Der Mariazeller Dorfladen ist zu einem beliebten Treffpunkt von Bürgern aller Generationen geworden. An schönen Tagen und bei warmen Temperaturen wird auch gerne die Möglichkeit genutzt, im Freien etwas zu konsumieren. Foto: Gemeinde Foto: Schwarzwälder-Bote

"Unser Laden": Bürger und Gemeinde brechen auf zu neuen Einkaufslösungen im Ort / Beispiel Eschbronn

Die Versorgung vor allem älterer und in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen mit Lebensmitteln und anderen wichtigen Utensilien des Alltags wird im ländlichen Raum immer problematischer.

Kreis Rottweil. In vielen Dörfern gibt es keinerlei Geschäfte mehr, selbst Bäcker und Metzger sind nicht mehr zu finden. Dem Kreisseniorenrat Rottweil bereitet diese Entwicklung Sorgen.

Bei der Mitgliederversammlung stellte nun Eschbronns Bürgermeister Franz Moser das Modell des von dem Verein "Bürger für Eschbronn" getragenen Dorfladens vor. Moser schilderte, wie die Idee, einen Dorfladen in Mariazell zu etablieren, aufgekommen und schließlich realisiert worden ist. Seit vielen Jahren gebe es in Mariazell kein Lebensmittelgeschäft mehr. Bei einer Ideenbörse zum Thema Folgen des demografischen Wandels für die Gemeinde Eschbronn seien die Fragen der Grundversorgung und eines Treffpunkts für die Bürger besonders diskutiert worden. Der Satz eines Bürgers habe ihn tief ins Herz getroffen, bekannte Moser: "Man trifft sich nur noch auf dem Friedhof."

Ein Dorf ohne Laden bedeute einen erheblichen Verlust an Lebensqualität. Der Trend in der Lebensmittelbranche gehe zu immer stärkerer Zentralisierung und größeren Einheiten. "Die Einrichtung eines Dorfladens ist ein Zeichen gegen diesen Trend und gegen die Mechanismen des Marktes", betont Moser. So hätten sich die Bürger von Locherhof und Mariazell dafür entschieden, einen Versuch zu wagen. Es sei der Verein "Bürger für Eschbronn" gegründet worden, um das Konzept eines durch die Mitglieder und damit die Bürger getragenen und finanzierten Dorfladens umzusetzen.

Gut 250 Bürger beider Ortsteile hätten Einlagen in Höhe von insgesamt 85 000 Euro erbracht, um den Umbau des alten Milchhäusles zum Dorfladen zu finanzieren. Außerdem hätten sich die Bürger beim Umbau mit sehr viel Eigenleistung engagiert. "Die Bürger sind sich bewusst, dass eine Rückzahlung dieser Einlagen sehr zweifelhaft ist. Das ist auch so im Kreditvertrag festgehalten", erklärt Moser. Es sei ein steiniger Weg, rund 150 000 Euro zu investieren, ohne zu wissen, ob dieses bürgerschaftliche Dorfladen-Konzept wie gedacht funktioniert. Von Beginn an sei es das Ziel gewesen, den Dorfladen nicht nur als reines Geschäft zu konzipieren, sondern auch als einen zentralen Kommunikations-Treffpunkt mit Service-Leistungen (Post, Lotto und anderes) und einer Café-Ecke.

"Unsere Bürger haben den Dorfladen sehr gut angenommen. Wir haben im Durchschnitt etwa 150 Kundenvorgänge am Tag. Der Umsatz stimmt. Der Dorfladen lebt von der Nähe zu den Bürgern, er weckt Emotionen. Wir erleben eine echte Belebung des Dorfkerns", unterstreicht der Schultes. Der Dorfladen habe sich zu einem Treffpunkt der Mariazeller und Locherhofer entwickelt. Das für einen Laden dieser Größe breite Sortiment richte sich flexibel nach dem Bedarf der Kunden und umfasse vor allem auch regionale Waren. "So findet der Kunde hier unter anderem Honig vom örtlichen Imker sowie Produkte aus einem bäuerlichen Hofladen", zeigte Moser auf. Wert habe man auf einen behindertengerechten, barrierefreien Ausbau gelegt. "Wir wollen ja, dass gerade die älteren Bürger hier einkaufen können und eine Anlaufstelle haben."

Der Eschbronner Bürgermeister verhehlt aber nicht, dass auch Schwierigkeiten und bürokratische Hürden überwunden werden müssen. Ohne die Unterstützung von Behörden wie des Landratsamts und des Finanzamts sei eine solches Projekt nicht am Leben zu erhalten. "Jeder Tag ist eine neue Herausforderung." Moser ist daher auch froh, dass jetzt organisatorische Probleme ausgeräumt sind und mit den neuen Pächtern Martin und Nicole Fischer aus Schramberg, die dort auch das Café Bohne führen, ein reibungsloser Übergang ohne jegliche Schließung des Dorfladens gewährleistet ist. Er ist überzeugt, dass das Ehepaar den Dorfladen mit dem gleichen Herzblut betreiben wird, wie ihr Café.

Aus Sicht von Winfried Halusa, dem Vorsitzenden des Kreisseniorenrats, ist der Dorfladen ein gutes Beispiel dafür, dass ein derartiges Projekt sich durch bürgerschaftliches Engagement im Schulterschluss mit der Kommune verwirklichen lasse. Er unterstrich die Bedeutung eines solchen Dorfladens für eine kleinere Gemeinde im ländlichen Raum.