdruck bringen. Impressionen aus dem Land der Kelten vermittelte das Werk "Tir na nog" von Carl Strommen. Im Stück "Romance for Helene" blies Dirigent Hirn das Saxofonsolo, den Taktstock übernahm dessen Freund und Kollege Jan Willems. Dabei zeigte sich, wie eingespielt die einheimischen Musiker mit ihrem "Doktor" sind. Sie machten es Willems zunächst nicht ganz leicht, doch letztendlich klappte das Intermezzo doch noch.

Abschließend erklangen die Titel "American Treat" und das Swing-Arrangement "Sing, sing, sing" von Louis Prima. Jan Willems und seine Aichhalder Musiker meisterten die erste Standortbestimmung nach der Zäsur. Komplimente ("Das war ganz große Klasse") gab es vom Kreisverbandsvorsitzenden. Warmbrunn outete sich zudem als großer Fan von Sängerin Stefanie Flaig. Die Klarinettistin sorgte bei "Gabriella’s Säng" in schwedischer Sprache in der Halle für Gänsehautstimmung. Ihr großes Talent bewies sie auch mit Gesangspartner Dominik Dieterle bei "Zwei Welten auf einmal" aus dem Musical "Tarzan". Mitgebracht hatten die Gäste aus dem Programm ihres Weihnachtskonzerts die "Huckleberry-Finn-Suite" sowie das Solostück "Ost-West-Express" für zwei Xylophone (Michael Kreuzberger und Philipp Rogg). Nebenbei: Im Aichhalder Bassregister saß bei diesem Konzert Jürgen Hirn.