Amtsinhaber Ralf Broß ist einziger Kandidat für die OB-Wahl in Rottweil. Foto: Graner

Oberbürgermeister positioniert sich für Wahl am 7. Mai. "Wir sind auf dem richtigen Weg."

Rottweil - Fast wäre es nach guten 30 Minuten schon vorbei gewesen, dann gab es aber doch noch ein paar Fragen aus dem Publikum: Amtsinhaber Ralf Broß stellte sich am Donnerstagabend in der Stadthalle als einziger Kandidat zur Oberbürgermeisterwahl vor.

Eine Wahl mit nur einem Kandidaten ist naturgemäß eine überschaubare Sache – dementsprechend überschaubar war die Zahl der Zuhörer, die von Broß hören wollten, warum sie ihn erneut zum Oberbürgermeister wählen sollen, wie er sich selbst positioniert und wie er sich die Zukunft der Stadt vorstellt. Rund 90 Bürger lauschten aufmerksam und spendeten wohlwollenden Applaus. Es ging wahrlich schon hitziger zu in der Stadthalle.

Deutlicher Wahlsieg im Jahr 2009

Trotzdem nutzte Broß die Gelegenheit, kräftig um Stimmen zu werben. Schließlich gilt auch bei einem Alleinbewerber eine hohe Stimmenzahl und eine gute Wahlbeteiligung als Bestätigung für das Geleistete und gibt den nötigen Rückenwind für die weitere Amtszeit.

Rückblick: 2009 war sein deutlicher Wahlsieg gegen Amtsinhaber Thomas Engeser und zwei weitere Bewerber durchaus eine Überraschung gewesen. Bei der nun anstehenden Wahl am 7. Mai wird der Wahlzettel übersichtlicher aussehen. Zwar hatte sich zunächst mit Harald Becker aus Spaichingen ein weiterer Kandidat gemeldet – dann aber schnell wieder den Rückzug angetreten.

"Ich stelle mich erneut zur Wahl, weil ich davon überzeugt bin, dass wir uns gemeinsam auf dem richtigen Weg befinden", so Broß. Er erinnerte an die vielen zukunftsgerichteten Projekte, die umgesetzt worden seien, "ohne das Ziel des ausgeglichenen Haushalts aus den Augen zu verlieren": die Umgestaltung der Hochbrücktorstraße, das Parkierungskonzept, die Privatisierung des Spitals und den Neubau am Nägelesgraben, die Umnutzung des Polizeigebäudes in eine Jugendherberge, der Neubau des Feuerwehrhauses Feckenhausen, das Projekt Hochwasserschutz in Neufra und der Neubau der Feuerwache in der Kernstadt sind einige davon. Broß ging auch auf die Leitbilder Tourismus und Wirtschaft ein, die Sanierung Omsdorfer Hang und das städtebauliche Sanierungsgebiet "historische Innenstadt".

So weit, so gut. Doch Broß verhehlte nicht, dass es auch darum geht, WIE kontroverse Projekte umgesetzt werden. "Jeder macht Fehler, ich nehme mich da nicht aus", räumte er ein. Aus den "leidvollen Erfahrungen" in der Diskussion um die JVA-Standorte Stallberg und Bitzwäldle habe er seine Lehren gezogen. Man habe gesehen, wie emotionale Diskussionen zu tiefen Gräben führen können, die für ein konstruktives Miteinander hinderlich sind. Sein Fazit: "Eine lebendige Bürgergesellschaft braucht Angebote, die ein Mitreden ermöglichen."

Im zweiten Anlauf für die JVA habe man es dann geschafft, den "Bürgerdialog auf Augenhöhe" stattfinden zulassen. Gleiches sei jetzt beim Thema Fußgängerhängebrücke gelungen. "Bürgerbeteiligung wird auch in den nächsten acht Jahren einen Platz in unserer Kommunalpolitik einnehmen", versprach Broß. Allerdings könne "nicht jedes kontrovers diskutierte Projekt automatisch in einen Bürgerentscheid münden". Er sehe mit Sorge die um sich greifende Mentalität, den eigenen Interessen alles andere unterzuordnen. "Engagement muss sich am Gemeinwohl ausrichten." Auch künftig gebe es gemeinsam viel zu tun, darunter das Bauprojekt am Nägelesgraben oder die Umnutzung des alten Postgebäudes.

Und dann ist da noch der Thyssenkrupp-Testturm, das Leuchtturm-Projekt, das sich der Amtsinhaber bis zum Schluss seiner Rede aufhob. Die Aussichtsplattform werde sich zum Besuchermagneten entwickeln, ist er sich sicher, und wenn der Brückenschlag zur Innenstadt gelinge, könnten alle davon profitieren.

Es gab langen Applaus für seine Bewerberrede. Keine Fragen, keine Kritik? Nach Aufmunterung durch Bürgermeister Christian Ruf meldeten sich dann doch noch Zuhörer zu Wort. Christine Schellhorn fragte nach Visionen für die Zukunft, Broß nannte unter anderem den Ausbau der Naherholung in Stadtgraben und Neckartal, die Fahrradmobilität und einen funktionierenden Tourismus. Auf die Frage von Michael Wiest nach Angeboten für die Jugend kam Broß in Fahrt. Hier sei man gut aufgestellt, auch wenn "gewisse Leute" dies gern verdrängen. Dem Skatepark stehe man positiv gegenüber – es gelte aber, zunächst alles genau zu prüfen. In Sachen Bildung, so Broß auf die Frage von Schulleiter Stefan Steinert, müsse Rottweil als Standort stark bleiben. Auch hier sei man mit den anstehenden Investitionen und dem neuen Standort der Hochschule Furtwangen auf einem guten Weg.